Über 700 Zivilkläger wollen an Schmidheiny-Verfahren teilnehmen

Schmidheiny und de Cartier droht ein Prozess wegen Asbests in italienischen Eternit-Fabriken. Die beiden ehemaligen Besitzer von vier Asbest-Fabriken der Eternit S.p.A. (Italien) sollen Sicherheitsmassnahmen am Arbeitsplatz unterlassen haben und darum für zahlreiche asbestbedingte Krankheiten und Todesfälle verantwortlich sein. Ihnen wird vorsätzliche Verursachung eines Unglücks vorgeworfen. Schmidheiny und de Cartier sollen sich in 2889 Fällen für die Krankheit ehemaliger Mitarbeiter verantworten, forderte Staatsanwalt Raffaele Guarinello am Donnerstag vor Gericht.


Vorverhandlungen im Gange
Die Vorverhandlungen im Fall haben am Montag begonnen. Dabei geht es um Arbeiter, welche zwischen 1973 und 1986 in den italienischen Eternit-Werken beschäftigt waren. Es handelt sich um das Jahr der Übernahme der italienischen Fabriken durch de Cartier und Schmidheiny sowie das Jahr des Konkurses der italienischen Werke. Eine Richterin in Turin will am 22. April entscheiden, wer als Zivilkläger im Verfahren zugelassen werden soll. Sie wird auch beschliessen, ob die Voraussetzungen für einen Prozess gegeben sind. Wann dies der Fall ist, steht noch offen.


«Solides Verteidigungsmaterial»
Die italienischen Rechtsanwälte Schmidheinys, Astolfo Di Amato und Guido Carlo Alleva, berichteten, dass sie der Richterin solides Verteidigungsmaterial vorlegen werden, um die Vorwürfe zu bestreiten. Sie erhofften sich ein ausgewogenes Verfahren. Vorbildhafte Strafen fordert der Verband der Asbest-Opfer in Italien. «Ich hoffe, dass es zu einem grossen Prozess kommen wird, bei dem es klar sein wird, wie riesig die Gesundheitsschäden sind, welche die Mitarbeiter erlitten haben», sagte Präsident Bruno Pesce.


«Multinationale der Opfer» aufgebaut
Der Verband habe Unterstützungsbotschaften aus der ganzen Welt erhalten und eine «Multinationale der Opfer» gegen die Eternit S.p.A. (Italien) aufgebaut, sagte Pesce weiter. Der Ex-Eternit-Mitarbeiter Nicola Pondrano warnte, dass in Casale Monferrato in der Region Piemont, in dem sich ein italienisches Eternit-Werk befand, immer noch Menschen wegen der Auswirkungen des Asbests erkranken. Es ist ein «endloses Massaker». Allein in Casale werden jährlich 45 Tumorfälle diagnostiziert, sagte Pondrano. (awp/mc/ps/26)

Schreibe einen Kommentar