Unia fordert Sanierungsstopp bei Pensionskassen
«Eine ganze Anzahl von Pensionskassen sind dabei, Massnahmen zum Nachteil der Versicherten auszuarbeiten, weil ihr Deckungsgrad unter 100 Prozent gefallen ist», sagte Aldo Ferrari, Regiosekretär der Unia Waadt, vor den Medien. Die Versicherten müssten so für die Fehler der Banken und Spekulationsfonds bezahlen. Einige der Kassen würden eine Nullverzinsung der Guthaben anstreben, was in der jetzigen wirtschaftlichen Situation «unverhältnismässig und inakzeptabel» sei. Ausserdem sei es noch zu früh für solche Massnahmen, betonte Ferrari. «Es braucht eine langfristige Sicht.» Die Vergangenheit habe bereits gezeigt, dass Unterdeckungen auch ohne Massnahmen aufgeholt werden könnten.
Neubeurteilung der Situation 2012
Deshalb soll der Bundesrat für die Pensionskassen ein Sanierungsmoratorium bis ins Jahr 2011 verfügen. 2012 soll die Situation auf Basis einer Expertise der Abschlüsse von 2011 neu beurteilt werden. Weiter fordert die Gewerkschaft vom Bundesrat, die Kassen falls nötig gleich zu behandeln wie die UBS.
«Widersprüchlich und höchst ungerechet»
«Es ist widersprüchlich und höchst ungerecht, wenn der Bund und die Nationalbank für 60 Milliarden Franken ‹toxische Papiere› der privaten Bank UBS übernehmen, die Pensionskassen hingegen wegen den zum Teil gleichen toxischen Papieren zu Sanierungen gezwungen werden, welche die Versicherten bezahlen müssen.» Verfügten die Pensionskassen 2012 immer noch über solche Titel, soll die Nationalbank diese übernehmen.
Revision der Anlageverordnung 2 im Visier
Ein Dorn im Gewerkschaftsauge ist auch nach wie vor die Revision der Anlageverordnung 2, die seit Anfang Jahr in Kraft ist. Diese erlaubt es den Pensionskassen, mehr Gelder in alternative Finanzprodukte wie Hedge Funds zu investieren. Auch dies will die Unia verboten wissen.
Widerstand gegen Senkung des Mindestumwandlungssatzes
Zu guter Letzt bekräftigte die Unia ein weiteres Mal ihren Widerstand gegen die Senkung des Mindestumwandlungssatzes für die Berechnung der Renten der beruflichen Vorsorge. Unterstützung erhält sie von Jacques Grivel, Leiter des Forschungsinstituts FUNDO, das Institutionen in Pensionskassenfragen berät. Nach Ansicht des Experten basiert die Senkung des Umwandlungssatzes auf einer zu tiefen Rendite-Erwartung von 2,8 Prozent. Die vergangenen 24 Jahre hätten gezeigt, dass diese Erwartung «absolut unzutreffend und auch in Zukunft unrealistisch tief ist», sagte er. Auch mit einem Umwandlungssatz von 6,8 Prozent könnten die Renten gesichert werden.
Kein Verständnis bei Wirtschaft und Politik
Auf taube Ohren stösst die Gewerkschaft mit ihren Forderungen allerdings bei der Wirtschaft sowie bei einem grossen Teil der Parteien. Ein Sanierungsstopp für die Pensionskassen sei «verantwortungslos» und gefährlich für die Renten, schreiben FDP und Liberale, SVP, CVP, BDP und GLP in einer gemeinsamen Mitteilung.
Auch vom Widerstand gegen die Senkung des Mindestumwandlungssatz wollen die Parteien und der Gewerbeverband (SGV) nichts wissen. Es sei «fahrlässig und verantwortungslos, die für den Umwandlungssatz sehr entscheidenden Renditeerwartungen auf den Anlageergebnissen der letzten 20 Jahre abstützen zu wollen», schreibt der SGV. (awp/mc/pg/29`)