UBS KMU-Barometer: Zeiten bleiben schwierig

Im Branchenvergleich scheinen die KMU in der Industrie momentan am meisten unter der Konjunkturlage zu leiden. Für das 3. Quartal rechnen sie noch nicht mit einer Verbesserung der Lage. Erfreulicher sind die Umfrageresultate zum Lehrstellenangebot der KMU.


Anhaltende konjunkturelle Turbulenzen
Die Resultate aus der letzten Umfrage, welche UBS im Rahmen des UBS KMU-Barometers quartalsweise in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gewerbeverband durchführt, zeigen, dass die Schweizer KMU weiterhin mit konjunkturellen Turbulenzen zu kämpfen haben. So sanken im 2. Quartal die Umsätze und Gewinne weiter und auch die Beschäftigungsentwicklung war erneut negativ. Die Erwartungen zum 3. Quartal lassen noch nicht auf eine Verbesserung der Lage hoffen: Die Umsätze und Cashflows dürften weiter sinken, der Preisdruck leicht weiter steigen und auch in der Entwicklung des Personalbestands ist noch keine Trendwende in Sicht.


Lehrstellenmarkt intakt
Drei Viertel der von uns befragten KMU boten im letzten Jahr Lehrstellen an; sie beschäftigen im Durchschnitt 5,5 Lehrlinge. Das Lehrstellenangebot dürfte im Dienstleistungssektor und im Tourismus tendenziell ansteigen, während Auszubildende im Detailhandel eher auf ein vermindertes Angebot treffen werden. Insgesamt planen 83% aller befragten KMU im laufenden Jahr keine Veränderung ihres Lehrstellenangebots, 9% planen einen Ausbau und 8% einen Abbau. Im Lehrstellenmarkt dürfte sich das Angebot gemäss unserer Umfrage nicht gross verändern.


Industrie fasst die rote Laterne
Das Geschäftsklima der KMU in der Industrie ? berechnet auf der Basis der Umfrageresultate zu Produktion, Umsatz und Auftragseingängen ? verschlechterte sich im 2. Quartal erneut. Wiederum mussten die KMU eine Verminderung der Gewinne und des Cashflows hinnehmen.  Viele KMU in der Industrie leiden unter dem Einbruch des globalen Handels. Ihre Auftragseingänge schrumpften im Jahresvergleich stark, im Exportgeschäft stärker als im Geschäft mit Schweizer Kunden. In der Folge wurde die Produktion auf breiter Front gedrosselt, die Auftragsbücher sind geschrumpft und ein weiterer Produktionsabbau in den kommenden Monaten ist wahrscheinlich. Obwohl die KMU etwas weniger skeptisch ins 3. Quartal blicken, bleiben die Aussichten trüb und das Geschäftsklima wird gemäss Einschätzung der Umfrageteilnehmer auch weiterhin im tiefroten Bereich verbleiben.


KMU im Dienstleistungssektor relativ gut positioniert
Verglichen mit den grossen Dienstleistungsunternehmen verzeichneten die KMU im Dienstleistungssektor einen weniger starken Rückgang der Cashflows. Auch die Umsatzeinbussen fielen weniger markant aus, und so reduzierten die Dienstleister unter den KMU ihre Personalbestände nur leicht. Die Erwartungen für das 3. Quartal sind geringfügig optimistischer. Allerdings dürfte sich der Abwärtstrend im Personalbestand etwas verstärkt fortsetzen.


Flaute in der Tourismusbranche
Die Tourismusbranche leidet unter schrumpfenden Gästezahlen. Laut unserer Umfrage bei den KMU ist im 2. Quartal die Zahl der ausländischen Gäste im Jahresvergleich stärker geschrumpft als jene der inländischen. Hierbei dürfte die im vergangenen Jahr in der Schweiz durchgeführte Euro08 einen Einfluss gehabt haben. Hingegen dürfte das Ausbleiben der inländischen Gäste im 2. Quartal unter anderem auf die verschlechterte Konsumentenstimmung und die gestiegene Arbeitsplatzunsicherheit zurück zu führen sein. Die KMU konnten dem Preisdruck im Tourismus besser Stand halten als ihre grösseren Konkurrenten. Primär sind es die Preise in der Beherbergung, die dem Abwärtssog ausgesetzt sind. Die Preise in der Restauration blieben stabil.


