Ueli Manser, Direktor Appenzeller Kantonalbank
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Manser, die Appenzeller Kantonalbank hat ein Rekordjahr hinter sich. Der Reingewinn stieg 2007 um 12,8 % auf 10.0 Mio. Franken, der Bruttogewinn legte leicht auf 20,9 Mio. Franken zu. Wie werten Sie das Ergebnis und das Umfeld, in dem es zu Stande gekommen ist?
Ueli Manser: Ich freue mich, dass ich im meinem ersten Jahr als Leiter der Appenzeller Kantonalbank das letztjährige Rekordergebnis nochmals leicht übertreffen konnte. Dies war nur dank einem sehr hohen Einsatz der Mitarbeitenden, dem funktionierenden Teamwork sowie einem positiven Marktumfeld möglich.
Das Zinsengeschäft ist mit einem Anteil von 75 % am Bruttoertrag der mit Abstand wichtigste Ertragspfeiler der Appenzeller Kantonalbank. 2007 konnte der Ertrag um 0,9 auf 28,3 Mio. Franken gesteigert werden, die Zinsmarge hat sich aber verengt. Was sind die Gründe?
Bei einem erhöhten Zinsniveau wurden Umschichtungen von Sparprodukten auf höher verzinsliche Festgelder und Kassenobligationen vorgenommen. Im Weiteren sind die Margen auf den Festhypothekensätzen weiter zurückgegangen, auch wegen unserer zurückhaltenden Politik, die Hypothekarsätze zu erhöhen.
«Das Wachstum zeigt, dass wir immer mehr auch als Anlage- und Vorsorgebank wahrgenommen werden.» (Ueli Manser, Direktor Appenzeller Kantonalbank)
Im Hypothekargeschäft konnte das Volumen um 50 Mio. auf 1,55 Mrd. Franken erhöht werden. Was hat das Geschäft in diesem Bereich gekennzeichnet und von welcher weiteren Entwicklung – auch der Zinssätze – gehen Sie aus?
In einem guten wirtschaftlichen Umfeld wird im privaten wie auch im geschäftlichen Sektor investiert. Davon profitiert auch das Hypothekargeschäft. An den Geld- und Kapitalmärkten hat sich das Zinsniveau generell nach oben angepasst. Diverse umliegende Banken haben aufgrund dieser Entwicklung den Zinssatz für variable Hypotheken um 0,25 % erhöht. Im Moment warten wir mit diesem Zinsschritt und beobachten weiterhin die Entwicklung an den Finanzmärkten. Von den höheren Zinsen können unsere Kunden jedoch bereits heute profitieren, sei es mit attraktiven Kassenobligationen- und Festgeldzinssätzen oder mit einer Fondsanlage in vielfältige Swisscanto-Produkte.
Die von der Appenzeller Kantonalbank verwalteten Vermögen legten um 14,9 % oder 207 Mio. Franken auf 1,593 Mrd. Franken zu. Erwarten Sie eine Fortsetzung dieses Wachstums und was unternimmt Ihre Bank, um Ihre Position im Anlage- und Vorsorgebereich zu stärken?
Das Wachstum zeigt, dass wir immer mehr auch als Anlage- und Vorsorgebank wahrgenommen werden. Im letzten Jahr haben wir einen zusätzlichen Anlageberater sowie einen Finanz- und Vorsorgeplaner angestellt. Damit können wir den gestiegenen Kundenbedürfnissen noch besser gerecht werden.
Die Kreditkrise erschüttert die Finanzwelt – Gibt es infolge der Kreditkrise verunsicherte Kunden der Grossbanken, die einen Wechsel zu Ihrer Bank ins Auge fassen? Ist die Kreditkrise generell als Chance für kleinere Banken?
Die APPKB hat immer einen gewissen Zugang von Neukunden. Dies spüren wir im Moment etwas stärker.
Wie beurteilen Sie die Folgen der Kreditkrise und welches sind die Lehren, die daraus gezogen werden sollten?
Die Folgen der Kreditkrise werden uns noch einige Zeit begleiten. Bis absolute Klarheit über diese sogenannten Subprime-Kredite und den definitiven Abschreibungsbedarf besteht, werden die Finanzmärkte weiterhin teilweise turbulent bleiben. Solche Zeiten bieten aber immer auch wieder interessante Einstiegschancen.
