Die Federal Reserve reduzierte den Zielsatz für Tagesgeld um 0,75 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent. Zudem senkte sie den weniger bedeutsamen Diskontsatz, zu dem sich die Geschäftsbanken direkt bei der Notenbank refinanzieren können, um ebenfalls 0,75 Punkte auf nunmehr 2,5 Prozent. Am Markt wurde zuvor mit einer erneuten Leitzinssenkung einhellig gerechnet, lediglich über das Ausmass des Zinsschritts bestand Unsicherheit. Die Spanne der Erwartungen reichte von einer Reduzierung um 0,50 Punkte bis hin zu 1,25 Punkten. Die nunmehr erfolgte Senkung rangiert also am unteren Ende der Markterwartungen. Seit dem Ausbruch der Hypothekenkrise in den USA hat die Fed den Leitzins nunmehr um insgesamt 3,00 Punkte reduziert.
Entscheidung nicht einstimmig
Die Entscheidung im geldpolitischen Ausschuss der Fed (FOMC) fiel unterdessen nicht einstimmig. Die Entscheidung sei mit acht zu zwei Stimmen gefällt worden. Für einen «weniger aggressiven» Zinsschritt hätten die regionalen Notenbankpräsidenten von Dallas, Richard Fisher, und Philadelphia, Charles Plosser, gestimmt.
Fed gibt «kleinen Zinswarnschuss»
Trotz der erneut deutlichen Zinssenkung hat die Fed den Märkten mit ihrer begleitenden Erklärung laut Experten einen «kleinen Zinswarnschuss» gegeben. «Die Erklärung der Fed ist deutlich differenzierter als zuletzt ausgefallen», kommentierte Postbank-Experte Heinrich Bayer. So habe die Fed Inflationsrisiken merklich stärker betont als in den letzten Monaten. Zudem deute der Ausgang der Entscheidung im geldpolitischen Ausschuss der Fed (FOMC) mit zwei Gegenstimmen darauf hin, dass sich die Meinung im FOMC über den geldpolitischen Kurs zusehendes differenziere, sagte Bayer.
Inflationsrisiken stärker betont
Auch Commerzbank-Experte Patrick Franke unterstrich die deutlich abgeänderte Erklärung der Federal Reserve. Die Fed habe mit ihrer stärkeren Betonung von Inflationsrisiken deutlich gemacht, dass man das Teuerungsproblem in den USA nicht aus den Augen verliere und nach einer Stabilisierung der US-Wirtschaft wieder Zinserhöhungen auf die Agenda kommen dürften. Wenngleich am Markt mit einer noch stärkeren Senkung als 0,75 Punkte gerechnet worden sei, sei der Zinsschritt immer noch beachtlich und «kein Grund zur Enttäuschung».
Die Fed begründete den jüngsten Zinsschritt vor allem mit weiter eingetrübten Wachstumsaussichten für die Vereinigten Staaten. So habe sich das Wachstum der Konsumausgaben verlangsamt und der Arbeitsmarkt abgeschwächt. Die Situation an den Finanzmärkten sei weiterhin deutlich angespannt. Auch die Verschärfung der Kreditvergabebedingungen und der weiter schwächelnde Häusermarkt sollten eine Belastung für das US-Wachstum in den nächsten Quartalen darstellen.
Fed: Inflationserwartungen gestiegen
Die Inflation habe sich unterdessen beschleunigt. Zudem deuteten «einige Indikatoren» auf gestiegene Inflationserwartungen hin. Gleichwohl sollte sich die Teuerung in den kommenden Monaten abschwächen, wobei sich allerdings die Unsicherheit über den Inflationsausblick erhöht habe, schreibt die Fed. Daher müsse die weitere Entwicklung an der Preisfront genau beobachtet werden.
Die jetzige Zinssenkung und frühere Zinsschritte sollten ein moderates Wachstum unterstützen. Gleichwohl sieht die Notenbank nach wie vor Abwärtsrisiken für das Wachstum. Die Fed werde daher bei Bedarf zeitnah reagieren, um ein nachhaltiges Wachstum und Preisstabilität zu unterstützen. (awp/mc/pg)