Im November 2003 fiel Systor in Konkurs – zum grossen Schrecken der Klägerinnen, die in den Jahren zuvor grosse Summen in die vermeintlich potente UBS-Tochter investiert hatten. Die Bayerische Hypo- und Vereinsbank, die BNP Paribas, die Bayerische Landesbank, die Landesbank Baden-Württemberg sowie die IBM Deutschland Kreditbank fühlten sich über den Tisch gezogen und reichten Klage ein. Damit sind sie nun gescheitert, wie das Handelsgericht am Wochenende mitteilte. Zudem wurden sie verpflichtet, die Gerichtsgebühr von 724’000 CHF zu bezahlen sowie eine Prozessentschädigung für die UBS in der Höhe von 760’000 CHF.
Happige Vorwürfe
Die Deutschen hatten den UBS-Verantwortlichen Täuschung, Fehlinformation und das Verschweigen aufklärungspflichtiger Tatsachen vorgeworfen. Vor allem wollten sie nicht gewusst haben, dass die UBS schon 2001 intern beschlossen hatte, der Systor die konzernmässige Unterstützung zu entziehen. Damit habe sie der Systor die wirtschaftliche Überlebenschance entzogen. Das Handelsgericht kam in seinem Urteil aber zum Schluss, dass eine absichtliche Täuschung seitens der UBS nicht nachgewiesen worden sei. In dem schriftlich begründeten Entscheid von über 50 Seiten ist auch immer wieder von zu wenig konkreten Vorwürfen der Klägerinnen die Rede.
Geldabfluss hält an
Der Geldabfluss bei der UBS hält weiter an. Noch immer fliesse Geld aus der Bank ab, das Neugeld sei immer noch negativ, sagte UBS Verwaltungsrat Bruno Gehrig gemäss übereinstimmenden Berichten von «SonntagsZeitung» und «Sonntag» an einem Kundenanlass der PR-Agentur L&W Communications. «Insofern ist die UBS noch nicht über den Berg», so Gehrig weiter.
Turnaround im laufenden Jahr schaffen
Die Bank befinde sich aber auf dem richtigen Weg. «Wir wissen, was wir machen müssen, wir haben das Kostenprogramm, wir haben mit dem Brasiliengeschäft einen Teil der Bank verkauft und wir wissen, dass wir in der Investmentbank viel weniger handeln müssen», erklärte der Verwaltungsrat. Gehrig erwartet, dass die Bank den Turnaround in diesem Jahr schafft. «Im Verlauf dieses Jahres ist es möglich, dass wir wieder auf die Profitabilitätsschiene kommen», so seine Aussage gemäss Sonntagszeitung. Bezüglich Zeitpunkt nannte er das «Jahresende».
Rückkehr in Gewinnzone als Grundvoraussetzung
Um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, sei es entscheidend, dass die Bank wieder Gewinne schreibe. Das Vertrauen sei rasch verspielt, aber es dauert lange, bis es wieder zurück komme. In zwei bis drei Jahren sollte es wieder da sein, hofft Gehrig.
UEK-Präsident rechnet «nicht mehr» mit Übernahmeangebot
Der Präsident der Übernahmekommission UEK, Luc Thévenoz, rechnet «nicht mehr» mit einem Übernahmeangebot für die Grossbank UBS. Dies sagte er im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Es hätte «einige Monate lang ein nicht unbedeutendes Risiko» gegeben, «dass ein öffentliches Übernahmeangebot für die UBS bei der UEK eingetroffen wäre», sagte Thévenoz. «Das hätte mein Leben wohl ziemlich auf den Kopf gestellt».
«Tiefe Preise am Markt schaffen günstige Möglichkeiten»
Im Moment habe aber kaum jemand «Lust und Kapazität, eine so grosse Bank zu übernehmen». Generell gebe es zwar mehr Übernahmeangebote – seit Anfang Jahr seien bereits fünf neue Angebote veröffentlicht worden. «Die tiefen Preise am Markt schaffen günstige Möglichkeiten, aber die Fremdfinanzierung bleibt vorerst schwierig und teuer», sagte Thévenoz weiter. Da die Fälle immer komplexer würden, sei die Arbeit der Kommission auch entsprechend aufwendiger geworden. (awp/mc/ps/10)