US-Schluss: Freundlich – Riesenübernahme im Pharmasektor

«Der Markt ist der wirtschaftlichen Entwicklung etwa sechs Monate voraus und wir beginnen, Marktteilnehmer zu sehen, die anfangen sich zu fragen, was die Zukunft bringen mag», sagte Jim Fehrenbach, Leiter Handel bei Piper Jaffray in Minneapolis. «Sie sind diejenigen, die Tage wie heute dazu nutzen und vor sich hin naschen.» Wenn man all die kleinen positiven Nachrichten zusammenaddiere, könne man sich eine deutlich positivere Geschichte für die Zukunft zusammenbauen als das, was man gerade habe, fügte der Experte hinzu.


Der Dow Jones beendete den Wochenauftakt mit einem Plus von 0,48 Prozent bei 8.116,03 Zählern. Im Handelsverlauf war der Leitindex kurzzeitig ins Minus gedreht. Marktteilnehmer machten für den kurzen Schwächeanfall vor allem die anhaltenden Sorgen über den Finanzsektor verantwortlich. Der marktbreite S&P-500-Index gewann 0,56 Prozent auf 836,57 Punkte hinzu. An der NASDAQ arbeitete sich der Composite-Index um 0,82 Prozent auf 1.489,46 Zähler vor. Der NASDAQ 100 stieg um 0,74 Prozent auf 1.184,56 Zähler.


Der Sammelindex der Frühindikatoren war im Dezember überraschend um 0,3 Prozent zum Vormonat geklettert. Das war der erste Anstieg seit Juni 2008. Ökonomen hatten im Schnitt einen Rückgang um 0,3 Prozent erwartet. Die Verkäufe bestehender Häuser hatten im Dezember ebenfalls überraschend zugelegt. Auf das Jahr hochgerechnet war die Zahl um 6,5 Prozent auf 4,74 Millionen Einheiten geklettert. Die Daten fielen nach Einschätzung der Helaba durch die Bank überraschend positiv aus.


Für Aufsehen sorgte vor allem eine der grössten Firmenübernahmen seit Jahren und die bedeutendste seit dem Ausbruch der Finanzkrise: Der weltgrösste Pharmakonzern Pfizer will den Konkurrenten Wyeth für 68 Milliarden US-Dollar (52 Mrd Euro) kaufen. Der Pfizer-Kurs reagierte mit einem deutlichen Abschlag von 10,32 Prozent auf 15,65 Dollar. Wyeth hatte sich grösstenteils zwar im Plus halten können, ging aber letztendlich mit einem leichten Verlust von 0,80 Prozent bei 43,39 Dollar aus dem Handel.


Unterdessen stellen sich die US-Automobilzulieferer auf eine weitere Zuspitzung der Lage ein und bereiten sich einem Zeitungsbericht zufolge auf mögliche Insolvenzverfahren vor. Laut «Wall Street Journal» (Montag) verpflichteten eine Reihe von Unternehmen der zweiten Reihe Berater, um die Überlebenschancen der Firmen zu sondieren. Nachdem die beiden grossen US-Autohersteller General Motors (GM) und Chrysler nur noch dank Staatskrediten am Leben erhalten werden und weitere staatliche Hilfen unsicher sind, habe die ehemalige Ford -Tochter Visteon Experten mit der Prüfung eines möglichen Insolvenzverfahrens beauftragt, hiess es weiter. Die Beauftragung bedeute jedoch nicht, dass ein Bankrott direkt bevor stehe. Ein Unternehmenssprecher war der Zeitung gegenüber nicht zu einer Stellungnahme bereit. Die Visteon-Aktie brach dennoch drastisch um 31,82 Prozent auf 0,15 Dollar ein. Die Titel der ehemaligen Mutter Ford schossen dagegen um 7,78 Prozent auf 1,94 Dollar in die Höhe.


