«Den Scherbenhaufen, den die hochbezahlten Finanzakrobaten angerichtet haben, müssen die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen aufräumen». Die Risiken wälzten die Banker nun «schulterzuckend auf das Volksvermögen ab», schreibt die «Berner Zeitung» (BZ) in ihrem Kommentar.
Abhängigkeiten
«L’Express» und «L’Impartial» in Neuenburg erinnern daran, was an der UBS hängt: 25 000 Stellen, Kredite für 70 000 KMUs und 20 Prozent der Spareinlagen. «Ein Zusammenbruch dieses Bankenkolosses hätte mindestens dramatische Konsequenzen.»
Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt
Trotz des Volumens des Rettungspakets – 68 Milliarden Franken – findet der Zürcher «Tages-Anzeiger», dass deswegen «das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt».
Gewinne der Bank, Verluste dem Volk
Die «Tribune de Genève» stösst sich jedoch daran, dass die UBS aus der Rettungsaktion gestärkt hervorgeht, während die Milliardenrisiken via Nationalbank vom Volk übernommen werden. Dieses müsse «einmal mehr, die krassesten Irrungen eines Managements, das jährlich 24 Millionen Franken an Salären kassiert hat» ausbügeln. Das vom Bundesrat gewählte Modell, sei das «perfekte Beispiel der Privatisierung von Profiten und der Sozialisierung von Verlusten».
Konjunkturprogramm gefordert
«So möchte manch ein KMU auch geschäften», schilt der «Blick», «alles auf eine Karte setzen, und wenn’s schief geht nach Bern eilen». Die Zeche hätten alle zu zahlen: «Wir müssen den Gürtel enger schnallen. Lohnerhöhungen rücken in weite Ferne. Stellen werden nicht mehr sicher sein.» Der Bundesrat müsse deshalb auch ein Konjunkturprogramm auflegen.
Volkszorn
Dem Volkszorn hält die «Südostschweiz» entgegen: «All jenen, die sich darüber ärgern, dass man den Grossen hilft und die Kleinen hängen lässt, muss gesagt sein, dass das Hängenlassen der Grossen in dieser Situation auch die Kleinen zerstört hätte.» Der Staat habe seine Verantwortung wahrgenommen, «diese unsägliche Abwärtspirale der ganzen Volkswirtschaft zu stoppen».
Schweiz keine «Insel der Seeligen»
Doch genügen die Massnahmen, fragt manch Kommentator bang. «Hoffentlich hilft’s» titelt bespielsweise die «NZZ Online». «Zum einen können die internationalen Finanzmärkte der Schweiz einen Strich durch die Rechnung machen. Und – wie auch die Zeitungsausgabe der «NZZ» schreibt – ohne Vertrauen, werde «selbst der ambitionierteste Aktionsplan verpuffen». Doch gerade dort hapere es. Noch bei der Generalversammlung habe die UBS «Aktionäre, Mitarbeiter, Medien und Öffentlichkeit in die Irre geführt». Und der Bundesrat habe «vorgemacht, die Schweiz sei quasi eine Insel der Seeligen».
Regeln für die Branche
Künftig brauche es klare Regeln, verlangen mehrere Zeitungen, so bei den Löhnen der Banker. Gemäss «Tages-Anzeiger» sind diese «unter dem Aspekt der Leistungsgerechtigkeit eine groteske Verzerrung».
Schwäche der Grossbanken» nutzen
Der Staat müsse nun «die Schwäche der Grossbanken» nutzen, «um wieder die Oberhand zu gewinnen», fordert die BZ. «Indem er klare Grenzen setzt und von den Banken verlangt, was jeder Hauskäufer vorlegen muss: genügend Sicherheiten und Transparenz».
Gefragt ist keine Überreaktion
Die «NZZ» mahnt: «Gefragt ist keine Überreaktion in Form von Reregulierung auf breiter Front.» Die Politker bräuchten nun einen «kühlen Kopf», um «mit Reformen zu verhindern, dass sich die Fehler wiederholen». (awp/mc/gh/04)