Uneinigkeit über terrestrisches Digital-TV
Die Finanzierung von DVB-T sei krank und die Entscheidung der EU-Kommission ein Signal für Europa, so SES Astra Vorstandsvorsitzender Ferdinand Kayser gegenüber dem Handelsblatt. Anstelle der Subventionierung von digitalem Antennenfernsehen wünsche er sich einen neutralen Digitalisierungsfonds aus öffentlichen Mitteln, von dem alle Verbreitungswege (Satellit, Kabel und Digital-Antenne) gleichermassen profitieren könnten.
Vehemente Beschwerden seitens mehrerer Kabelnetzbetreiber
Der Ausbau terrestrischen Digital-Fernsehens wird in Deutschland von den Landesmedienanstalten mit Fördermitteln unterstützt, während Satellit und Kabel ohne derartige Subventionierungen auskommen müssen. Die Beihilfen für den Raum Berlin-Brandenburg werden jetzt nach EU-Beschluss zurückgefordert. Dabei handelt es sich um Steuergelder in Höhe von rund zwei Mio. Euro, die zuvor an RTL, ProSieben und Sat 1 für den Ausbau von DVB-T verteilt worden waren. Die EU-Entscheidung geht zurück auf vehemente Beschwerden seitens mehrerer Kabelnetzbetreiber, die um ihre Umsätze fürchten. Ohne Subventionen wollen die privaten TV-Sender jedenfalls nicht weiter in die Technologie investieren. «Unser Engagement ist abhängig von einer Förderung. Ohne Subventionen rechnet es sich nicht für uns», heisst es von ProSieben Sat 1.
«Nicht nur die Rosinen aus dem Kuchen picken»
Für die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF sieht die Situation wiederum anders aus. Sie halten weiterhin an der flächendeckenden Einführung von DVB-T fest. «Als Öffentlich-Rechtliche müssen wir alle bedienen und können uns nicht nur die Rosinen aus dem Kuchen picken. Deswegen sind wir für den flächendeckenden Ausbau des digitalen terrestrischen Fernsehens», erklärt ARD-Pressesprecher Tassilo Forchheimer im Gespräch mit pressetext. Die ARD habe die Entscheidung der Kommission zur Kenntnis genommen. Der digitale Umstieg in Berlin/Brandenburg sei jedenfalls ein Erfolgsmodell. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) habe durch dieses Umstiegsszenario gezeigt, dass der Switch-over überall in Deutschland funktionieren kann, so Forchheimer.
EU-Kommission bestätigt Bedeutung des digitalen Fernsehens
Die EU-Kommission will sich mit ihrer Entscheidung nicht gegen den Ausbau von DVB-T aussprechen, sondern bestätigt die Bedeutung des digitalen Fernsehens für die Informationsgesellschaft und hat auch deutlich gemacht, dass alle Bürger Zugang haben sollten. «Die Entscheidung berührt in keiner Weise das Engagement von ARD und ZDF für DVB-T. Die ARD sieht sich in ihrer Entscheidung vom September dieses Jahres bestätigt, den DVB-T Ausbau über die Startregionen hinaus nun auch zügig auf die Fläche auszudehnen», sagt Forchheimer gegenüber pressetext. Alle drei Verbreitungswege, Kabel, Satellit und DVB-T, seien wichtig und es mache Sinn an allen festzuhalten, da sie sich ergänzen. «Es wäre viel gewonnen, wenn alle Beteiligten die Entscheidung zum Anlass nehmen würden, um in der Initiative Digitaler Rundfunk ihre Kräfte nochmals zu bündeln und gemeinsam zu einer Erfolg versprechenden Strategie zu gelangen», fordert Forchheimer. (pte/mc/gh)