US-Schluss: Deutliche Kursgewinne am Tag der Präsidentenwahl
Bereits Stunden vor Öffnung der Wahllokale hatten sich in manchen Städten lange Warteschlangen gebildet. In mehreren Fällen kam es zu erheblichen Verzögerungen bei der Abstimmung, weil beispielsweise falsche Wahlzettel oder Wählerlisten vorlagen. Als Favorit gilt der Demokrat Barack Obama. Er lag in letzten Umfragen landesweit vor dem Republikaner John McCain.
Der Dow-Jones-Index gewann 3,28 Prozent auf 9.625,28 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index schloss erstmals seit Mitte Oktober über 1.000 Punkten und ging mit plus 4,08 Prozent auf 1.005,75 Zählern aus dem Handel. Der NASDAQ Composite-Index stieg um 3,12 Prozent auf 1.780,1 Punkte. Der NASDAQ 100 legte um 3,27 Prozent auf 1.378,40 Zähler zu.
«Zuversicht ist nichts Greifbares, aber es hat sich herausgestellt, dass Zuversicht in Zeiten wie diesen für das reibungslose Funktionieren der Finanmärkte und der Wirtschaft enorm wichtig ist», sagte Anleihen-Stratege Tony Crescenzi bei Miller Tabak. «Und Barack Obama versprüht Zuversicht».
Die jüngsten Konjunkturnachrichten fanden indes kaum Beachtung: In den USA war der Auftragseingang der Industrie im September deutlich stärker als erwartet gesunken. Zum Vormonat waren die Aufträge um 2,5 Prozent zurückgegangen. Volkswirte hatten mit einem Rückgang um lediglich 0,7 Prozent gerechnet.
Marktstratege Art Hogan von Jefferies&Co sagte: «Die Aktienmärkte haben den Wahlsieg von Obama bereits vorweggenommen». Die Titel aus den Branchen Energie, Finanzen, Telekom und Öl legten besonders deutlich zu. Hewlett-Packard (HP) schlossen mit minus 0,96 Prozent bei 38,24 Dollar als einziger Wert im Dow Jones ins Minus.
Der US-Medienkonzern Viacom hatte wegen seiner Verluste in der Filmsparte und eines schwachen TV-Werbegeschäfts im dritten Quartal zwar einen Gewinneinbruch erlitten, traf damit aber in etwa die Analystenerwartungen. Der Umsatz war um vier Prozent auf 3,41 Milliarden Dollar gewachsen und fiel höher aus als erwartet. Für das Gesamtjahr wird ein Plus beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn im mittleren einstelligen Prozentbereich bis hin zu niedrigen zweistelligen Zuwächsen erwartet, wie Viacom am Montagabend nach Börsenschluss mitgeteilt hatte. Die Aktie stieg um 7,45 Prozent auf 22,65 Dollar.
Mastercard übertraf mit seinen Quartalszahlen die Markterwartungen. Die Aktien sprangen um 18,31 Prozent auf 170,24 Dollar in die Höhe. Der zweitgrösste US-Kreditkartenkonzern hatte wegen einer Vergleichszahlung an den Wettbewerber Discover im dritten Quartal einen Verlust von 194 Millionen Dollar gemeldet nach einem Gewinn von 314 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Mastercard war schon im zweiten Jahresviertel nach einer ähnlichen Zahlung wegen Wettbewerbsbehinderung an American Express in die roten Zahlen gerutscht.
Die NASDAQ OMX Group teilte mit, das in Chicago ansässige Market-Intelligence-Unternehmen Bloom Partners gekauft zu haben. Details wurden nicht genannt. Der Kurs stieg um 6,12 Prozent auf 33,29 Dollar.
Apple verliert einem Pressebericht zufolge einen Topmanager, der massgeblich an der Entwicklung des populären Multimedia-Players iPod und des Online-Shops iTunes beteiligt war. Tony Fadell, der zuletzt als Senior Vice President die iPod-Sparte führte, werde das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen und wolle eine Auszeit nehmen, berichtete das «Wall Street Journal» am Dienstag in seiner Online-Ausgabe. Fadell hatte auch wesentlichen Anteil an der Entwicklung des iPhone. Die Aktie zeigte sich relativ unbeeindruckt und stieg um 3,77 Prozent auf 110,99 Dollar.
Im Blick standen auch die Aktien von Yahoo!, Google und eBay. Nach massiven Bedenken der Wettbewerbshüter haben die Internet-Konzerne Google und Yahoo! einem Zeitungsbericht zufolge für ihre geplante Werbe-Partnerschaft einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Der neue Vertragsentwurf begrenze die Zusammenarbeit mehr als bisher, berichtete das «Wall Street Journal» am Montagabend im Internet. Am Markt kursierten zudem Übernahmegerüchte zu eBay. In diesem Zusammenhang sei Microsoft als möglicher Interessent genannt worden, sagte ein Händler. Die Aktien von Yahoo! und eBay stiegen jeweils um knapp fünf Prozent, Googe legten fast sechs Prozent zu und Microsoft kletterten um gut vier Prozent. (awp/mc/pg/34)