US-Automobilzulieferer nach Polit-Debakel in USA unter Druck
Dies sagte ein Analyst in Frankfurt. Wenn ein grosser Autobauer in den USA bankrott gehen sollte, werde die ganze Zuliefererkette zusammenbrechen. An der Schweizer Börse stehen am Freitag die Aktien der u.a. im Automobilbereich tätigen Unternehmen Rieter und Georg Fischer unter überdurchschnittlichem Abgabedruck. Einerseits werden die Titel vom politischen Scheitern der Rettungspaketes für die Autoindustrie in den USA belastet, andererseits macht man sich vor allem bei Rieter Sorgen um die finanzielle Stabilität des Unternehmens.
Im Sektor tätige Unternehmen unter Druck
Die Aktien der kleineren (teilweise) im Sektor tätigen Unternehmen, welche jüngst mehrheitlich Kurzarbeit angekündigt haben, werden dagegen heute etwas weniger in Mitleidenschaft gezogen. Feintool (-0,7%), Lem (-0,3%) und Tornos (unverändert) büssen marginal oder gar nicht an Terrain ein, Komax (+1,3%) legen gar leicht zu. Allerdings haben beispielsweise Lem seit Mitte Jahr und Tornos sei April rund zwei Drittel an Wert eingebüsst, Feintool innert eines Jahres rund 50%. Komax bringt es wie Rieter und Georg Fischer im Vergleich zum Stand Ende letzten Jahres auf ein Minus von rund 70%.
Elfstündiger Verhandlungsmarathon
Nach elfstündigem Verhandlungsmarathon ist der 14 Milliarden Dollar (10,8 Mrd Euro) schwere Rettungsplan für die US- Autoindustrie im US-Senat gescheitert. «Es ist aus damit», sagte der Mehrheitsführer der Demokraten, Harry Reid, am späten Donnerstagabend in Washington. Damit ist das Schicksal der vom Bankrott bedrohten Branchenriesen General Motors und Chrysler ungewiss. Eine Einigung im Senat scheiterte an der Weigerung der Auto-Gewerkschaften, die von den Republikanern geforderten tiefgreifenden Lohnkürzungen zu akzeptieren. Damit sollten die Lohnkosten auf das Niveau der japanischen Anbieter in den USA gesenkt werden.
«Keine weiteren Arbeiten» zum Rettungsplan
Bis zur Zusammenkunft des neuen Senats im kommenden Jahr werde es «keine weiteren Arbeiten» an dem Rettungsplan geben, so Reid weiter. Das Abgeordnetenhaus hatte der Gesetzesvorlage, die Notkredite für die Autobauer General Motors (GM), Ford Motor und Chrysler vorsieht, am Mittwoch mit 237 gegen 170 Stimmen verabschiedet. Er schaue mit Angst auf die Kurse an der Wall Street am Freitag, sagte Reid nach dem Scheitern der Verhandlungen. «Das wird kein schöner Anblick.» Zugleich warnte er vor den Auswirkungen der gescheiterten Einigung. Millionen Amerikaner – nicht nur die Autobauer – seien direkt betroffen. «Das wird ein schlimmes, schlimmes Weihnachten für viele Menschen», so Reid.
Aufruf von Barack Obama ungehört
Vergeblich hatte auch der künftige US-Präsident Barack Obama die Senatoren aufgefordert, die US-Autohersteller zu retten. «Wir können nicht einfach daneben stehen und zuschauen, wie die Industrie zusammenbricht», sagte er. Mit der geplanten Finanzhilfe sollte der Branche eine Atempause verschafft werden. Der 14-Milliarden-Dollar-Plan, der nur begrenzt den Forderungen der Auto-Unternehmen entsprach, war in tagelangen Verhandlungen zwischen den Demokraten und dem Weissen Haus entstanden.
«Auto-Zar» sollte überwachen
Er sah unter anderem vor, dass Präsident George W. Bush einen Beauftragten – einen sogenannten «Auto-Zar» – ernennt, der die vom Kongress verlangte Umstrukturierung und Sanierung der Unternehmen überwacht. Dieser Auto-Zar hätte die Autobauer notfalls auch in ein Insolvenz-Verfahren zwingen können. Republikanische Senatoren hatten auch bemängeltet, dass der «Auto- Zar» nicht genügend Macht habe, um eine tiefgreifende Umstrukturierung durchzusetzen. Der grösste Fehler des Plans sei, «dass er heute Steuergelder für Reformen von morgen kostet, die vielleicht kommen oder auch nicht», meinte der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell. Der Plan sichere auf lange Sicht nicht die Überlebensfähigkeit der Autounternehmen. (awp/mc/gh/24)