US-Finanzierer CIT vorerst gerettet
Dies berichteten unter anderem das «Wall Street Journal» und die «New York Times» am Montag übereinstimmend. Die Bekanntgabe des Durchbruchs in den zuletzt praktisch rund um die Uhr geführten Verhandlungen wurde noch zu Wochenbeginn erwartet. CIT versorgt rund eine Million US-Unternehmen mit Krediten. Das Unternehmen hat Milliardenschulden und braucht dringend neues Geld, um seinen Firmenkunden die vereinbarten Kredite gewähren zu können. Ob der Notkredit ein dauerhaftes Überleben des Finanzierers sichert, ist Experten zufolge unklar.
Staatshilfen verweigert
Die US-Regierung verweigerte neue Hilfen. CIT hatte schon 2,3 Milliarden Dollar aus dem staatlichen Banken-Rettungsprogramm bekommen. Die CIT-Krise ist ein weiterer Härtetest für die US- Konjunktur und eine zusätzliche Belastungsprobe für die Wirtschaftspolitik von Präsident Barack Obama. Ein Zusammenbruch des gut 100 Jahre alten Finanzierers wäre die grösste Pleite einer US-Bank seit dem Aus der Investmentbank Lehman Brothers im vergangenen Jahr. Die Folgen der Lehman-Pleite waren von der US-Regierung massiv unterschätzt worden. Der Zusammenbruch riss die Welt tiefer in die Wirtschaftskrise. CIT ist international weit weniger verflochten.
CIT-Aktie im Steilflug
Die CIT-Aktie schoss zum US-Handelsstart am Montag um mehr als 80 Prozent auf rund 1,30 Dollar nach oben. Sie hatte jedoch angesichts des Überlebenskampfes einen steilen Absturz hinter sich. Zu Jahresbeginn war das Papier noch rund fünf Dollar wert. Der Rettungskredit soll CIT zunächst einige Wochen Zeit geben, um mit den Gläubigern einen umfangreichen Tausch von Schulden gegen Anteile an dem Finanzierer auszuhandeln. Der Verwaltungsrat von CIT habe dem Vorgehen am späten Sonntagabend (Ortszeit) zugestimmt, berichtete die «New York Times».
Shiller warnt vor neuen Bankenpleiten
Der renommierte US-Ökonom Robert Shiller warnte angesichts der Krise von CIT vor den Folgen einer neuen Bankenpleite. «Wir sehen den ersten grossen Schock seit dem Konkurs von Lehman Brothers, und das treibt mich um», sagte er dem «Handelsblatt». Zuletzt hätten Hoffnungen auf eine Erholung der Branche dominiert. «Meine Sorge ist, dass CIT in die nächste Angst-Story mündet», sagte Shiller.
Kumulierte Verluste von drei Milliarden Dollar
In den vergangenen acht Quartalen fuhr CIT Verluste von insgesamt rund drei Milliarden Dollar ein. Der Finanzierer hatte zuletzt eine Bilanzsumme von etwas mehr als 75 Milliarden Dollar. Wegen der Kreditklemme kann sich CIT derzeit nicht genug kurzfristiges Geld besorgen, das es für seine langlaufenden Darlehen an Unternehmen braucht. Den Finanzierer belasten zusätzlich die steigenden Zahlungsausfälle und Pleiten von Firmenkunden.
Millionensummen abgerufen
Viele besorgte CIT-Kunden riefen zudem laut Medien Millionensummen über ihre Kreditlinien ab. Ratingagenturen stuften die Kreditwürdigkeit des Finanzierers nochmals herab. Im laufenden Jahr gingen in den USA wegen der Krise bereits 57 meist kleinere oder mittlere Institute in die Knie – erst zum Wochenende traf es vier Institute. Damit sind es mehr als doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr. (awp/mc/ps(03)