Mit den neusten Arbeitsmarktdaten, dem Antrag auf Gläubigerschutz von United Airlines und dem Irak-Konflikt ziehen erneut dunkle Wolken auf. Die Börsen sind bereits wieder auf dem Rückzug.
Von Patrick Capponi
Schwache Arbeitsmarktdaten und die Rücktritte von Finanzminister Paul O’Neill und des Wirtschaftsberaters im US-Präsidialamt, Lawrence Lindsey, sorgten am Freitag für gegenläufige Impulse. Die Wochenbilanz der wichtigen Indizes mit Stichtag Freitag sieht wie folgt aus: Dow Jones -2,9 Prozent, Nasdaq -4 Prozent, S&P500 -2,6 Prozent und SMI – 3,7 Prozent.
Schwacher Arbeitsmarkt im November
Die am letzten Freitag veröffentlichten November-Arbeitsmarktdaten sorgten für einen vorübergehenden Schock. Die Arbeitslosenquote stieg unerwartet stark, und zwar von 5,7 auf 6,0 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit April 2002. Mit einem Rückgang um 40’000 Jobs fielen auch die neugeschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft negativ aus. Die Oktoberzahlen wurden von -5’000 auf +6’000 nach oben revidiert.
Bush mit neuem WirtschaftsteamDrei bedeutende Rücktritte innerhalb von lediglich vier Wochen haben in den USA für Aufsehen gesorgt. Vor gut einem Monat war bereits der wegen seiner Amtsführung unter Druck geratene Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Harvey Pitt, zurückgetreten. Am Freitag haben nun auch US-Finanzminister Paul O´Neill und der Wirtschaftsberater von US-Präsident George W. Bush, Harvey Lindsey, ihr Amt zur Verfügung gestellt. Am Montag wurde John Snow, bisher Chef des Bahnspeditionsunternehmens CSX, zum neuen Finanzminister nominiert.
Nach neuen Hochständen war Ende FeuerNach neuen Tiefständen im Oktober erreichten Dow Jones und Co. in der letzten Woche bereits wieder die Niveaus von August (Dow Jones über 9000 Punkten, S&P500 über 950 Punkte) und Juni (Nasdaq über 1500 Punkte). Die Sieben-Wochen-Rally fand damit aber ein vorübergehendes Ende. Die Hoffnungen auf eine Weihnachtsrally sind durch die jüngsten negativen Nachrichten etwas in den Hintergrund gedrängt worden.
Fed dürfte an der Seitenlinie stehen
Nachdem der Offenmarktausschuss im letzten Monat die Zinsen nochmals um 50 Basispunkte nach unten geschraubt und das Bias von negativ auf neutral gedreht hat, bleibt ihm wohl im Moment kaum etwas anderes übrig, als an der Seitenlinie zu stehen. Die überraschend schwachen Arbeitsmarktdaten dürften der US-Notenbank Fed jedoch kaum gefallen haben.
Einzelhandel im FokusAm Donnerstag stehen die November-Einzelhandelsumsätze im Fokus der Anleger. Die Ökonomen erwarten einen Anstieg um 0,4 Prozent. Das Spektrum der Prognosen liegt zwischen +0,1 und +0,7 Prozent. Ohne die Autos wird mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent gerechnet.
Verbrauchervertrauen im FokusDer vorläufige Michigan Sentiment wird am Freitag einen ersten Hinweis darauf liefern, ob sich die verschlechternde Situation im Arbeitsmarkt auf die Stimmung der Konsumenten ausgewirkt hat. Die Schätzungen gehen auf jeden Fall von einem leichten Anstieg von 84,2 auf 85,0 Punkte aus.
Fazit: Die Bären sind nicht tot zu kriegenNachdem in den vergangenen zwei Wochen einige Frühindikatoren auf ein mögliches Ende der konjunkturellen Talfahrt hingedeutet haben, sind nach den jüngsten US-Arbeitsmarktdaten wieder Zweifel aufgekommen. Die Chancen für das Szenario einer nachhaltigen Besserung sind stark gesunken. Die meisten Experten rechnen in den kommenden Monaten mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote. Die massiven Einsparungsprogramme, welche die amerikanischen Firmen in jüngster Vergangenheit angekündigt haben, zeigen Wirkung. Die Gefahr ist momentan gross, dass sich die verschlechternden Jobaussichten bremsend auf den Konsum auswirken.
Warten auf Investitionen
Die meisten Erholungsszenarien für die US-Konjunktur basieren derzeit auf der Annahme, dass das Konsumwachstum so lange als Stütze der Wirtschaft erhalten bleibt, bis die Unternehmen ihre massiv gekürzten Investitionen wieder aufstocken. Nicht nur die neusten Zahlen zu den Konsumkrediten deuten aber darauf hin, dass sich die Konsumlust langsam abschwächt. Viele Experten hoffen deshalb auf Impulse vom Staat. Die jüngste Umbesetzung im Wirtschaftsteam der US-Regierung bekommt deshalb grosse Bedeutung. Optimisten setzen bereits auf den neuen Minister. Was man jedoch nicht vergessen sollte: Auch die USA ist hoch verschuldet, und die Bush-Regierung dürfte es nicht leicht haben, die neuen Steuergeschenke und die geplanten Impulsprogramme für die Wirtschaft durchzusetzen.