US-Börsenaufsicht nimmt Dell-Chef ins Visier

Wettbewerbshüter beklagen schon seit Jahren die engen Beziehungen zwischen den beiden Unternehmen. Sie sehen den kleineren Intel-Rivalen Advanced Micro Devices (AMD) benachteiligt.


Baldige Einigung in Aussicht gestellt
Dell nannte am späten Donnerstag keine Details zu den SEC-Ermittlungen. Dafür machte der Konzern aus dem texanischen Round Rock Hoffnung auf eine baldige Einigung in einem Verfahren, dass seinen Anfang schon vor fünf Jahren nahm. Vorsorglich legte Dell für einen Vergleich 100 Millionen Dollar (83 Mio Euro) zurück – die vom Gewinn des ersten Quartals abgehen.


«Wir sind hoffnungsvoll, dass die Gespräche über einen Vergleich zu einer umfassenden Lösung in der nahen Zukunft führen», erklärte Verwaltungsratsmitglied Sam Nunn. Er stellte sich im Namen des gesamten Gremiums ausdrücklich hinter Konzernchef Michael Dell. Dieser werde das Unternehmen weiterhin führen, sagte er. «Er hat unser volles Vertrauen und unsere volle Unterstützung.»


Verbuchung von Rabatten und Zahlungen von Intel in der Kritik
Nach Informationen der «New York Times» nimmt die SEC Anstoss daran, wie Dell Rabatte und Zahlungen von Intel verbucht hat. Allerdings handele es sich nicht um strafrechtliche Ermittlungen. Das «Wall Street Journal» interpretierte die kryptischen Worte der Konzernmitteilung so, dass Konzernchef Michael Dell seinerseits in Verdacht geraten sein könnte, irreführende Aussagen gemacht zu haben.


Bilanzen geschönt
Die SEC hatte bereits 2005 Ermittlungen gegen den Konzern aufgenommen. Dell hatte dann 2007 die Abschlüsse für mehr als vier Jahre nachträglich korrigieren müssen, weil sich herausgestellt hatte, dass Führungskräfte die Bilanzen geschönt hatten. Die Untersuchungen der SEC liefen trotzdem weiter.


Rekordbusse gegen Intel
Nun scheint die enge Verbandelung mit Intel dem drittgrössten Computerhersteller der Welt zum Verhängnis zu werden. Die EU-Kommission hatte Intel vor einem Jahr ein Rekord-Bussgeld von 1,06 Milliarden Euro aufgebrummt, wegen illegaler Zahlungen und Rabatte. Intel, so die Wettbewerbshüter, hatte Computerhersteller dafür bezahlt, dass diese die Prozessoren des Rivalen AMD nicht oder nur verzögert in ihre Rechner einbauten.


Weitere Klage gegen Intel
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes nannte damals auch Dell als Hersteller, der die Hand aufhielt. Auch die US-Behörden haben sich zwischenzeitlich des Falls angenommen. Die Wettbewerbsbehörde FTC und die New Yorker Staatsanwaltschaft haben Klage gegen Intel erhoben. In vier von fünf Computern weltweit steckt ein Intel-Prozessor, Dell hat lange ausschliesslich Chips des Marktführers verbaut.


Die Börsenaufsicht ist wegen ihrer drakonischen Strafen gefürchtet. Bei einer Einigung mit der SEC will Dell aber keinerlei Schuld einräumen. Seine Geschäftszahlen für Februar bis April hatte der Konzern erst vor drei Wochen vorgelegt. Der Gewinn reduziert sich nun nachträglich auf 341 Millionen Dollar. (awp/mc/ps/35)

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