Mit 3,15 Prozent auf 3,38 Dollar ging es unterdessen für die Papiere von General Motors (GM) abwärts. Der ums Überleben kämpfende US-Autobauer streicht weitere rund 2.000 Stellen und plant zusätzliche befristete Werksschliessungen. In rund der Hälfte der 24 GM-Fabriken in Nordamerika sollen im zweiten und dritten Quartal die Bänder für eine Woche oder länger stillstehen. Das bestätigte ein GM-Sprecher US-Medien am Montag auf Anfrage.


Die Aktien des weltgrössten Baumaschinenherstellers Caterpillar machten mit einem Kurseinbruch von 8,38 Prozent auf 32,67 Dollar von sich reden. Caterpillar rechnet wegen der weltweiten Wirtschaftskrise im laufenden Jahr mit einem deutlichen Umsatzeinbruch und will weltweit 20.000 Stellen streichen. Die Aktien von McDonald’s konnten ihre anfänglichen Verluste abbauen und arbeiteten sich um 0,65 Prozent auf 58,40 Dollar vor. Die weltgrösste Schnellrestaurantkette hatte 2008 der Finanzkrise getrotzt und deutlich mehr verdient als vor einem Jahr.


Sprint Nextel sorgte mit der Ankündigung, bis zu 8.000 Stellen streichen zu wollen, ebenfalls für Gesprächsstoff. Damit würden beim drittgrössten US-Mobilfunkanbieter etwa 14 Prozent seiner gesamten Belegschaft wegfallen. Die Lohnkosten könnten dadurch um 1,2 Milliarden Dollar pro Jahr gesenkt werden, teilte Sprint mit. Die Titel kletterten um 1,22 Prozent auf 2,49 Dollar. Der weltgrösste Baumarkt-Betreiber Home Depot streicht angesichts eines Nachfragerückgangs in der Wirtschaftskrise 7.000 Arbeitsplätze. Das entspreche etwa zwei Prozent der Belegschaft, betonte der US-Konzern. Die Aktien gewannen 4,65 Prozent auf 22,73 Dollar hinzu.


Mit positiven Nachrichten konnte der Ölfeldexperte Halliburton aufwarten: Das Unternehmen meldete für das vierte Quartal einen Nettogewinn von 468 Millionen Dollar oder 0,53 Dollar je Aktie. Ohne Einmaleffekte lag der Gewinn hingegen bei 0,82 Dollar je Anteilsschein und war damit höher als von Experten erwartet. Die Papiere kletterten um 3,40 Prozent auf 18,87 Dollar. Die Papiere von Freeport-McMoRan legten deutlich um 9,34 Prozent auf 24,94 Dollar zu, nachdem der Bergbaukonzern ein besser als erwartetes Quartalsergebnis vorgelegt hatte. Gleichzeitig reduzierte der Konzern seine Prognose für das Kupfer-Umsatzvolumen für das laufende und kommende Jahr.


General Electric (GE) verteuerten sich um 3,24 Prozent auf 12,42 Dollar. Investoren reagierten freundlich auf die Entscheidung der Ratingagentur Standard & Poor’s, dass sie das Kreditrating des Konzerns nicht kürzen werde.


Unter den Finanzwerten gehörten die Papiere von Regions Financial mit einem Minus von 12,02 Prozent auf 4,02 Dollar zu den grössten Verlierern, nachdem der einflussreiche Analyst Richard Bove von Ladenburg Thalmann erklärte, das Unternehmen könne seine Dividende möglicherweise um 90 Prozent senken. Die Frage, ob Banken noch mehr Kapital brauchten, lastete zudem auf dem Markt. «Es ist die alte Geschichte», sagte Steve Goldman, Marktstratege bei Weeden & Co in Connecticut. «Da ist immer noch die Unbekannte – es wird wahrscheinlich schon bald einen Plan für Banken geben, aber das bringt uns auch nur wieder zu der Unbekannten.» (awp/mc/ps/34)

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