von Patrick Gunti
Die HUBER+SUHNER Gruppe hat 2006 das mit Abstand beste Konzernergebnis ihrer Geschichte erreicht. Der Reingewinn stieg um 45,9 % auf 70,4 Mio. Franken. Das Betriebsergebnis (EBIT) legte um 79,9 % auf 80,2 Mio. Fr. zu, die EBIT-Marge kletterte von 7,9 auf 12,2 % und hat damit den langfristigen Zielwert von 7 % erneut deutlich übertroffen. Der Umsatz legte um 15,5 % auf 655,2 Mio. Franken, der Auftragseingang um 19,4 % auf 689,3 Mio. Franken zu.
Herr Kaufmann, wovon hat HUBER+SUHNER im Rekordjahr 2006 am meisten profitiert?
Natürlich von der guten Verfassung unserer drei Hauptmärkte Kommunikation, Transport und Industrie, aber auch von der konsequenten Umsetzung unserer Strategie, von Marktanteilgewinnen an breiter Front und von der erfolgreichen Markteinführung innovativer neuer Produkte.
Trotz des Rekordergebnisses hat HUBER+SUHNER die Erwartungen der Analysten nicht erfüllt. Waren diese Erwartungen einfach zu hoch, oder wäre noch mehr möglich gewesen?
Die Erwartungen der Analysten bewegten sich genau in der Bandbreite, die wir Mitte Jahr kommuniziert hatten, und eine Bandbreite hat nun mal einen oberen und einen unteren Wert. Die Schätzungen der Analysten lagen am obersten Ende, das effektive Resultat eher am unteren Ende. Das bedeutet aber nicht, dass wir das Ziel verfehlt haben. Im Gegenteil, wir haben ein hervorragendes Resultat ausgewiesen, das beste in der Geschichte des Unternehmens.
Alle drei Zielmärkte – Kommunikation, Transport und Industrie – haben sich 2006 in sehr guter Verfassung präsentiert. Das grösste Wachstum verzeichnete das Segment Transport (+ 35,9 %). Wovon haben Sie hier besonders profitiert?
Zurzeit wird weltweit kräftig in den Ausbau der Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr und in hochwertiges Bahnen-Rollmaterial investiert. HUBER+SUHNER konnte ihre führende Marktposition in Zentraleuropa festigen und sich in Asien gut positionieren. In diesem Markt, in welchem Sicherheit und Zuverlässigkeit im Zentrum stehen, ist HUBER+SUHNER mit ihren qualitativ hochwertigen RADOX®-Kabeln ein gefragter Partner. Ebenso positiv entwickelte sich der Geschäftsgang im Automobilmarkt. Die grosse Nachfrage nach unseren Batterie-, Sensor- und Datenbuskabeln führte auch hier zu einem erfreulichen Wachstumsschub. Der Einsatz von immer mehr elektronischen Systemen zur Verbesserung der Sicherheit und des Komforts im Auto vergrössert den Bedarf an Kabeln zusehends. Neue Netzwerktechnologien, erhöhte Betriebstemperaturen sowie der Wunsch nach Platz- und Gewichtseinsparungen stellen höchste Anforderungen an die Verbindungstechnik und diese Trends kommen uns entgegen.
«Asien-Pazifik wird auch in Zukunft einer unserer wichtigsten Märkte bleiben und wir rechnen weiterhin mit einem überdurchschnittlichen Wachstum in dieser Region.» (Urs Kaufmann, CEO HUBER+SUHNER)
Das Segment Kommunikation hat mit 51 % weiterhin den grössten Umsatzanteil. Hier wurde ein Plus von 15,6 % erreicht. Was hat das Geschäft in diesem Bereich gekennzeichnet?
In der Kommunikation profitierten wir vom rasanten Ausbau der mobilen und fixen Kommunikationsnetze. Besonders ausgeprägt war das Wachstum in der Fiberoptik, die stärker als der Markt zulegte. Ein äusserst erfreuliches Umsatzplus war zudem bei den Antennen zu verzeichnen. Damit bestätigte sich auch das grosse Potenzial unserer strategischen Initiative, den so genannten «Front-End-Markt» zu einem stärkeren Standbein auszubauen. HUBER+SUHNER bietet Antennen für alle wichtigen neuen Standards an: WiFi, WiMAX, Bahnkommunikation und RFID. Dank ihrer Breitbandigkeit können unsere Antennen bei Bedarf gleichzeitig die Signale der 2G- und 3G- Mobilfunksysteme abdecken. Zur Anbindung dieser Antennen bietet HUBER+SUHNER auch die Koax- oder Fiberoptiklösungen an.
Geografisch gesehen wies die Region Asien-Pazifik mit einem Plus von 32,8 % das grösste Wachstum auf. Der Anteil am Gesamtumsatz stieg von 17 auf 19 %. Wie sehen Sie hier die weitere Entwicklung?
Asien-Pazifik wird auch in Zukunft einer unserer wichtigsten Märkte bleiben und wir rechnen weiterhin mit einem überdurchschnittlichen Wachstum in dieser Region. Wir haben in der letzten Zeit unsere Präsenz in Asien markant ausgebaut und Tochtergesellschaften in Indien und Thailand eröffnet. In Indien wurden Anfang dieses Jahres zudem ein weiteres Verkaufsbüro und eine lokale Montage aufgebaut. In China verfügen wir über eine grosse Produktionsstätte und sechs Verkaufsbüros, und in Malaysia produzieren wir hochwertige Hochfrequenz- und Fiberoptikprodukte. Auch in Singapur und in Australien sind wir mit je einer Tochtergesellschaft vor Ort. Wir werden auch in Zukunft unser Engagement in Asien laufend ausbauen, um unseren Kunden einen optimalen Service bieten zu können.
