US-Schluss: Deutliche Verluste – Banken-Rettungsplan enttäuscht
Die Anleger hätten sich zum Beispiel Antworten auf die Frage erhofft, wie genau die Banken von den faulen Wertpapieren befreit werden sollen und wie die problematischen Titel bewertet werden könnten, hiess es. Offen blieb ferner laut Carl Lantz, Zinsstratege bei Credit Suisse, auch die Struktur des durch Staatsgelder und private Investoren finanzierten Fonds, der wie eine «Bad Bank» Geldinstitute von faulen Krediten und Ramschpapieren entlasten soll.
Schliesslich sorgte auch US-Notenbankchef Ben Bernanke bei seiner Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses nicht für mehr Klarheit. Vielmehr betonte er, dass die milliardenschweren Liquiditätsspritzen für den Markt kein «Allheilmittel» seien. Dies habe die Stimmung unter den Anlegern zusätzlich eingetrübt, sagten Börsianer. US-Finanzminister Timothy Geithner hatte einen bis zu zwei Billionen Dollar schweren Generalplan vorgestellt, mit dem sich die Regierung gegen die Krise stemmen möchte.
Der Leitindex Dow Jones Industrials fiel unter die Marke von 8.000 Punkten und brach um 4,62 Prozent auf 7.888,88 Punkte ein. Alle in dem Leitindex enthaltenen Werte notierten in der Verlustzone. Der marktbreite S&P-500-Index sackte um 4,91 Prozent auf 827,16 Zähler ab. An der technologielastigen NASDAQ-Börse gab der Composite-Index um 4,20 Prozent auf 1.524,73 Punkte nach. Der NASDAQ 100 verlor 4,09 Prozent auf 1.229,29 Zähler.
Vor allem Finanzaktien bekamen die Unsicherheit am Markt deutlich zu spüren. So stürzten Bank of America am Dow-Ende um 19,30 Prozent auf 5,56 Dollar in die Tiefe, und Citigroup verzeichneten dahinter ein Minus von 15,19 Prozent auf 3,35 Dollar. Aktien von American Express sackten um 10,03 Prozent auf 15,97 Dollar ab und für Papiere von Wells Fargo ging es um 14,22 Prozent auf 16,35 Dollar nach unten.
Ausserhalb der Finanzbranche standen noch mehrere Einzelwerte mit unternehmensspezifischen Nachrichten im Fokus: So hatte der Flugzeugbauer Boeing sein Ergebnis im abgelaufenen Jahr und im vierten Quartal 2008 nach unten korrigiert. Die Gründe für den um vier Cent je Aktie höher ausgefallenen Verlust im vierten Quartal sind laut Boeing verringerte Werte von Flugzeugen und ein erhöhter Aufwand wegen eines Vergleichs. Titel der Fluggesellschaft gaben um 6,05 Prozent auf 40,21 Dollar ab.
Der zweitgrösste US-Paketdienst FedEx streicht indes wegen der Wirtschaftskrise in seiner Frachtsparte rund 900 Jobs und damit etwa 2,5 Prozent seiner Stellen. Der Abbau folgt auf konzernweite Einschnitte bei Gehältern und Sozialleistungen. Auch der weltweite Branchenprimus United Parcel Service (UPS) kämpft mit Einbrüchen wegen der Krise und ist auf Sparkurs. FedEX-Titel verloren 6,52 Prozent auf 52,03 Dollar, und UPS-Aktien verbilligten sich um 5,37 Prozent auf 44,72 Dollar.
Ein öffentliches Angebot für den Kauf aller ausstehenden Aktien von Genentech unterbreitete am Vorabend indes der Pharmakonzern Roche. Zu einem Preis von 86,50 US-Dollar in bar je Genentech-Aktie will Roche die restlichen Anteile an seiner Tochter kaufen. JPMorgan-Analyst Geoffrey Meacham rechnet allerdings damit, dass der Angebotspreis noch nicht das Ende der Fahnenstange bedeutet und bestätigte die Genentech-Titel mit «Overweight». Auch die unabhängigen Verwaltungsräte des Biotech-Pioniers sehen den Unternehmenswert derweil einem Pressebericht zufolge viel höher als das Angebot von Roche. Sie bewerteten Genentech mit «mindestens 112 US-Dollar je Aktie», schrieb die «HandelsZeitung». Dessen Aktien zählten zu den wenigen Gewinnern am Markt und verbuchten einen moderaten Aufschlag von 0,53 Prozent auf 82,90 Dollar.
Unter den Technologietiteln stachen die Papiere von Yahoo! mit einem Abschlag von 8,27 Prozent auf 12,75 Dollar negativ hervor. Das Investmenthaus Needham hat die Aktien des Internet-Konzerns von «Buy» auf «Hold» abgestuft. Verschiedene Daten deuteten darauf hin, dass sich das Kerngeschäft von Yahoo! – der Online-Werbemarkt – im laufenden Quartal weiter abgeschwächt habe, schrieb Analyst Kar Han Kwong zur Begründung. Auch das erste Halbjahr 2009 dürfte schwierig bleiben. (awp/mc/pg/31)