UBS Vorschau auf das 2. Quartal 2005: Temporär verlangsamte Industriekonjunktur
Die aktuelle UBS-Quartalsumfrage vom März bei rund 300 Firmen des verarbeitendenGewerbes belegt, dass sich die Abschwächung der Industriekonjunktur Anfang 2005 akzentuiert hat. Insbesondere die Binnenkonjunktur erlitt einen recht starken Dämpfer. Aber auch die Exportnachfrage entwickelte sich weniger dynamisch als erhofft. Dennoch zeugen die in der Umfrage ausgewerteten Geschäftsindikatoren nach wie vor von einer insgesamt ansprechenden Wirtschaftslage. Nachdem die Unternehmen im dritten Quartal 2004 den Höhepunkt in ihrer Aktivität erreicht hatten, ist der Geschäftsgang inzwischen auf das langfristige Mittel der letzten rund 30 Jahre gesunken. Die Firmen sehen in der jüngsten Konjunkturabkühlung auch insofern keinen besonderen Grund zur Sorge, als sie bereits im laufenden Quartal von wieder anziehenden Geschäften ausgehen.
Geschäftsgang hat sich normalisiert
Gemäss UBS-Umfrage wiesen im ersten Quartal die Indikatoren Auftragseingang, Produktion, Umsatz und Arbeitsvorrat im Saldo (Differenz zwischen dem Anteil positiver und negativer Antworten der Unternehmen) geringere Werte auf als im Vorquartal. Sie blieben jedoch durchwegs im Expansionsbereich. So meldeten 43% der Umfrageteilnehmer höhere Bestellungseingänge und 39% der Firmen konnten den Umsatz steigern, während 24% bzw. 27% einen Rückgang in diesen Indikatoren hinnehmen mussten. Dass die Erträge erstmals nach vier Quartalen wieder schrumpften, ist sowohl auf die anhaltende Erosion der Verkaufspreise als auch auf die teils markant höheren Material- und Energiekosten zurückzuführen. Der seit 13 Quartalen anhaltende Personalabbau ist in den meisten Industriezweigen noch nicht zum Stillstand gekommen. Bei lediglich 19% der Firmen war der Personalbestand Ende März höher als ein Jahr zuvor, bei 28% der Betriebe hat die Belegschaft jedoch abgenommen.
Breit gefächerte Branchentrends
Innerhalb der erfassten Industriezweige zeichnen sich unterschiedliche Entwicklungen ab: Während sich die Branchenkonjunktur mehrheitlich verlangsamte, verzeichnete die Kunststoffindustrie einen stabilen Trend, und Druck & Grafik befand sich sogar im Auftrieb. In der Papierindustrie sind zwar Ansätze einer Aufhellung der recht düsteren Branchenkonjunktur auszumachen; zusammen mit dem Textilgewerbe und dem Maschinenbau ist sie jedoch die einzige Branche, deren Geschäftsgang sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat. Am oberen Ende des Spektrums behaupteten sich die Metall-, Uhren- und chemisch-pharmazeutische Industrie als Wachstumsleader.
Chancen für Erholung sind intakt
Für die Monate April bis Juni rechnen die Firmen aufgrund einer stärkeren inländischen wie ausländischen Nachfrage mit einem Aufschwung, der sich sowohl in einem höheren Umsatzwachstum als auch in verbesserten Erträgen spiegeln sollte. So erwarten immerhin 47% der befragten Firmen einen Zuwachs, jedoch nur 14% einen Rückgang beim Umsatz. Dank gesteigerter Produktion erwarten die Betriebe auch einen leicht höheren Auslastungsgrad ihrer Maschinenparks. Eine Trendumkehr lässt dagegen sowohl bei den Verkaufspreisen als auch beim Personal weiter auf sich warten; beide Indikatoren dürften erneut negativ tendieren.
Schwer interpretierbarer Konjunkturindikator
Analog zum schwächeren Geschäftsgang der Industrie im 1. Quartal deutet der UBS-Konjunkturindikator auf eine Wachstumsabschwächung in der ersten Jahreshälfte hin. Dieses Trendbarometer, das ausschliesslich aus den effektiven Resultaten der Umfrage berechnet wird, jedoch die Erwartungen der Umfrageteilnehmer ausblendet, zeigt mit zwei Quartalen Vorsprung auf die offiziellen BIP-Zahlen den kurzfristigen Wirtschaftsverlauf in der Schweiz jeweils recht zuverlässig an. Diesmal ist es jedoch nicht leicht zu interpretieren, da es für das vierte Quartal ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum andeutet als gemäss provisorischen Zahlen der volkswirtschaftlichen Geamtrechnung realisiert wurde (+1,2%). Dies könnte ein Indiz für einen differenziert greifenden Wendepunkt sein, aber auch die Möglichkeit einer späteren Revision der BIP-Zahlen nach oben signalisieren.