Swiss-Banking-CEO Urs Ph. Roth glaubt an das neue Geldwäschereigesetz und den sauberen Finanzplatz Schweiz. Im Moneycab Interview warnt er aber auch vor zu viel Regulierung.
Von Lukas Schweizer
Swiss-Bankers-CEO Urs Ph. Roth (keystone)
Urs Roth, Bankgeheimnis, Diskretion oder Verschwiegenheit sind wichtige Werte für die Schweizer Banken. Es gibt aber auch Kritik an diesen Eckpfeilern und die hören Sie nicht gerne. Warum?
Wir nehmen kritische Stimmen selbstverständlich schon auf. Aber wir haben das Gefühl, dass Kritik, vor allem aus London, Paris oder Frankfurt, mehr mit Konkurrenzdenken als mit ethischen Grundsätzen zu tun hat. Das Bankkundengeheimnis wurde zu einem Schlagwort und es wir nicht geschaut, wie wir dieses in der Schweiz handhaben. Das Bankkundengeheimnis hat nichts mit Anonymität oder gar dem Schutz von Kriminellen zu tun. Im Gegenteil, wir haben wahrscheinlich das bestausgebaute Strafsystem und können beim Verdacht auf Kriminalität sehr rasch und sehr effizient handeln. Auf nationaler und internationaler Ebene.
Sie sagen, unser Bankenplatz gehöre zu den saubersten der Welt. Kann ein solcher überhaupt sauber sein?
Ein Bankenplatz ist stark von seiner Reputation abhängig. Wir müssen dafür sorgen, dass möglichst wenig Kriminelle diesen Platz missbrauchen können. Wir tun alles, um dies sicher zu stellen.1977, nach dem «Chiasso-Skandal», schuf die Schweizerische Bankiervereinigung die erste Sorgfaltspflichtvereinbarung. Damals hatte man vor allem Gelder aus dem Drogenhandel im Auge. Mit welchen Problemen kämpfen Sie heute?
Die kriminellen Organisationen wurden immer raffinierten, sie entwickelten immer wieder neue Schemen, um das Geld zu «legalisieren». Wir beobachten heute fast keinen Bargeldzufluss mehr, die kriminellen Gelder kommen heute per Überweisung von reputierten Banken. Zudem versuchen die Kriminellen die illegalen Machenschaften durch legale zu vertuschen. Eine neue Herausforderung für uns ist es, der Finanzierung des Terrorismus› Einhalt zu gebieten. Das Problem dabei ist, dass hier keine Gelder aus kriminellen Taten vorhanden sind, sondern «unschuldige» Gelder, die für Terrorattacken gebraucht werden. Für die Banken ist es unglaublich schwierig, solche Konten aufzudecken. Nach dem 11. September 2001 sind wir nur dank Namenslisten der Behörden auf verdächtige Gelder gestossen. Von den Transaktionen her war alles in Ordnung.Am 1. Juli tritt die neue Geldwäschereiverordnung in Kraft. Was sind die wichtigsten Neuerungen?
Neu müssen die Banken auf Grund der Sorgfaltspflichtvereinbarung alle Kunden, ob gut oder böse, überprüfen. Und für Kunden aus Ländern, die im Sinne der Geldwäscherei als risikoreich eingestuft werden oder in Risikobranchen tätig sind, müssen zusätzliche Vorsichtsmassnahmen eingeführt werden. Sie haben in ihrem Vortrag das Regulierungswesen der Schweiz angesprochen. Sie sind der Meinung, es könne auch zu viel reguliert werden. Weshalb?
Wir haben in der Schweiz die Tendenz, dass wir uns zu selbstkritisch anschauen. So übernehmen wir ziemlich schnell Teile von Kontrollsystemen, die in anderen Ländern ihre Gültigkeit haben, um unser eigenes System zu verbessern. So laufen wir Gefahr, eine Regulierungsdichte und einen entsprechenden finanziellen Aufwand zu schaffen, der zu Konkurrenznachteilen führt.Interview: Lukas Schweizer (swisscontent)