Verstärkt wird der UBS-Verwaltungsrat vorschlagsgemäss auch durch ABB-Finanzchef Michel Demaré, die ehemalige Swiss-Re-Finanzchefin Ann Godbehere und den Risikochef der Versicherung Zurich, Axel Lehmann. Sie erhielten mit 97 bis 98% ebenfalls viel Vertrauensvorschuss.
Kritiker in Swissair-Uniform
Villiger, der seine Verwaltungsratsmandate bei Nestlé, Swiss Re und der NZZ aufgibt, löst den zurückgetretenen VR-Präsidenten Peter Kurer ab, der mit Applaus verabschiedet wurde. Villiger will sich mit einem Jahresgehalt von 850′ 000 CHF zufrieden geben und auf Boni verzichten. Kritische Votanten warfen Villiger Versagen beim Untergang der Swissair vor. Ein Aktionär trat sogar in seiner ehemaligen Uniform der Fluggesellschaft auf und empfahl, den ehemaligen Finanzminister nicht zu wählen. Auch wurde auf die Krise beim Rückversicherer Swiss Re hingewiesen.
Auch Bertarelli, Kaufmann-Kohler und Wolle ausgeschieden
Aus dem UBS-Verwaltungsrat ausgeschieden sind neben Kurer Ex-Serono-Chef und Alinghi-Segler Ernesto Bertarelli, die Genfer Anwältin und Professorin Gabrielle Kaufmann-Kohler und der Chef des Handelskonzerns DKSH, Jörg Wolle. Bereits im vergangenen Herbst waren vier von zwölf Verwaltungsräten der UBS ersetzt worden. Es verbleiben nun noch drei Mitglieder des Verwaltungsrates, die beim Ausbruch der Subprime-Krise bereits dem Gremium angehörten.
Geringste Zustimmung für Rainer-Marc Frey
Die Verwaltungsräte Peter Voser, David Sidwell, Sally Bott, Rainer-Marc Frey, Bruno Gehrig und William Parrett wurden mit rund 95 bis 98% im Amt bestätigt. Die geringste Zustimmung erhielt Rainer-Marc Frey, der im letzten Herbst mit dem Verkauf von UBS-Aktien für Unverständnis gesorgt hatte.
Kunde, und nicht der Bonus im Zentrum
Für Villiger stellt die Wiedergewinnung des verlorenen Vertrauens die wichtigste Aufgabe dar. Dies brauche viel Arbeit und Beharrlichkeit. Die Vertrauenskrise habe nicht zuletzt auch hausgemachte Gründe. Der Kunde und nicht der Bonus müsse wieder im Zentrum stehen. Die UBS wolle auch darauf hinarbeiten, die Steuerzahler wieder aus der Haftung zu entlassen, erklärte Villiger.
Villiger verteidigt Grundsätze des Bankgeheimnisses
Ausserdem verteidigte Villiger das Schweizer Bankgeheimnis verteidigt. Das Offshore-Banking, also die Verwaltung ausländischer Vermögen in der Schweiz, sei «nichts Verwerfliches». Villiger sagte, er gehe davon aus, dass das Bedürfnis dafür eher noch steigen werde. «Aber die Steuervermeidung wird als treibende Kraft an Bedeutung weiter verlieren.» Viele Anleger wollten sich dennoch gegen politische oder finanzielle Instabilität in ihren Ländern schützen, «und sie haben ein Recht auf den Schutz ihrer Privatsphäre». Zudem suchten sie professionelle Qualität im Bankenservice. «Diese Bedürfnisse sind legitim und haben nichts mit Steuervermeidung zu tun.»
Absage an automatischen Informationsaustausch
Der automatische Informationaustausch, wie ihn etwa Deutschland fordert, sei ein Schritt zum gläsernen Bürger. Auch sei er nicht effizient. Villiger plädierte dagegen für einen Informationsaustausch im Einzelfall und auf Anfrage bei konkretem Verdacht auf Steuerhinterziehung oder -betrug «mit einer klug konzipierten Verrechnungssteuer bei Kapitaleinkünften».
Kurer fordert von der Politik konsequentes Handeln
Der abtretende Verwaltungsratspräsident Peter Kurer rief die Schweizer Politik auf, mehr Gelassenheit zu zeigen und konsequent zu handeln. «Die Praxis des Bankgeheimnisses wurde im Lauf der Geschichte immer wieder an die Situationen angepasst.» Zur Diskussion stehe nicht der Kern des Bankgeheimnisses, sondern die Information ausländischer Staaten im Rahmen des Amts- und Rechtshilfeverfahrens. «Die Existenz des Finanzplatzes wird durch eine Verbesserung unserer Zusammenarbeit mit ausländischen Staaten in diesem Bereich nicht gefährdet.»
Grübel will keine Grauzonen tolerieren
Der neue Konzernchef Oswald Grübel erklärte, er werde bei der Einhaltung der Gesetze und Vorschriften «keinerlei Verstösse oder Grauzonen tolerieren». In den USA war die UBS derart unter Druck geraten, dass sie rund 250 Kundendaten wegen Verdachts auf Steuerbetrug an die Behörden liefern musste, die ihr mit einer existenzgefährdenden Strafklage drohten. Immer noch im Raum steht die Forderung der US-Steuerbehörde IRS nach Übermittlung aller rund 48’000 US-Kundendaten. Diese Ausseinandersetzung im Rahmen des Instruments der «John Doe Summons» sei noch offen, sagte Kurer. (awp/mc/pg/28)