Der vollamtliche UBS-Vizepräsident Stephan Haeringer räumt seinen Sessel ebenso wie der frühere Ciba-Chef Rolf Meyer, Stadler-Rail-Inhaber Peter Spuhler und Lawrence Weinbach, Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Yankee Hill Capital Management. Damit geht ein Drittel des zwölfköpfigen Gremiums von Bord. Wer nachrückt, ist offen. Die UBS kündigte lediglich an, dass die Wahl am 2. Oktober an einer ausserordentlichen Generalversammlung erfolgen soll – die bereits dritte Aktionärsversammlung in diesem Jahr.
«Erfahrene neue VR-Mitglieder»
Mit der Neubesetzung des Verwaltungsrats reagiert die UBS auf den Vorwurf, das Aufsichtsgremium habe zu wenig Fachkompetenz im internationalen Finanzwesen. Die Neuen sollen «über namhafte Erfahrung in Banking, Finanzen und Risikomanagement verfügen», wie es in der UBS-Mitteilung ausdrücklich heisst. Auf einen vollamtlichen Vizepräsidenten soll künftig verzichtet werden. Im Oktober wollen der Verwaltungsrat und der Strategieausschuss die Aktionäre über die Resultate ihrer «Überprüfung der Strategie der Bank und ihrer Geschäftsfelder» orientieren. Konkretere Angaben dazu machte die UBS nicht.
Gerüchteküche brodelt
Seit einigen Tagen kursieren am Markt Gerüchte, die UBS könnte ihr US-Vermögensverwaltungsgeschäft PaineWebber verkaufen. Zudem gibt es Aktionäre, die den Verkauf des Investment Banking fordern. Diese Sparte ist schuld an den Milliarden-Abschreibern, weil sich Händler mit US-Ramschhypotheken verspekuliert haben. Die UBS gehört zu denjenigen Banken, die von der Finanzkrise am heftigsten getroffen wurden. Sie musste bereits rund 40 Mrd CHF abschreiben. Dies machte zwei Kapitalerhöhungen erforderlich, über eine dritte wird spekuliert.
«No comment» zu Q2
Die UBS machte auch keine Angaben zum Verlauf des soeben zu Ende gegangenen zweiten Quartals. Analysten befürchten als Folge der Subprime-Krise weitere Abschreiber in Milliardenhöhe und den nunmehr vierten Quartalsverlust in Folge. Analysten gehen von einem Verlust in der Grössenordnung von 2 bis 5 Mrd CHF aus. Wegen dieser Unsicherheiten geht es mit der Aktie kontinuierlich abwärts. Am Dienstag sackte das Papier zeitweise auf 19,81 CHF ab – der tiefste Stand seit der Fusion von Bankgesellschaft und Bankverein vor über zehn Jahren. Der Kurs lag damit über einen Franken unter dem Ausgabepreis der letzten Kapitalerhöhung.
Börse quittiert Vertrauensverlust
Der Kurszerfall illustriert den Vertrauensverlust, den die UBS erlitten hat. Dem versucht Verwaltungsratspräsident Kurer mit einer neuen Organisation entgegenzutreten. Konkret sollen die Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Verwaltungsrat und operativer Führung voneinander klar abgegrenzt werden. Wie nach seiner Wahl angekündigt, hat Kurer das Chairman’s Office abgeschafft. In der Ära von Marcel Ospel war der dreiköpfige Präsidialausschuss, der zwischen dem Aufsichtsgremium und der Konzernleitung angesiedelt war, die eigentliche Machtzentrale in der Bank.
Mehr Macht für Marchionne
Mit der Abschaffung des Chairman’s Office sei die UBS einen wichtigen Schritt vorangekommen, heisst es in der Mitteilung. Die Aufgaben dieses Gremiums wurden einer erweiterten Zahl von Ausschüssen des Verwaltungsrats übertragen, einschliesslich eines Risiko- und Strategieausschusses. Mehr Macht erhält der unabhängige Vizepräsident Sergio Marchionne. Der Fiat-Chef übernimmt die Rolle eines Senior Independent Directors, also eines unabhängigen Vertreters der nicht im Unternehmen angestellten Verwaltungsräte. Marchionne war im Februar dem damaligen Präsidenten Ospel zur Seite gestellt worden. Analysten fanden zwar positive Worte für die überarbeiteten Regeln für eine gute Unternehmensführung (Corporate Governance). In ihren Kommentaren betonten sie aber die grossen Risiken: neben der Finanzkrise auch die Steueraffäre, in die die UBS in den USA verwickelt ist. (awp/mc/ps/23)