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Die Appenzeller Kantonalbank ist mit dem Hauptsitz in Appenzell und drei Geschäftsstellen präsent. Wie schätzen Sie die Wichtigkeit der Präsenz einer Kantonalbank in Zeiten zunehmender Automation sein?
Unser Markgebiet ist AI und AR. In AR haben wir keine physische Präsenz. Einerseits sind die Wege von AR zum Hauptsitz in Appenzell oder unserer Niederlassung in Oberegg relativ kurz und andererseits verbinden viele Kunden einen Bankbesuch bei uns mit einem Ausflug nach Appenzell. Im Weiteren werden auch viele Geschäfte via Telefon oder Internet abgewickelt. Wir verzeichnen auch immer wieder Kundenzugänge ausserhalb der Kantone AI und AR. Das zeigt, dass Kundennähe nicht eine Frage der Distanz ist, sondern vor allem der persönlichen Beratung.
Wie rege wird das E-Banking der Appenzeller Kantonalbank genutzt, bei den Zahlungsaufträgen einerseits, bei den Börsenaufträgen andererseits?
Im Zahlungsverkehr wickeln wir ca. 60 % über das Internet ab. Bei den Börsenaufträgen sind es rund 10 %. Hier legt der Kunde nach wie vor grossen Wert auf das persönliche Gespräch mit dem Anlageberater.
«Kundennähe verstehen wir primär als persönliche Beratung, am Telefon, bei einem Besuch auf der Bank oder beim Kunden zu Hause.» (Ueli Manser, Direktor Appenzeller Kantonalbank)
Ist ein Ausbau des Filialnetzes mit einer Filiale im Ausserrhodischen ein Thema?
Im Strategieprozess 2007 haben wir festgelegt, dass wir in AR keine Filiale eröffnen. Dagegen vergrössern wir zurzeit den Hauptsitz in Appenzell durch die Erstellung eines Erweiterungsbaus. Wir wollen die Kräfte bündeln und hier weiter wachsen. Für die Kundennähe ist nicht primär eine Niederlassung vor Ort notwendig. Kundennähe verstehen wir primär als persönliche Beratung, am Telefon, bei einem Besuch auf der Bank oder beim Kunden zu Hause.
2007 war Ihr erstes Jahr als Direktor der Appenzeller Kantonalbank. Mit welchen Zielen und Erwartungen haben Sie Ihr Amt angetreten und wie haben sich diese Erwartungen erfüllt?
Das Ziel war, dass ich die positive Entwicklung meines Vorgängers Bruno Dörig weiterführen kann. Mindestens bis jetzt ist mir dies gelungen. Das Wichtigste für mich war, dass ich sofort den Draht zu den Mitarbeitenden finde und dass mich die Kunden positiv aufnehmen. Aus meiner Sicht wurden diese beiden Ziele vollumfänglich erreicht. Die Mitarbeitenden nehme ich hoch motiviert wahr. Wir bauen weiterhin auf Kundentreue und profitieren von der positiven Mund-zu-Mund-Propaganda durch unsere Kundschaft. Ich danke an dieser Stelle unseren Kundinnen und Kunden und den Mitarbeiterteams. Ich freue mich auf die weiteren Jahre bei der Appenzeller Kantonalbank.
Herr Manser, wir bedanken uns für das Interview.
Zur Person – Ueli Manser:
geb. 1964, 1980 Kaufmännische Lehre bei der Appenzeller Kantonalbank, 1985 Wechsel in die Treuhandbranche, 1989 Eintritt in die OBT AG, St. Gallen, 1990 Treuhänder mit eidg. Fachausweis, 1992 eidg. dipl. Treuhandexperte, 1993 Niederlassungsleiter der OBT AG, Appenzell, 1996 Mitglied Kompetenzzentrum MWSt der Treuhand-Kammer, 2002 Partner und Fachbereichsleiter Steuern und Recht der OBT AG St. Gallen und Zürich, 2002 eidg. dipl. Steuerexperte, 2005 Kantonsrat AI, Mitinitiant Drehrestaurant Hoher Kasten AI, 2007 Gesamtleiter Appenzeller Kantonalbank