Übernahme der AUA durch Lufthansa noch offen

Die Übernahme wird aber nur dann erfolgen, wenn Lufthansa insgesamt auf mindestens 75 Prozent der Anteile kommt. Ob diese Marke erreicht wird, war am Montag noch unklar. Mit der Feststellung der Quote wird erst in den nächsten Tagen gerechnet. Der Präsident des Interessenverbandes für Anleger in Österreich, Wilhelm Rasinger, zeigte sich optimistisch für die Übernahme durch die Lufthansa. «Ich bin überzeugt, dass sie locker über 75 Prozent kommen», sagte Rasinger. «Die Vernunft spricht einfach für dieses Angebot.» Er halte es für wahrscheinlich, dass die deutsche Airline in die Nähe von 90 Prozent kommen werde.


Weitere Hürden
Die Lufthansa bietet den Aktionären jeweils 4,49 Euro pro Anteil. An der Wiener Börse wurden die Scheine am Montagnachmittag allerdings für unter 4,00 Euro gehandelt. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Markt noch Zweifel am Gelingen der Übernahme hat. Für die Übernahme gibt es auch noch weitere Hürden: So muss unter anderem die EU-Kommission der Übernahme unter kartellrechtlichen Aspekten zustimmen. Bis zum 17. Juni will sie entscheiden, ob es Bedenken gibt und dann gegebenenfalls eine eingehende Untersuchung beginnen. Auch ein Sanierungszuschuss aus Wien in Höhe von 500 Millionen Euro muss noch genehmigt werden.


Selbständig nach Übernahme
Lufthansa hatte sich mit der österreichischen Staatsholding ÖIAG geeinigt, dass sie deren Anteile von knapp 42 Prozent bekommen kann. Dafür zahlt sie 366.000 Euro und je nach Entwicklung der Airline und des Lufthansa-Aktienkurses einen Nachschlag von bis zu 164 Millionen Euro. Bei einer kompletten Übernahme der AUA müsste Lufthansa im Höchstfall gut 382 Millionen Euro zahlen. Nach der Übernahme soll die AUA eine selbstständige Gesellschaft innerhalb des Lufthansa-Konzerns bleiben. Als Vorbild gilt dabei die Übernahme der Schweizer Swiss durch Lufthansa.


AUA tief in den rotern Zahlen
Die AUA zählte im vergangenen Jahr 10,7 Millionen Passagiere, die Lufthansa kam einschliesslich Swiss auf 70,5 Millionen Fluggäste. Im ersten Quartal dieses Jahres geriet die AUA tiefer in die Krise und erlitt einen Verlust von 88,1 Millionen Euro nach 60,4 Millionen Euro Verlust im Vorjahresquartal. Daher gab es in den vergangenen Wochen auch Spekulationen, Lufthansa habe gar kein Interesse mehr an einem Kauf. Lufthansa selbst hatte im ersten Quartal erstmals seit drei Jahren wieder einen Verlust ausgewiesen. Unter dem Strich lag das Minus bei 256 Millionen Euro, im Vorjahresquartal gab es einen Gewinn von 44 Millionen Euro.


Die Staatsholding ÖIAG widersprach unterdessen einem Bericht des «Handelsblatt», wonach sie der Zeitung bestätigt habe, dass sich bis zum Sonntagmittag erst gut 60 Prozent der AUA-Aktionäre für Lufthansa entschieden hätten. (awp/mc/ps/12)

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