US-Eröffnung: Banken belasten – Gute Daten bremsen Abwärtsbewegung

Dies, nachdem er am Vortag erstmals seit dem 3. Oktober 2008 wieder über der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Zählern geschlossen hatte.


Bergab ging es auch für die anderen Indizes, die am Mittwoch ebenfalls neue Jahreshochs erreicht hatten: Der marktbreite S&P-500-Index büsste 0,44 Prozent auf 1.087,18 Zähler ein. An der Technologiebörse Nasdaq sank der Composite-Index um 0,56 Prozent auf 2.160,10 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,53 Prozent auf 1.744,93 Punkte.


«JPMorgan hat gestern die Messlatte hoch gelegt, die nun für die anderen Banken schwer zu erreichen ist», kommentierte Manager Tim Ghriskey von Solaris Asset Management mit Blick auf Goldman Sachs und Citigroup. Deren Quartalsberichte zogen die Aktien nach unten, obwohl die Zahlen die Analystenerwartungen übertrafen. Marktstratege Steve Goldman von Weeden & Co sagte, nach dem zuletzt ansehnlichen Marktanstieg strichen einige Anleger nun unabhängig von der Qualität der aktuellen Unternehmenszahlen Gewinne ein.


Für Goldman Sachs ging es um 1,93 Prozent auf 188,57 US-Dollar nach unten. Die US-Bank hatte zwar im dritten Quartal mehr verdient als von Experten erwartet. Händlern zufolge hatten aber die Erwartungen der Marktteilnehmer insbesondere nach den starken JPMorgan-Zahlen vom Vortag über den Analystenschätzungen und den vom Unternehmen bekannt gegebenen Zahlen gelegen. Anleger hätten bei Goldman Sachs «Fantasie-Zahlen» erwartet, kritisierte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. «Wenn man sich aber vor Augen führt, wo die Banken vor einem Jahr gestanden haben, gibt es kaum Grund zur Klage.»


Bei der Citigroup, die ebenfalls vor Börsenbeginn Zahlen vorgelegt hatte, zeigte sich dasselbe Bild. Auch hier wurden zwar die Prognosen der Analysten übertroffen, die Hoffnungen der Börsianer aber enttäuscht. Die Titel der Finanzgruppe büssten 5,00 Prozent auf 4,75 Dollar ein. Auch Titel anderer Branchenvertreter wurden von den Anlegern gemieden: So verloren Bank of America am Dow-Ende 2,53 Prozent auf 18,12 Dollar, und für Morgan Stanley ging es um 1,86 Prozent auf 32,22 Dollar bergab. JPMorgan, die am Vortag den Markt noch positiv überrascht hatten, gaben vergleichsweise moderate 0,40 Prozent auf 46,97 Dollar ab.


Die Aktien von Motorola standen nach schwachen Zahlen von Nokia unter Druck und verloren 5,23 Prozent auf 7,97 Dollar. Der weltweit grösste Handyhersteller aus Finnland musste im dritten Quartal überraschend einen Verlust verkraften. Dies enttäuschte die Anleger ebenso wie der Ausblick für den Marktanteil.


Cisco Systems verloren überdurchschnittliche 0,94 Prozent auf 24,15 Dollar. Der Netzwerkausrüster stösst mit seiner Übernahmeofferte für den norwegischen Videokonferenztechnik-Anbieter Tandberg auf Widerstand. 24 Prozent des Kapitals befänden das Angebot von drei Milliarden US-Dollar (etwa zwei Mrd Euro) für das Unternehmen als zu niedrig und wollten es nicht annehmen, teilte das Brokerhaus SEB Enskilda mit. Die 21 vertretenen Aktionäre zeigten sich offen für ein höheres Angebot von Cisco oder einem anderen Interessenten.


Oracle hielten sich nach der Vorstellung einer neuen Software mit minus 0,33 Prozent auf 21,12 Dollar vergleichsweise gut. Am Mittwoch (Ortszeit) hatte Unternehmenschef Larry Ellison auf einer Produktmesse in San Francisco das neue Programm enthüllt, mit dem er endlich dem deutschen Konkurrenten SAP im grossen Stil Kunden abjagen will. Die Applikationen namens «Fusion Apps» stehen am Ende einer fünf Jahre dauernden Softwareentwicklung, die sich Oracle Milliarden von Dollar kosten liess. Im nächsten Jahr will Oracle mit Software für Buchhaltung, Personalverwaltung, Einkauf, Vertrieb und Marketing an den Start gehen. Weitere Funktionen sollen folgen.


Die abgeblasenen Verkaufspläne für die verlustreiche Zeitung «Boston Globe» konnten Papiere des Zeitungsverlages New York Times nur zu Anfang belasten. Zuletzt arbeitete sich die Aktie mit plus 1,96 Prozent auf 8,84 Dollar deutlich in positives Terrain vor. Nach den jüngsten Kostensenkungen habe sich die Lage des grössten Blattes in Neuengland stabilisiert, begründete der Verlag seinen Strategiewechsel. 1993 hatte er die Zeitung für 1,1 Milliarden Dollar gekauft, was bis dahin der höchste Kaufpreis für eine einzelne Zeitung war. Übernahmewillige Interessenten hatten für den Boston Globe zuletzt nicht einmal zehn Prozent dieser Summe auf den Tisch legen wollen. (awp/mc/pg/26)

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