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Was hat den Geschäftsverlauf im Unternehmensbereich der Hochfrequenztechnik geprägt?
Die Hochfrequenztechnik profitierte vom boomenden Mobilfunkmarkt, dem Aufbau von neuen Kundenbeziehungen in China und hervorragenden neuen Produkten, die sich im Markt durchsetzten und sich zum eigentlichen Standard entwickeln. Erfreulicherweise legte sie auch bei den industriellen Anwendungen überdurchschnittlich zu, vor allem in den USA.
Welches waren die grössten Markterfolge im Unternehmensbereich Fiberoptik+Kabeltechnik?
An erster Stelle steht sicher die markante Verbesserung der Ertragslage gegenüber dem Vorjahr. Äusserst erfreulich waren auch das überdurchschnittliche Wachstum in der Fiberoptik und in der Kabeltechnik sowie der gute Auftragseingang bei den Kabelsystemen. Letzteres bestätigt unsere strategische Ausrichtung, vermehrt ganze Kabelsysteme mit Engineeringleistungen anzubieten.
Wie schätzen Sie die Entwicklung für das laufende Geschäftsjahr ein, wo setzen Sie die Schwerpunkte?
Der Auftragseingang hat nach einer Abflachung gegen Ende 2006 nun wieder an Fahrt gewonnen. Wir sind gut ins laufende Jahr gestartet und wollen alle drei Zielmärkte weiterentwickeln. Einen besonderen Schwerpunkt bilden im Jahr 2007 unsere industriellen Anwendungen. Wir wollen neue attraktive Nischen besetzen, wo wir uns durch hochwertige Produkte und Dienstleistungen differenzieren können.
«Es ist meine feste Überzeugung, dass ein Unternehmensführer immer die kurz- und die langfristige Perspektive der Firma im Auge behalten und sein Handeln danach ausrichten muss.» (Urs Kaufmann)
Weiteres Wachstum könnte auch über Akquisitionen entstehen. Sind solche geplant und wenn ja, welche Kriterien müssten erfüllt sein?
Akquisitionen sind nicht planbar, aber wir haben den finanziellen Spielraum und die Bereitschaft, gute Gelegenheiten zu nutzen. Wir suchen Ergänzungen in unserem Kerngeschäft, der elektrischen und optischen Verbindungstechnik. Sie sollen unsere definierten Wachstumsinitiativen beschleunigen, zu unserer Unternehmenskultur passen und sich gut integrieren lassen. Natürlich müssen sie finanziell attraktiv sein, was in den heute überhitzten M+A-Märkten keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Letzte Frage: In letzter Zeit ist vermehrt Kritik an der Kurzfristigkeit der Beurteilung von Unternehmen laut geworden. Firmen und CEO’s müssen sich immer stärker an Quartalszahlen statt an langfristigen Erfolgen messen lassen. Wie stellen Sie sich dieser Diskussion?
Leider entspricht dieser Trend der kurzfristigen Optimierung den Tatsachen. Ich stehe dieser Entwicklung aber sehr skeptisch gegenüber. Es ist meine feste Überzeugung, dass ein Unternehmensführer immer die kurz- und die langfristige Perspektive der Firma im Auge behalten und sein Handeln danach ausrichten muss. Er muss zusammen mit seinem Team auftretende Probleme lösen und sich bietende Chancen kurzfristig nutzen. Genauso wichtig ist aber die langfristige Entwicklung des Unternehmens. Gerade im Bereich von wirklich innovativen Technologien braucht es manchmal einen langen Atem in der Entwicklungsphase. Der Zeithorizont wird in Jahren und nicht in Quartalen gemessen. Wir setzen deshalb bei HUBER+SUHNER auf Kontinuität in der Führung, in der Mitarbeiterentwicklung und in der Strategieumsetzung.
Herr Kaufmann, wir bedanken uns für das Interview.
Zur Person:
- Dipl. Ing. ETH Zürich. Senior Executive Program IMD.
- 1987 bis 1993 Projekt-, Produktions- und Verkaufsleiter bei Zellweger Uster AG, in Uster und USA.
- Seit 1994 bei HUBER+SUHNER:
- 1994 bis 1997 Geschäftsführer der Henry Berchtold AG, einer Tochtergesellschaft der HUBER+SUHNER AG.
- 1997 bis 2000 Geschäftsbereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung der HUBER+ SUHNER AG.
- Seit 2001 Mitglied und seit 2002 Vorsitzender der Konzernleitung (CEO).
Zum Unternehmen:
Die HUBER+SUHNER Gruppe mit Sitz in Herisau und Pfäffikon ist eine international führende Anbieterin von Komponenten und Systemen der elektrischen und optischen Verbindungstechnik für die Kommunikation, den Transportbereich und die Industrie. Das Unternehmen verfügt über Kernkompetenzen auf den Gebieten Hochfrequenztechnik, Fiberoptik und Niederfrequenztechnik. Die Produktepalette umfasst unter anderem Koaxial-, Fiberoptik- und Kupferkabel, Kabelsysteme, Verbinder, Antennen und Blitzschutzkomponenten. Das Unternehmen ist mit 17 eigenen Tochtergesellschaften und Vertretungen in über 60 Ländern weltweit präsent.