US-Notenbank bleibt bei Nullzinspolitik
Einige Volkswirte hatten angesichts der jüngsten Anzeichen für eine Konjunkturerholung mit einer vorsichtigen Abschwächung dieser bereits zuvor verwendeten Formulierung erwartet. Die Fed werde weiterhin alles tun, um die wirtschaftliche Erholung und Preisstabilität zu gewährleisten.
Erwarteter Entscheid
Der Zielsatz für Tagesgeld («Federal Funds Rate») liegt weiterhin in einer Spanne von Null bis 0,25 Prozent. Die Entscheidung fiel im geldpolitischen Ausschuss (FOMC) der US-Notenbank einstimmig. Volkswirte hatten mit dieser Entscheidung einhellig gerechnet. Die Notenbank hatte den Leitzins im Dezember 2008 auf diesen Korridor verringert und damit auf die Finanz- und Wirtschaftskrise reagiert. Vor Beginn der Krise im Sommer 2007 hatte der Zinssatz noch bei 5,25 Prozent gelegen
Anzeichen für Konjunkturerholung
Nach Einschätzung der Fed hat sich die wirtschaftliche Aktivität seit September weiter belebt. Die Bedingungen an den Finanzmärkten hätten sich seit der Sitzung am 23. September kaum verändert. Die Aktivität am Häusersektor habe sich weiter erholt. Die Ausgaben der privaten Haushalte würden jedoch durch die steigende Arbeitslosigkeit belastet. Die Unternehmen würden weiterhin ihre Investitionen und die Beschäftigung abbauen. Die wirtschaftliche Aktivität dürfte zwar für einen geraumen Zeitraum schwach bleiben. Die Fed geht jedoch davon aus, dass die Stimulierungsmassnahmen der Fiskal- und Geldpolitik zu einer Stärkung des Wirtschaftswachstuns beitragen werden. Die niedrige Kapazitätsauslastung dürfte den Kostendruck dämpfen. Der Inflationsdruck dürfte daher für geraume Zeit schwach bleiben. Die längerfristigen Inflationserwartungen blieben stabil.
Aufkaufprogramm für besicherte Anleihen reduziert
Die US-Notenbank hat jedoch ihr Aufkaufprogramm für Anleihen von Hpothekenfinanzieren etwas reduziert. Es sollen jetzt Papiere im Wert von bis zu 175 Milliarden Dollar aufgekauft werden, nachdem ursprünglich 200 Milliarden Dollar geplant waren. Die Fed begründete ihre Entscheidung mit der begrenzten Verfügbarkeit dieser Papiere. Das Aufkaufprogramm für besicherte Anleihen im Wert von 1,25 Billionen Dollar bleibe jedoch unverändert. Das Tempo der Käufe soll jedoch schrittweise verlangsamt werden. Die Fed geht davon aus, dass sie bis zum Ende des ersten Quartals 2010 abgeschlossen sind. Das FOMC werde jedoch das Timing und das Volumen der Käufe von Wertpapieren jederzeit vor dem Hintergrund der Entwicklung in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten überprüfen.
Leitzinserhöhung frühestens im Sommer 2010?
In den USA steht nach Einschätzung der Commerzbank eine Leitzinserhöhung nicht unmittelbar bevor. Die Anleihekäufe dürften jedoch bald nach der Jahreswende zu Ende gehen, schreibt Volkswirt Bernd Weidensteiner in einer Studie. Sollte die Wirtschaft im vierten Quartal ähnlich stark wachsen wie im dritten Quartal, dann könnte die Fed beginnen, eine Zinserhöhung verbal vorzubereiten. «Der erste Schritt dürfte darin bestehen, die Erwartung eines ‹ausgedehnten Zeitraums› für extrem niedrige Leitzinsen aus dem Kommuniqué zu entfernen», schreibt Weidensteiner. Eine Zinserhöhung erwartet die Commerzbank erst für den Sommer 2010.
Anleihemärkte leicht unter Druck
Der Eurokurs stieg nach der Entscheidung kurzzeitig bis auf 1,4908 US-Dollar, nachdem er vor der Entscheidung noch bei 1,4852 Dollar notiert hatte. Zuletzt wurde der Euro wieder mit 1,4877 Dollar gehandelt. Die Aktienmärkte legten nach der Entscheidung weiter zu. Die Anleihemärkte gerieten etwas unter Druck. (awp/mc/ps/35)