UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel: «Wir haben enttäuscht, wir sind enttäuscht»
Nachdem Ospel während Tagen geschwiegen hatte, äusserte er sich am Wochenende via Interviews mit der `Finanz und Wirtschaft`, der `Neuen Zürcher Zeitung` und der `SonntagsZeitung` erstmals zum Vier-Milliarden-Abschreiber in den USA und dem damit verbundenen Verlust von bis zu 800 Mio CHF im dritten Quartal: «Wir haben enttäuscht, wir sind enttäuscht.»
Verlust habe sämtliche Erwartungen übertroffen
Der Verlust habe sämtliche Erwartungen übertroffen, sagte Ospel. Die schlimmsten Befürchtungen hätten sich bewahrheitet. Die Auswirkungen der Zinsentwicklung seien falsch eingeschätzt worden. Für ihn selber hat der Rückschlag direkte Konsequenzen: «Ich gehe davon aus, dass der Kompensationsausschuss des Verwaltungsrats meinen Lohn zurücknimmt.»
Quartalsverlust sei zu verkraften
Der Quartalsverlust sei aber zu verkraften, sagte Ospel. Trotz allem werde die UBS für die ersten neun Monate 2007 insgesamt einen Vorsteuergewinn von etwa 10 Mrd CHF ausweisen. Im vierten Quartal sollte sich die Lage wieder einigermassen normalisieren. Falls die sanfte Landung der US-Wirtschaft gelinge, wirke sich das positiv auf die Kreditmärkte aus.
Maximale Transparenz geschaffen
Ospel wies den Vorwurf zurück, die Öffenlichkeit sei zu spät über die Verluste informiert worden: Die UBS habe als erster Marktteilnehmer sofort nach Quartalsende maximale Transparenz geschaffen. Er nahm auch den Verwaltungsrat der Grossbank in Schutz: Das Aufsichtsgremium habe seine Pflicht wahrgenommen.
Investment Banking nicht abspalten
Trotz des Milliardenabschreibers wegen der US-Hypothekenkrise will die UBS ihr Investment Banking nicht abspalten. Solchen Forderungen erteilte Ospel eine klare Absage: «Das ist kein Thema.» Denn die Zahl der Transaktionen zwischen Investment und Private Banking nehme ständig zu, und von der Innovationskraft des Investment Banking profitierten auch die anderen Geschäftsbereiche.
UBS scheut das Risiko nicht
Im Investment Banking sei vorübergehend mit einer Abschwächung zu rechnen – bei der UBS wie bei anderen Banken. Die Branche werde in den nächsten Monaten vorsichtig bleiben. Dennoch scheut die UBS das Risiko nicht: «Wir wollen das Investment Banking über die Zeit erfolgreich betreiben, was eine gewisse Risikofähigkeit verlangt.» Es wäre falsch, hier attraktive Wachstumschancen zu vergeben.
In den USA zu grosse Risiken eingegangen
Kritik einstecken musste Ospel von der Eidg. Bankenkommission (EBK): Die UBS sei in den USA zu grosse Risiken eingegangen, sagte EBK-Direktor Daniel Zuberbühler in der `Samstagsrundschau` von Schweizer Radio DRS. Bei den verbrieften Hypothekarforderungen seien die Gefahren unterschätzt worden. Die EBK will nun höhere Eigenmittelpolster im Investment Banking verlangen.
Rating-Agenturen künftig überwachen
Die Kreditkrise dürfte überdies Auswirkungen auf die Kontrolle der Rating-Agenturen haben, sagte Zuberbühler. Früher oder später werde die EBK oder die künftige Finanzmarktaufsichtsbehörde (FINMA) die Rating-Agenturen nicht nur formell anerkennen, wie dies heute der Fall ist, sondern auch überwachen müssen. Den Rating-Agenturen wird vorgeworfen, sie hätten selbst dann noch beste Noten für Finanzprodukte vergeben, als die Probleme am US-Markt für verbriefte Hypotheken längst bekannt gewesen seien. (awp/mc/ab)