Von Radovan Milanovic
Moneycab: Die Hiestand Holding AG berichtete an ihrer Jahrespressekonferenz ausgezeichnete Resultate für das Geschäftsjahr 2007: Umsatz + 43,5 % auf 740,6 Millionen Franken, EBIT + 28,7 auf 67,3 Millionen Franken bei einer EBIT Marge von 9,1%, Konzernergebnis + 31,4 % auf 48,3 Millionen Franken. Sie haben dabei Ihre eigenen Ziele übertroffen und begründen dieses Glanzresultat mit Effizienzsteigerungen, der Gründung einer zentralen Einkaufsgesellschaft, sowie mit der Integration von Fricopan. Sind dies Einmaleffekte oder werden Sie auch in den Folgejahren von diesen Vorteilen profitieren können?
Urs Jordi: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Hiestand über ein gutes Businessmodel verfügt und auch für die kommenden Jahre gut aufgestellt ist. Wir arbeiten konstant daran, unsere Effizienz zu steigern und werden dies auch zukünftig tun. Ebenso wird die Gründung unserer Einkaufsgesellschaft einen nachhaltigen Einfluss auf unser Ergebnis haben und ist insbesondere in Anbetracht der Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten ein wichtiger Grundstein für die Zukunft.
Bis ins Jahr 2010 hegen Sie äusserst hohe Ambitionen, indem Sie von einem Umsatz von 1 Milliarde Franken, einem EBIT von 100 Millionen Franken und einer EBIT Marge von 10% ausgehen. Ihre erwartete RG Marge von über 6% liegt über der anderer Lebensmittelproduzenten. Was stimmt Sie im Hinblick auf die steigenden Rohstoffpreisen so optimistisch? Können Sie die höheren Rohstoffkosten auf Produktpreise überwälzen?
Die Hiestand Gruppe erzielte in den letzten Jahren ein hohes organisches Umsatzwachstum. Die Grundlagen sind gelegt, um dieses Wachstum auch in den kommenden Jahren beibehalten zu können. Hinzu kommt, dass wir nicht «nur»ein Anbieter von Tiefkühlbackwaren sind, sondern ein gesamtes Servicekonzept anbieten können und uns so vom Standardanbieter abheben. Die höheren Rohstoffkosten konnten wir zu einem grossen Teil durch Effizienzsteigerungen und Grösseneffekte auffangen; einen Teil davon mussten auch wir an unsere Kunden weiter geben.
Der Trend in Richtung Convenience Produkten mit hoher Wertschöpfung führte dazu, dass Sie bei Snacks im vergangenen Jahr einen Umsatzzuwachs von 121,8% auf 209,9 Millionen Franken verbuchen konnten. Glauben Sie dass solche Steigerungsraten auch in den nächsten Jahren eintreten werden? Sehen Sie noch keine Sättigung des Marktes?
Das hohe Wachstum im Bereich Snacks ist bedingt durch die Übernahme des Fricopan Business mit gefüllten Baguettes (Knoblauch- und Kräuterbutterbaguettes). Dieses Geschäft führte erstmals im 2007 zu einem Volljahreseffekt und somit zum ausserordentlich hohen Wachstum von 121.8%. Bereinigt um diesen Sondereffekt wächst der Produktbereich Snacks gleich stark wie unser restliches Business.
«Wir sind nicht «nur»ein Anbieter von Tiefkühlbackwaren sind, sondern bieten ein gesamtes Servicekonzept an können und uns so vom Standardanbieter abheben.» Urs Jordi, CEO Hiestand Gruppe
Mit einem Wachstum von +2,7% enttäuschte der Umsatz in Japan in 2007. Sie schreiben diese Entwicklung der Yen-Schwäche zu. Seinerzeit hat Fredy Hiestand das Engagement in Japan in den höchsten Tönen gelobt. Aufgrund des hohen Lebensstandards und der Bereitschaft der Konsumenten für gute Produkte angemessene Preise zu bezahlen, könnte das Japan Engagement bestimmt sehr profitabel sein. Was sind – neben der Währungsentwicklung – Ihre weiteren Probleme in Japan? Wie werden Sie diese in welchem Zeitraum lösen?&
Grundsätzlich sind wir mit Business in Japan zufrieden. Augrund der gestiegenen Rohstoffpreise mussten wir auch in Japan die Preise erhöhen. Dies hat bei einem Kunden zu einem Volumenverlust geführt und war somit neben der Währung Grund für verlangsamtes Wachstum. Das Geschäft entwickelt sich ansonsten gut, wir sind organisch (in lokaler Währung) wieder auf Wachstumspfad.
