Die angeschlagene Grossbank UBS will offensichtlich auch bei der Informatik sparen, um wieder auf Kurs zu kommen. Wie die ‹SonntagsZeitung› jüngst berichtete, werden derzeit zahlreiche Informatikprojekte überprüft oder gestoppt. Am Donnerstag letzter Woche teilte der IT-Leiter der weltweiten Vermögensverwaltung, Rolf Olmesdahl, in einem E-Mail an die Mitarbeitenden mit, dass er das asiatische Projekt «Leveraging SSP» gestoppt habe. Das E-Mail liegt auch inside-it.ch vor. Darin schreibt Olmesdahl: «Unser CEO Oswald Grübel hat in seiner jüngsten Mitteilung festgehalten, dass wir unsere Kosten reduzieren müssen. Wir sind deshalb zur Zeit daran, alle IT-Ausgaben nochmals kritisch zu überprüfen.»
«Geschäftsumfeld fundamental verändert»
Wie die ‹SonntagsZeitung› erfahren hat, hätte die UBS-Kernbankensoftware für 80 Millionen Franken in Singapur aufgebaut werden sollen, 30 Millionen davon wurden offenbar schon verbaut. Begründet wird der Entscheid mit dem Rückgang der Geschäfte in der Region Asien-Pazifik (APAC). Das Geschäftsumfeld habe sich «fundamental verändert», schreibt Olmesdahl.
Wie UBS-Sprecher Andreas Kern gegenüber inside-it.ch sagt, laufen bei der UBS verschiedene Kostensenkungsmassnahmen. In diesem Rahmen werde auch in der IT gespart. Der Projektstopp betreffe nur das asiatische Geschäft. In der Schweiz bestehe die «grosse Informatikplattform» bereits seit fast vier Jahren. In Asien beginne man nun mit dem Rückbau. Im Klartext: Das alte System wird wieder installiert. Kern wollte keine Software-Namen nennen.
Milliardenprojekt «Strategic Solutions Program»
SSP steht für «Strategic Solutions Program». Im Rahmen dieses Milliarden-Projekts, das bereits 1998 begonnen hatte, ersetzte die UBS Ende 2004 ihre Unisys-Mainframes durch IBM-Grossrechner der z-Serie. Die Informatik-Plattform wurde von Grund auf erneuert. Wie ‹Computerworld› Anfang 2005 schrieb, erntete das SSP-Projekt auch Kritik. Kritisiert wurde vor allem, dass von der ursprünglich geplanten Ablösung der Bankensoftware Abacus durch eine komponentenbasierte Architektur «nicht viel übrig blieb» und die auf der alten Programmiersprache Cobol basierenden Applikationen einfach auf die IBM-Plattform übertragen wurden.
In einem Interview mit den UBS-Verantwortlichen, das die ‹NZZ› im April 2005 veröffentlichte, sagte Thomas Escher, damaliger IT-Leiter der Vermögensverwaltung: «Als wir 1998 anfingen, schätzte ich, dass das Projekt fünf bis sieben Jahre dauern und zwischen einer und eineinhalb Milliarden kosten würde. Wir sind innerhalb des Budgets geblieben, das ich damals genannt habe.»
Wie Escher damals sagte, arbeiteten zur Spitzenzeit weit mehr als 1000 Leute an diesem Projekt, das war im zweiten Quartal 2003. Escher: «Im Jahr 1999, als uns auch noch das Jahr-2000-Thema beschäftigte, mussten wir in hohem Mass auf externe Mitarbeiter zurückgreifen. Damals beschäftigten wir etwa 2000 externe IT-Spezialisten. Es herrschte Arbeitskräftemangel und mancher, der nur gerade einen Cobol-Kurs absolviert hatte, verkaufte sich als Programmierer für 200 Franken pro Stunde. Nach 2000 fingen wir an, externe Mitarbeiter abzubauen und die Exzesse bei den Lohnkosten zu reduzieren. Wir konnten aber über die Jahre den internen Mitarbeiterbestand im IT-Bereich etwa gleich halten.» (Inside-IT/mc)