Keine Änderung bei Preistrends erwartet
Diese Preistrends dürften im 3. Quartal anhalten. Allerdings gehen die befragten Branchenexponenten von einem noch stärkeren Rückgang der ausländischen Gästezahlen aus; die entsprechende Entwicklung der inländischen Gästezahlen dürfte ähnlich ausfallen wie im Vorquartal. Die KMU erwarten noch grössere Gewinn- und Cashflowrückgänge und planen eine weitere Reduktion des Personalbestands.


Gedämpfte Konsumlaune
Obwohl sich die Situation der kleinen und mittleren Detailhandelsunternehmen im 2. Quartal leicht verbessert hat (weniger starker Rückgang des Gesamtumsatzes und des Cashflow als noch im Vorquartal) zeigten sich die Detailhändler pessimistisch in Bezug auf die Entwicklung im 3. Quartal: Sie erwarten stärkere Rückschläge bei Gewinnen, Cashflows und Gesamtumsätzen. Während im Nahrungsmittelbereich die Umsätze stagnieren dürften, erwarten die KMU im Detailhandel noch stärker schrumpfende Umsätze, vor allem im Textilbereich, aber auch im Geschäft mit anderen Nichtnahrungsmitteln.


KMU im Baugewerbe unter Preisdruck
Die KMU im Baugewerbe hielten sich im Branchenvergleich relativ gut, mit weniger stark ausgeprägten Rückgängen im Gesamtumsatz und ohne Anzeichen einer Verminderung des Personalbestands im 2. Quartal. Allerdings ist der Preisdruck in dieser Branche am grössten, und die KMU sind davon ähnlich stark betroffen wie ihre grösseren Konkurrenten. Seit Anfang Jahr entwickeln sich Cashflows und Umsätze bei den befragten KMU insgesamt negativ. Auch im 3. Quartal dürfte sich daran nichts ändern. Die kleinen und mittleren Bauunternehmen rechnen damit, dass ihr unternehmerisches Umfeld mit einer weiteren Zunahme des Preisdrucks, einem verstärkten Rückgang der Gesamtumsätze und schneller sinkenden Auftragseingängen im Hoch- wie im Tiefbau schwieriger wird.


Neuerungen im UBS KMU-Barometer
Das UBS KMU-Barometer erfuhr diesen Sommer eine Auffrischung und präsentiert sich jetzt mit mehr Details zu Resultaten in einzelnen Branchengruppen wie Industrie, Dienstleistungssektor, Bau, Tourismus und Detailhandel. An der Umfrage von Mai und Juni nahmen 603 kleine und mittlere Unternehmen und zu Vergleichszwecken 177 Grossunternehmen teil. (ubs/mc/ps)


Methodik des UBS KMU-Barometers
Das UBS KMU-Barometer basiert auf einer Auswertung der seit 1975 durchgeführten UBS-Umfrage in der Industrie. Diese wurde im 3. Quartal 2006 um Dienstleistungsbetriebe ergänzt. Quartalsweise werden rund 1300 Betriebe (1000 KMU und 300 Grossunternehmen) befragt, die einen repräsentativen Querschnitt der schweizerischen Volkswirtschaft darstellen. Dabei werden Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten zu den KMU gerechnet. Die Auswertung erfolgt mittels sogenanntem Diffusionsindex: Das Resultat entspricht dem gewichteten Mittel des Anteils der Unternehmen mit sehr positiver und positiver bzw. negativer und sehr negativer Trendmeldung. Er vermittelt daher keine prozentualen Veränderungsraten.

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