Auch das erste Quartal in diesem Jahr konnte die Hiestand Holding AG die sehr guten Resultate bestätigen, indem der Umsatz um 12,8% auf 185,1 Millionen Franken stieg. Auch in Asien konnte eine Verbesserung um 5,1% (Vorjahr 11,6%) gemeldet werden. Aufgrund dieser Bestätigung gehen Sie davon aus, dass Ihre Jahresprognosen pro 2008 erreicht werden: Gesamtumsatz von 820 Millionen Franken, EBIT-Marge zwischen 9% und 10%, Reingewinnmarge über 6%. Bei einem prognostizierten EBIT von 100 Millionen Franken in 2010, gehen Sie für die nächsten drei Jahre von einem jährlichen EBIT-Wachstum von rund 14% aus. Mit organischem Wachstum dürften Sie kaum mehrjährig eine solche Wachstumsgrösse auseisen können. In welchen Regionen sehen Sie Expansionsmöglichkeiten und in welchen Produktegruppen?&
Unser hohes Wachstum ist begünstigt durch einen Substitutionstrend von Fresh zu Frozen, der sich in allen Märkten und über alle Produktgruppen zeigt. Wir haben klar das Ziel, das hohe organische Wachstum zu halten und unser Business in neue Märkte wie Australien, Tschechien, Slowakei, China und andere auszuweiten.
Die Hiestand Holding AG verkörpert ein äusserst dynamisches und erfolgreiches Unternehmen mit hohem Wachstum. Wieso trennen Sie sich von Ihrem CFO Roland Straub per 1. Juli 2008?
Wie in der Medienmitteilung vom 02.April 2008 bekannt gegeben, verlässt Roland Straub das Unternehmen nach fast 10-jähriger Tätigkeit, um sich einer neuen Herausforderung zu widmen.
In Asien konnte ich persönlich sehen, dass Ihre Verkaufstellen einen exklusiven Touch und Verkaufsmitarbeiter haben, welche sich im Gegensatz zu anderen Backwarenverkaufstellen mit den Produkten identifizieren, was sich bestimmt auf das Verkaufsvolumen auswirkt. Wie binden Sie die Mitarbeiter an Ihr Unternehmen?&
Wir führen in Asien keine eigenen Verkaufsstellen, setzen aber unsere Shop-in Shop Konzepte erfolgreich um. Die Mitarbeiter an den Verkaufsstellen werden durch unsere Leute im richtigen Umgang mit Hiestand-Backwaren geschult, wodurch wir die hohe Qualität bis zum Verkaufspunkt sicherstellen können. Unsere Mitarbeiter sind durch den Erfolg motiviert und natürlich auch am Erfolg beteiligt. Sie identifizieren mit unseren Produkten und dem Unternehmen Hiestand.
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Seite 2Zusammen mit 23 anderen Landwirtschaftsorganisationen, Verteilern, Konsumentenorganisationen und Unternehmen wie Nestlé, Migros-Genossenschafts-Bund, Coop, Bell, Emmi, haben sich am Mittwoch in Bern zur Interessengemeinschaft Agrarstandort Schweiz (IGAS) zusammengeschlossen. Sie versprechen sich von einem Agrarabkommen mit der EU Chancen für die gesamte Wertschöpfungskette von den Produzenten bis zu den Konsumenten. Können Sie diese Zielsetzungen näher ausführen? Was dürfte ein solches Abkommen dem Schweizer Konsumenten bringen?
Das Agrarabkommen mit der EU bietet eine Chancengleichheit für den Export und ermöglicht somit den Zugang zu einem Markt mit nahezu 500 Mio. Einwohnern. Ich bin davon überzeugt, dass Schweizer Anbieter mit dem Premiumattribut Swissness im Ausland erfolgreich sein werden. Schweizer Konsumenten werden nach Inkrafttreten des Abkommens von sinkenden Preisen, d.h. einer Anpassung an EU-Marktpreise im Inland profitieren können.
Fredy Hiestand, der Gipfelikönig und Gründer von des Unternehmens Hiestand begann eine neue Karriere unter Fredy’s, einem Backunternehmen, unter dem Primat «gesundes Brot.» Ist Fredy’s ein Konkurrent der Hiestand Holding AG oder ein Nischenplayer? Könnten – im Hinblick auf die Tendenz zu gesünderer Ernähung – seine Produktideen bei vollwertigem Brot eine neue Produktlinie werden?
