Unabhängige Vermögensverwalter werfen Nachbarn Protektionismus vor

Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens fordert der VSV vom Bundesrat, beim Marktzugang für Gegenrecht zu sorgen. Der 1986 in Zürich gegründete VSV, der heute 760 Aktivmitglieder zählt, will sich in der Politik mehr Gehör verschaffen: Diskriminiert fühlen sich die Vermögensverwalter insbesondere auf ausländischen Märkten, wie die Verbandsspitze am Montag an Medienkonferenzen in Lausanne und Zürich darlegte.

Keine Reziprozität
Während die Schweiz sehr liberal sei und ausländischen Vermögensverwaltern den direkten Zugang ermögliche, sei die Reziprozität nicht gegeben. Beispielsweise könne sich ein Schweizer Vermögensverwalter in Frankreich, Italien oder Deutschland nicht direkt betätigen und um seine Kunden kümmern.


Der Vorteil Liechtensteins ist der EWR
Geschäfte seien nur auf Umwegen via Kooperation mit einem lokalen Anbieter oder via Liechtenstein möglich, da das Fürstentum zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gehört. «Unsere grössten Nachbarn (…) praktizieren eine Politik des Protekionismus gegenüber den Schweizer Vermögensverwaltern», hielt der Anwalt Alexander Rabian fest, der Direktor der Selbstregulierungsorganisation der Branche ist. Faktisch könnten sich gegenwärtig nur Banken mit grossen und mittleren Vermögensverwaltungssparten in diesen Ländern etablieren.


Gegen jegliche Barrieren
An einem Treffen im vergangenen August mit Finanzminister Hans-Rudolf Merz habe der VSV vom Bundesrat gefordert, dass er bei der Europäischen Union (EU) eine Garantie zur kompletten Beseitigung dieser Barrieren einfordere. VSV-Präsident Jean-Pierre Zuber betonte, ein gutes Drittel der Verbandsmitglieder möchten sich im Ausland entwickeln können.


Der Kampf um mehr politisches Gewicht
Zuber verwies auf die Bedeutung der unabhängigen Vermögensverwalter. Laut einer Studie des Swiss Banking Institute in Zürich betreuen sie in der Schweiz rund 500 Mio. Franken, also etwa 14 Prozent der Gesamtvermögen auf Schweizer Bankkonten. Die Branche mit 260 Unternehmen und rund 9600 Beschäftigten kämpft für mehr politisches Gewicht. Sie ist deshalb dem Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) beigetreten). Gegenwärtig gebe es keine kohärente Politik zur Unterstützung aller Akteure auf dem Finanzmarkt, beklagte Rabian. Auch die Eidg. Bankenkommission (EBK) verteidige vorab die grossen Institute. So sässen etwa im Ausschuss, der das Parlament bei den Arbeiten an der integrierten Finanzmarktaufsicht (FINMA) begleiten soll, nur Vertreter aus der Deutschschweiz und von Grossbanken. (awp/mc/th)

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