UniCredito: Blick nach Osteuropa

Nachdem die Übernahme wegen der negativen Reaktion der Börse wieder aufgegeben wurde, könnte den Mailändern der Sprung über die Alpen jetzt im zweiten Anlauf gelingen. Das Interesse des Bankriesen gilt diesmal der HypoVereinsbank . Falls der Deal zwischen Italiens Nummer Eins und Deutschlands Nummer Zwei klappt, würde sich daraus die bisher grösste Bankenfusion in Kontinentaleuropa ergeben.


«Das Ziel ist eine Fusion»
Die Chancen stehen nicht schlecht: Immerhin wurden bereits im vergangenen Winter erste Kontakte mit der HVB geknüpft. Und auch die Finanzminister beider Länder hätten sich bereits vor geraumer Zeit über eine eventuelle Übernahme unterhalten, betonte die Mailänder Wirtschaftszeitung «Il Sole 24 Ore» zuletzt. «Das Ziel ist eine Fusion, in deren Rahmen auch die Gründung einer Kontroll-Holding nicht ausgeschlossen ist», zitierte das Blatt Finanzkreise aus Deutschland.


Marktführer in Polen, Kroatien und Bulgarien
Ein Zusammenschluss wäre für beide Seiten ein gutes Geschäft, denn die Banken würden sich in ihren Strategien ergänzen. Schliesslich blicken beide seit geraumer Zeit auf den Markt in Osteuropa und sind dort hervorragend positioniert. UniCredito ist durch geschickte Übernahmen mittlerweile unter anderem Marktführer in Polen, Kroatien und Bulgarien.


Leckerbissen
Das Osteuropa-Geschäft der HypoVereinsbank über ihre Tochter Bank Austria ist deshalb für die UniCredito der eigentliche Leckerbissen: «Das ist für Unicredito-Chef Alessandro Profumo ein Pluspunkt, der Appetit macht», schrieb «Il Sole 24 Ore». «Durch eine Fusion mit HVB würde UniCredito seine Führungsposition in dem Gebiet stärken und sie wahrscheinlich vor dem Wachstum anderer interessierter Konkurrenten in Sicherheit bringen.»


UniCredito mit über 26 Milliarden Euro bewertet
Die HVB würde allerdings bei einem Zusammenschluss allenfalls in die Rolle eines Juniorpartners schlüpfen, liegt ihr Börsenwert doch gerade einmal bei 15 Milliarden Euro. UniCredito wird immerhin mit über 26 Milliarden Euro bewertet.


Gewinn erneut um knapp 49 Prozent gesteigert
Das 1998 aus der Fusion der Regionalbank Credito Italiano und der Sparkassenholding UniCredito (Cariverona, Cassamarca und CRT) hervorgegangene Institut konnte 2004 mit über zwei Milliarden Euro den höchsten Nettogewinn seiner Geschichte verbuchen. Im ersten Quartal 2005 steigerte UniCredito den Gewinn erneut um knapp 49 Prozent auf 693 Millionen Euro – ein Ergebnis, das auch die optimistischsten Markterwartungen übertraf. Erst Anfang des Jahres haben die Mailänder für eine Milliarde Euro 57 Prozent der türkischen Bank Yapi Kredi gekauft – und sich so zur führenden Privatbank in dem Land am Bosporus gemausert.


Hochprofitable Bank
Für seine Arbeit an der UniCredito-Spitze wurde Profumo bereits zum «Europäischen Bankier des Jahres 2002» gekürt. Immerhin hat er die Gruppe lose verbundener Finanzinstitute in den vergangenen sieben Jahren zu einer hochprofitablen Bank getrimmt.


Börse reagiert positiv
Wenn die Verhandlungen nicht in letzter Minute platzen, könnte Profumos Appetit auf Deutschland diesmal mit einem Festmahl enden. Und dieses Mal reagierte die Börse positiv: Am Montag stieg die UniCredito-Aktie in Mailand um 0,66 Prozent und notierte bei 4,18 Euro. (awp/mc/gh)

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