Mit der Schaffung von bedingtem und genehmigtem Kapital will sich die Bank zudem Spielraum für die Zukunft schaffen. Doch für die Aktionäre dürften weniger die offiziellen Traktanden als vielmehr der Auftritt des neuen CEO Oswald Grübel im Zentrum des Interesses stehen. Mit Spannung werden seine Aussagen zum Geschäftsgang im ersten Quartal 2009 sowie zu seinen Plänen für die Erneuerung der UBS erwartet.
Vier Generalversammlungen im Jahre 2008
2008 lud die UBS ihre Aktionäre gleich vier Mal zu einer Generalversammlung. In teilweise stimmungsgeladenen Sitzungen genehmigten die Anteilseigner unter anderem im Februar eine Kapitalerhöhung um rund 13 Mrd CHF, wodurch der Weg für eine Beteiligung des Staatsfond GIC aus Singapur sowie eines ungenannten Investors aus Nahost frei wurde.
Rettungspaket gebilligt
Einer weiteren Kapitalerhöhung stimmten die Aktionäre an der ordentlichen GV vom April zu und wählten damals Peter Kurer in den Verwaltungsrat. An zwei weiteren ausserordentlichen Generalversammlungen im Spätherbst ernannten sie vier neue Mitglieder in den VR und stimmten schliesslich dem Rettungspaket durch die Schweizer Regierung zu.
Vom Marathon zum Spaziergang
Verglichen mit dem letztjährigen GV-Marathon gleicht der diesjährige Veranstaltungskalender der UBS einem Spaziergang. Die GV vom 15. April (10.00 Uhr, Hallenstadion Zürich) dürfte aber trotzdem von grossem – auch medialen – Interesse sein. Dabei wird weniger die Schaffung von bedingtem und genehmigten Kapital für Diskussionsstoff sorgen. Die Votanten dürften sich vielmehr mit Wünschen und Forderungen an den neuen CEO Oswald Grübel wenden, der Ende Februar Marcel Rohner abgelöst hat.
Strategieplan von Grübel erwartet
Nachdem sich Grübel bisher in der Öffentlichkeit wenig konkret geäussert hat, werden von ihm nun klare Aussagen, wohin er die UBS strategisch führen will, erwartet. «Welche Teile des Investment Banking will er behalten?» und «mit welchem Personalbestand soll die UBS in die Gewinnzone zurückgelangen?», sind nur einige der Fragen, welche die Aktionäre beantwortet haben wollen.
Führungsstruktur Schweiz verschlankt
Dass Grübel bereits eine klare Vorstellung hat, wie er die UBS wieder auf Erfolgskurs bringen will, lässt sich an den Massnahmen erahnen, die kurz nach seiner Wahl bekannt wurden. So wurde im März die Führungsstruktur in der Schweiz verschlankt und 55 Filialen des Wealth Management USA gingen an Stifel Financial über. Mit Ulrich Körner holte sich Grübel ausserdem einen Vertrauten aus CS-Zeiten zum COO.
Bis zu 8000 Stellen auf der Kippe?
In einem Rundschreiben an die Mitarbeiter schloss der neue CEO einen weiteren Personalabbau nicht aus. Medien spekulierten darauf, dass diese eine Reduktion von weiteren 8’000 Stellen bedeuten könnte. Noch unter Ex-CEO Rohner hatte die UBS beschlossen, die Zahl der Beschäftigten bis Ende 2009 auf 76’500 verglichen mit 81’557 Ende 2007 zu senken.
Tabula Rasa
Im Sinne einer Vergangenheitsbewältigung respektive eines Neustarts wird im Markt angenommen, dass Grübel an der GV Tabula Rasa machen könnte und entsprechend alle möglichen Verluste offenlegen wird. In den Medien wurde spekulierte, dass die UBS weitere Abschreibungen für Kreditabsicherung im Umfang von 2 Mrd CHF und für CLO (Credit Linked Obligations) «in einstelliger Milliardenhöhe» wird vornehmen müssen.
Bescheidenere Erwartungen an Villiger
Im Vergleich zu Oswald Grübel dürften die an Kaspar Villiger gerichteten Erwartungen vergleichsweise bescheidener sein. Der Alt-Bundesrat dürfte im Bankkonzern eine andere Rolle als Kurer spielen. Lezterer schränkte zwar durch die Abschaffung des Chairman’s Office, mit dem Ospel das Institut führte, bereits den Einfluss des VR-Präsidenten ein. Dennoch hielt er die Fäden in der Hand und setzte der Bank prioritäre Ziele, wie etwa die Lösung der juristischen Probleme in den USA.
Alt Bundesrat will für Vertrauen werben
Von Villiger wird dagegen eher ein Wirken im Hintergrund erwartet. Das Konzernsteuer wird er Grübel überlassen. Villiger erklärte bisher, er wolle als künftiger Verwaltungsratspräsident der UBS primär für Stabilität sorgen und dazu beitragen, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Neben Kaspar Villiger sollen auch Michel Demaré, Ann Godbehere und Axel Lehmann als neue VR-Mitglieder gewählt werden. Die drei VR-Kandidaten ersetzen die bisherigen Ernesto Bertarelli, Gabrielle Kaufmann-Kohler und Jörg Wolle.
Wahlen voraussichtlich unbestritten
Die Wahlen der drei neuen Mitglieder dürften kaum für Diskussionen sorgen. Einzig die Wiederwahl von Rainer Marc Frey, der vor einem Jahr ins Gremium berufen wurde, könnte (negative) Voten provozieren. Der Besitzer der Finanzgruppe Horizon21 war nach seiner Wahl wegen des Verkauf von UBS-Aktien in die Schlagzeilen geraten. (awp/mc/ps/21)