US-Banken setzten geschönte Stresstest-Ergebnisse durch

Die Ergebnisse des jüngsten Belastbarkeitstests der grössten US-Banken beruhten danach angeblich nicht auf soliden Berechnungen, sondern auf Geschachere und Gemauschel zwischen den Finanzinstituten und Regierungsbeamten. Die Banken hätten massiv protestiert und es zumindest teilweise geschafft, ihren Kapitalbedarf deutlich herunterzuhandeln. Beim Tauziehen um die geschönten Resultate sollen wiederholt geradezu die Fetzen geflogen sein. Darüber hinaus habe die Fed laut Banken- und Regierungsmitarbeitern bei der Berechnung der Kapitalausstattung andere Massstäbe benutzt als Analysten und Investoren es erwartet hätten, meldete das Blatt weiter. Auch dadurch seien am Ende die Finanzlöcher deutlich kleiner ausgefallen.


Erhöhung des Finanzpolsters darf niedriger ausfallen
Und: Die US-Banken müssen einem anderen Pressebericht zufolge ihr Finanzpolster möglicherweise noch nicht einmal so weit erhöhen, wie es am Ende als Ergebnis des staatlichen «Stress-Tests» gefordert wurde. Die Regierung habe den Banken versichert, dass sie weniger als die verlangten 75 Milliarden Dollar Kapital bereitstellen müssten, falls ihre Erträge in den kommenden sechs Monaten die Schätzungen der Regulierungsbehörden übertreffen, berichtete die Wirtschaftszeitung «Financial Times» am Wochenende auf ihrer Internetseite unter Berufung auf Banken wie Wells Fargo.


Testergebnisse weitgehend mit Erleichterung aufgenommen
Auch dies war nicht bekanntgeworden, als am Donnerstag die Ergebnisse der Belastbarkeitsprüfung veröffentlicht wurden. Demnach benötigen zehn Banken ein zusätzliches Finanzpolster von insgesamt knapp 75 Milliarden Dollar, um auch einer potenziellen weiteren Wirtschaftstalfahrt standhalten zu können. Die Testergebnisse waren weitgehend mit Erleichterung aufgenommen worden: Einige Experten hatten mit einem Kapitalbedarf zwischen 100 und 200 Milliarden Dollar gerechnet. Auch die Börsen reagierten am Freitag weltweit ganz überwiegend mit Gewinnen für Finanzwerte, und US- Finanzminister Timothy Geithner hatte die Resultate als «ermutigend» bezeichnet.


Mindestens Hälfte der Banken wehrte sich gegen Ergebnisse
Dem «Wall Street Journal» zufolge kamen aber die ursprünglichen Schlussfolgerungen den befürchteten schlechteren Resultaten nahe. Demnach setzte das Tauziehen um die Ergebnisse ein, nachdem die Fed Ende vergangenen Monats die Banken über die vorläufigen Resultate informiert hatte. Die Spitzenmanager verschiedener Institute, darunter Bank of America , Citigroup und Wells Fargo , hätten geradezu wütend reagiert und der Notenbank Übertreibung vorgeworfen. Bank of America sei «schockiert» gewesen, als es die ursprüngliche Berechnung ihrer Kapitallücke gesehen habe: mehr als 50 Milliarden Dollar. Mindestens die Hälfte der Banken habe sich gegen die Ergebnisse gewehrt und die Fed am Ende in einigen Fällen nachgegeben, in anderen nicht.


Kapitallöcher kleiner als angenommen
Nach den am Donnerstag veröffentlichten Resultaten muss sich Bank of America nun 33,9 Milliarden Dollar frisches Kapital besorgen, also über 15 Milliarden weniger als nach den ursprünglich errechneten Werten. Das Kapitalloch bei Wells Fargo schrumpfte nach Berücksichtigung verschiedener «Faktoren» auf 13,7 Milliarden Dollar, nachdem es zuvor mit 17,3 Milliarden beziffert worden war, schrieb die Zeitung unter Berufung auf ein staatliches Dokument weiter. Auch Citigroup, SunTrust und Fifth Third Bancorp gehören demnach zu den Banken, die ihren Kapitalbedarf erfolgreich «herunterhandelten». (awp/mc/ps/04)

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