US: Arbeitsmarktbericht liefert keine klare Orientierung

Zwar wurden mit 51.000 deutlich weniger Stellen ausserhalb der Landwirtschaft geschaffen als von Experten erwartet, wie aus dem am Freitag in Washington vom US-Arbeitsministerium vorgelegten Bericht hervorgeht. Volkswirte waren eigentlich von einem Zuwachs um 105.000 ausgegangen. Dafür wurde der Augustwert allerdings von 128.000 auf 188.000 deutlich nach oben revidiert.


Arbeitslosenquote leicht gefallen

Die Arbeitslosenquote fiel im September wie erwartet leicht von 4,7 Prozent im Vormonat auf 4,6 Prozent. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einer Quote von 4,6 Prozent gerechnet. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich um 0,2 Prozent. Hier hatten die Experten mit plus 0,3 Prozent gerechnet.

Die Aktien verloren

An den Finanzmärkten wirkten sich die Daten negativ aus. Die Aktien verloren an Wert. Der Kurs des Euro gab deutlich nach und fiel bis auf 1,2588 US-Dollar. Kurz zuvor hatte er noch bei 1,2662 Dollar notiert. Der für den deutschen Rentenmarkt richtungweisende Euro-Bund-Future verlor ebenfalls und gab bis auf 117,95 Punkte nach. Unmittelbar vor d en Daten war er noch bei 118,33 Zählern gehandelt worden.

Experten: Keine Zinsänderung in den USA

Nach Einschätzung von Experten deutet der Arbeitsmarktbericht auf gleichbleibende Leitzinsen in den USA hin. Der Bericht sei «nicht richtig schlecht» gewesen, sagte Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus Burkhardt. Allerdings müsse man die Entwicklung bei den Stellen auch künftig weiter im Auge behalten. Wenn die Zahl auch im Oktober deutlich unter 100.000 bleiben sollte, wäre das «bedenklich».

Preisdruck hält an

Über die Lohnschiene hält nach Einschätzung von Sartoris der Preisdruck an. Zwar seien die durchschnittlichen Stundenlöhne mit 0,2 Prozent nicht so deutlich gestiegen wie erwartet. Aufgrund der Aufwärtsrevision der Augustzahlen habe die Jahresrate aber im September mit 4,0 Prozent ein zyklisches Hoch erreicht.

Stabile Verfassung des Arbeitsmarktes

Der US-Arbeitsmarktbericht deutet nach Einschätzung der Commerzbank trotz der Wachstumsabschwächung der US-Wirtschaft auf eine stabile Verfassung des Arbeitsmarktes hin. Die Zahl der im September neu geschaffenen Stellen habe nur auf den ersten Blick enttäuscht, sagte Commerzbank-Ökonom Patrick Franke.

Bild der Vormonate bestätigt

Mit der kräftigen Revision des Vormonatswertes liege die Zahl der neuen Stellen im Trend aber wieder bei etwa 100.000. Das Bild der Vormonate sei bestätigt worden. Die Fed dürfte angesichts des kräftigen Lohnanstiegs zunächst noch auf Inflationsgefahren hinweisen, den Leitzins angesichts der Wachstumsabschwächung aber nicht verändern.

Wieder für jeden Geschmack etwas dabei

Der Postbank zufolge liefert der Bericht kein klares Bild. Er halte mal wieder für jeden Geschmack etwas bereit, hiess es in einer Studie. Das schwache Beschäftigungsplus im September könnte von Konjunkturskeptikern als Anzeichen einer stärkeren Abkühlung interpretiert werden. Aber wer wisse schon, ob sich der Zuwachs nach der nächsten Datenrevision nicht ganz anders darstelle. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit und der zumindest im Vorjahresvergleich starke Zuwachs der Löhne sei wiederum ein gefundenes Fressen für Inflationsskeptiker.

Notenbank dürfte mit Massnahmen abwarten

Dieses Spannungsfeld sei durch die jüngsten Daten keineswegs schwächer geworden. Die Zahlen vom Arbeitsmarkt seien kaum geeignet, geldpolitische Falken auf die Seite der Tauben zu ziehen oder umgekehrt. Insofern sei der Arbeitsmarktbericht im Hinblick auf den weiteren Kurs der Fed als neutral zu werten. Die Notenbank dürfte sich zunächst zurücklehnen und mit zinspolitischen Massnahmen abwarten, bis die Datenlage eindeutiger geworden sei. Bis zum Ende dieses Jahres sei nicht mit einer Änderung des Leitzinsatzes von 5,25 Prozent zu rechnen. (awp/mc/ab)
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