Für das zweite Halbjahr rechnet Philips-Chef Gerard Kleisterlee aber zumindest operativ mit einer Besserung. Das strikte Sparprogramm beginne sich auszuzahlen, sagte er. Das werde sich in der zweiten Jahreshälfte noch deutlicher zeigen. Im frühen Handel war die Aktie gefragt.
Weitere Einschnitte möglich
Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage will Kleisterlee auch nicht vor weiteren Einschnitten zurückscheuen. Philips hatte sein Sparprogramm nach dem ersten Quartal von 400 auf 500 Millionen Euro ausgeweitet, um den Abschwung abzufedern. Im Januar hatte der Philips-Chef nach roten Zahlen den Abbau von 6.000 Stellen in diesem Jahr angekündigt. Er bleibe, was die Umsätze angehe, auch für den Rest des Jahres vorsichtig, sagte Kleisterlee, obwohl es auf einigen Märkten Anzeichen dafür gebe, dass sich der Nachfragerückgang einer Talsohle nähere. Die Aktie legte zu Handelsbeginn 1,93 Prozent auf 13,20 Euro zu. Die schwarzen Zahlen hatten einige Börsianer positiv überrascht. Sowohl Medizin- als auch Lichttechnik hätten sich im zweiten Quartal ganz gut entwickelt.
Unterhaltungselektronik schwächelt weiter
Nach wie vor schwächelt das Geschäft mit Unterhaltungselektronik: Hier brachen die Umsätze erneut um 30 Prozent ein. Von Teilen des Geschäftsfeldes hat sich Kleisterlee bereits getrennt, etwa der Fertigung von Computermonitoren. Stattdessen stärkt der Philips-Chef sein Kaffeegeschäft mit dem Kauf des italienischen Herstellers von Kaffeeautomaten Saeco. Die Übernahme soll im dritten Quartal abgeschlossen werden. Im Zusammenhang mit dem Umbau der Produktion von Fernsehbildschirmen sollen im dritten Quartal noch einmal Belastungen von 40 Millionen Euro anfallen.
Leichte Erholung bei Medizinaltechnik
In der Medizintechnik sieht Kleisterlee zumindest im Vergleich zum ersten Jahresviertel eine leichte Erholung, auch wenn die Umsätze im Vorjahresvergleich noch einmal um fünf Prozent zurückgingen. Den Niederländern machen genau wie dem deutschen Siemens-Konzern die Sparmassnahmen im US-Gesundheitswesen zu schaffen. Nun soll die Kostenbasis in der Sparte weiter verbessert werden. Durch die Sparmassnahmen und Übernahmen wie zuletzt beim kanadischen Hersteller von bildgeführten Verfahren, Traxtal, rechnet der Konzern im dritten Quartal mit Belastungen von 50 Millionen Euro.
Lichttechnik soll von Konjunkturporgrammen pfofitieren
Eine ähnlich hohe Summe von Belastungen erwartet der Konzernchef in der Sparte Lichttechnik, wo erneut fast ein Fünftel der Umsätze weggebrochen waren. Philips hängt als weltgrösster Lampenhersteller stark von der schwächelnden Autoindustrie ab. Diese Sparte dürfte allerdings in der zweiten Jahreshälfte von den weltweit initiierten Konjunkturprogrammen profitieren. Die Niederländer liefern allein nach China energiesparende Beleuchtung im Wert von 20 Millionen Euro. Die chinesische Regierung hatte ein Programm zur Unterstützung umweltfreundlicher Lichttechnik angestossen.
Umsatz um ein Fünftel eingebrochen
Ob sich allerdings die Autoproduktion mit Hilfe der zahlreichen politischen Stützungsmassnahmen nachhaltig erholen werde, sei noch nicht abzusehen, sagte Finanzchef Pierre-Jan Sivignon in einer Telefonkonferenz. Insgesamt waren die Umsätze der Niederländer im zweiten Quartal um rund ein Fünftel auf 5,2 Milliarden Euro eingebrochen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich belastet durch die Umstrukturierungen von 303 Millionen im Vorjahr auf 8 Millionen Euro. Unterm Strich blieb ein schmaler Gewinn von 45 Millionen Euro. (awp/mc/ps/07)