Panik im Bankensektor wird auch die Titel von anderen Branchen nicht unbeeindruckt lassen und den Handel der übrigen Einzelwerte in den Hintergrund treten lassen. Angesichts der dramatischen Entwicklungen im US-Bankensektor und der stützenden Massnahmen der amerikanischen Notenbank Fed in den vergangenen Tagen stellen sich Investoren die Frage, ob die Bankenkrise in den USA ausser Kontrolle gerät. Schon vor Börseneröffnung weisen die Indikatoren auf einen schwachen Handelsauftakt.
Der Future auf den Leitindex Dow Jones Industrial Average (DJIA) fiel gegen 14.15 Uhr um 1,70 Prozent auf 11.778 Zähler. Am Freitag hatte der Index 1,60 Prozent auf 11.951,09 Zähler verloren. Der Future auf den NASDAQ 100 sank um 2,35 Prozent auf 1.684,00 Punkte, nachdem der technologielastige Auswahlindex am Freitag 2,09 Prozent auf 1.713,83 Punkte verloren hatte. Euro, Gold und Ölpreis erklimmen unablässig neue Höchststände. In den USA hat Präsident George Bush mit Finanzminister Henry Paulson und Fed-Chairman Ben Bernanke die wichtigsten Wirtschaftsberater zusammengerufen.
Die US-Notenbank Fed sicherte die Übernahme der ins Trudeln geratenen Investmentbank Bear Stearns Companies durch die drittgrösste US-Bank JPMorgan mit einer Risikoübernahme in Höhe von 30 Milliarden Dollar ab. Zugleich wurde ein neues Kreditprogramm aufgelegt, mit dem sich grosse Wall-Street-Investmentbanken von Montag an Kurzzeitkredite sichern können. Zusätzlich wurde der Diskontsatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt.
Die Aktien von Bear Stearns brachen im vorbörslichen Handel um knapp neunzig Prozent ein. JPMorgan will den Kauf über einen Aktientausch abwickeln, teilte JPMorgan Chase in New York mit. Man sei bereit, Bear-Stearns-Anteile gegen 0,05473 eigene Aktien zu tauschen. Auf Basis des Schlusskurses vom vergangenen Freitag ergebe dies einen Preis von rund zwei Dollar pro Aktie. «Wer kann nun noch garantieren, dass sich das Gleiche nicht bei jeder anderen Bank weltweit abspielen kann», fasste ein Börsianer die Angst der Anleger in Worte. Erschreckend sei auch die Geschwindigkeit, mit der Bear Stearns übers Wochenende rund 96 Prozent an Wert verlor.
Lehman Brothers sackten im vorbörslichen Handel ebenfalls um rund 35 Prozent ab, obwohl die US-Investmentbank Spekulationen um Liquiditätsprobleme zurückgewiesen hatte. Sie habe eine «sehr starke Liquiditätsposition», teilte die Bank am Montag mit. Zugleich wies sie Medienberichte zurück, die Development Bank of Singapore (DBS) habe ihre Geschäfte mit Lehman eingestellt. «Da ist business as usual», sagte die für das Asien-Geschäft zuständige Managerin Anne Lui. (awp/mc/ps)