Fredy Hiestand hat sich auf «gesunde» Brote spezialisiert, wir haben jedoch bereits seit vielen Jahren ebenfalls Produkte im Sortiment, die in diesen Bereich gehen. So bieten wir bei Broten und Brötchen unsere Vivafit und VitaForce Linie an, die das zunehmende Bedürfnis nach gesunder Ernährung bestens erfüllen.
Der neue Hiestand-Grossaktionär Lion Capital (LC), lässt sich bei den Zielsetzungen seiner Investition in Hiestand Holding nicht in die Karten blicken. So hofft Herr Werlé, der VR Präsident, dass LC die Strategie von Hiestand Holding AG unterstützt und auch bei Akquisitionen mitmache. Aufgrund dieser Aussagen muss davon ausgegangen werden, dass Sie nicht allzu glücklich mit LC sind. Wie schützen Sie sich vor unerwünschten Grossinvestoren?
Unser Unternehmen ist an der Schweizer Börse kotiert. Einen «Schutz vor Investoren» gibt es lediglich durch die Regeln und Gesetze der Börse und des Finanzplatzes Schweiz. Wir können diesen Schutz insofern unterstützen, als das wir mögliche Zuwiderhandlungen melden, wie wir das im Falle Focus Capital getan haben.
«Wir führen in Asien keine eigenen Verkaufsstellen, setzen aber unsere Shop-in Shop Konzepte erfolgreich um. Die Mitarbeite identifizieren sich mit unseren Produkten und dem Unternehmen Hiestand»
Im März verlor die Hiestand Aktie rund 26% von 2250 Franken auf rund 1500 Franken aufgrund der Liquidation des Focus Capital Investors (FCI). FCI besass dazumals über einen Drittel des Kapitals. Gerüchteweise hat Lion Capital ein Teil dieses Aktienpaketes übernommen. Seither konnte sich das Papier wieder teilweise erholen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass FCI die Offenlegungspflichten der SWX nicht erfüllt habe, was Sie der Eidgenössischen Bankenkommission gemeldet haben. Was ist der heutige Stand der Dinge?
Wie wir der Öffentlichkeit mitgeteilt haben, haben wir der EBK den Verdacht auf den Verstoss gegen Offenlegungspflichten seitens FCI gemeldet. Die Untersuchung läuft und sobald erste Ergebnisse vorliegen, werden wir unsere Aktionäre und die Medien informieren.
Hiestand Aktien werden bei 1800 Franken mit einem P/E für 2008e und 2009e von 19,7 bzw. 17,6 mit einem Aktienkurs-/Eigenkapitalverhältnis von 3,0 bzw. 2,7 und einer erwarteten Dividendenrendite von 1,3% für 2008 gehandelt. Finden Sie Ihre Aktie fair bewertet?
Den Aktienpreis gestaltet sich durch Angebot und Nachfrage. Wir als Unternehmen können den Aktienkurs nur bedingt durch gute Ergebnisse beeinflussen. Da der Preis also marktbestimmt ist, gibt es für mich kein fair oder nicht fair.
Der Gesprächspartner
Nach seiner Ausbildung als Bäcker-Konditor, und der Erlangung des Handelsdiploms arbeitete er zwischen 1989 und 1995 als kaufmännischer Leiter der Jowa AG, Gränichen. Während dieser Zeit schloss er berufsbegleitende Ausbildung zum Betriebsökonom NKS ab. 1996 bis 2002 wurde er Geschäftsführer von HIESTAND Polen und Fleury Michon Pologne. Von 2002 bis 2004 wurde er zum Mitglied der Konzernleitung der Hiestand Gruppe zuständig für den Bereich Produktion und Logistik ernannt. Von 2004 bis 2007 nahm er die Position als Chief Operating Officer (COO) der Hiestand Gruppe und wurde schliesslich in 2007 zum Chief Executive Officer (CEO) der Hiestand Gruppe ernannt.
Das Unternehmen
Die Hiestand Gruppe ist das international führende Dienstleistungs-Unternehmen im Bereich Convenience-Tiefkühl-Backwaren mit Ländergesellschaften in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Polen, Malaysia, Japan und in der Türkei. 2007 erzielte die Gruppe einen Umsatz von CHF 740.6 Mio. Die innovativen Backwaren, das breite Sortiment sowie die umfassenden Dienstleistungen zur aktiven Verkaufsförderung schaffen Mehrwerte. Durch das engmaschige Logistik- und Distributionsnetz ist sichergestellt, dass jederzeit Produkte, die frischer als frisch sind, bei den Kunden verkauft werden können.