Die geplante, milliardenschwere Übernahme von Rohm & Haas durch den Konkurrenten Dow Chemical habe die nach neuen Negativschlagzeilen wieder entflammten Sorgen im Finanzsektor kompensieren können.
Der Dow Jones Industrial ging 0,73 Prozent höher bei 11.229,02 Punkten aus dem Handel. Der S&P-500-Index gewann 0,70 Prozent auf 1.253,39 Punkte. An der Technologiebörse NASDAQ legte der Composite-Index um 1,03 Prozent auf 2.257,85 Zähler zu. Der NASDAQ 100 stieg um 1,12 Prozent auf 1.839,57 Zähler.
Dow Chemical verloren angesichts der geplanten Übernahme von Rohm & Haas 4,24 Prozent auf 32,52 US-Dollar. Der grösste US-Chemiekonzern bietet für den Konkurrenten 18,8 Milliarden Dollar, was einem Aufschlag von 74 Prozent auf den letzten Schlusskurs entspricht. Rohm & Haas schossen um 64,22 Prozent auf 73,62 Dollar nach oben.
Aktien der halbstaatlichen Immobilienfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae erlitten dagegen wegen Nachrichten über Zahlungsprobleme deutliche Kursverluste. Der ehemalige Präsident der regionalen Notenbank von St. Louis, William Poole, hatte in einem Interview die beiden Unternehmen als zahlungsunfähig bezeichnet. Die Versuche von Finanzminister Henry Paulson und US-Notenbankchef Ben Bernanke, die Sorgen der Anleger über die finanzielle Gesundheit der Gesellschaften zu beruhigen, fruchteten wenig: Für Freddie ging es um 22,03 Prozent auf 8,00 Dollar nach unten, Fannie verloren 13,78 Prozent auf 13,20 Dollar.
Lehman Brothers brachen um 12,36 Prozent auf 17,30 Dollar ein – sein Tagestief hatte das Papier zuvor bei 15,63 Dollar erreicht. Händler verwiesen auf Gerüchte, einige der grössten Handelspartner führen ihre Geschäfte mit der Bank zurück. Einige Unternehmen dementierten indes diese Spekulationen. Lehman Brothers war bisher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Wachovia gaben um 8,12 Prozent auf 13,13 Dollar nach. Das Geldhaus kommt wegen der Krise an den Finanzmärkten nicht aus den roten Zahlen. Im zweiten Quartal wird der um Abschreibungen auf den Unternehmenswert bereinigte Verlust nach Unternehmensangaben bei 2,6 bis 2,8 Milliarden Dollar liegen. Ausserdem berief Wachovia wie zuvor in einigen Berichten spekuliert den früheren stellvertretende US-Finanzminister Robert Steel zum neuen Unternehmenschef.
General Motors (GM) verbilligten sich um 6,20 Prozent auf 9,69 Dollar, nachdem der US-Autokonzern nicht ausgeschlossen hatte, sich zur Bewältigung der aktuellen Krise am Finanzmarkt mit frischem Kapital zu versorgen. «Wir müssen die Restrukturierung des US-Geschäfts in den kommenden eineinhalb Jahren hinbekommen», sagte GM-Europe-Chef Carl-Peter Forster der Online-Ausgabe des Magazin «Spiegel». Die Spekulationen um eine Insolvenzgefahr des US-Konzerns bezeichnete der Manager als aus der Luft gegriffen. Auch Unternehmenschef Rick Wagoner erteilte entsprechenden Gerüchten in Dallas eine Absage. Die jüngsten Spekulationen über eine drohende Zahlungsunfähigkeit träfen «nicht im geringsten» zu.
Schwache Zahlen drückten Marriott International mit 7,21 Prozent auf 24,07 Dollar ins Minus. Die Hotelkette hat zwar im zweiten Quartal mit dem bereinigten Gewinn im fortgeführten Geschäft die Markterwartungen übertroffen, verfehlte diese aber mit ihrem gekappten Jahresausblick.
Nach einem kritischen Analystenkommentar sanken Coca Cola um 1,67 Prozent auf 50,04 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit rund 15 Monaten. Analyst William Pecoriello von Morgan Stanley erwartet zwar, dass der Getränkekonzern im zweiten Quartal die Markterwartungen erfüllen wird, sieht aber sein bereits reduziertes Ziel für den Absatzanstieg in Gefahr.
General Electric (GE) verteuerten sich indes um 1,66 Prozent auf 27,64 Dollar. Der Mischkonzern will sich von seinem Industriegeschäft sowie der Konsumentenelektronik-Sparte trennen und dies an die eigenen Aktionäre abgeben. Für beide Einheiten würden alle Optionen geprüft. Ziel sei es, die gesamte Sparte an die eigenen Aktionäre abzuspalten, teilte das Unternehmen mit. Vage Gerüchte über eine bevorstehende Gewinnwarnung hatten keine Auswirkungen auf den Aktienkurs. (awp/mc/gh/01)