US-Schluss: Grosse Kursverluste – Sorgen über Kreditmärkte
Alle offenen Fragen, die in den vergangenen Tagen verdrängt worden waren, kämen nun wieder hoch, sagte ein Händler und bezeichnete die Verkäufe als «Mini-Panik».
Meldungen, wonach die französische Grossbank BNP Paribas die Rücknahme von Anteilen einiger Fonds eingestellt hat, die in den in Turbulenzen geratenen US-Markt für Hypothekenkredite niedriger Bonität investiert hatten, hätten die Kurse belastet. Die höher als erwartet ausgefallene Refinanzierung der US-Notenbank habe die Aktionäre ebenfalls verunsichert. Auch die Liquiditätsspritze der Europäischen Zentralbank, die überraschend einen Schnelltender zugeteilt hatte, sähen Anleger als Bestätigung ihrer Befürchtungen.
Der Leitindex Dow Jones Industrial gab 2,83 Prozent auf 13.270,68 Zähler ab. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 2,94 Prozent auf 1.453,47 Zähler. An der NASDAQ sank der Composite-Index um 2,16 Prozent auf 2.556,49 Punkte. Der Auswahlindex NASDAQ 100 fiel um 2,55 Prozent auf 1.936,76 Punkte.
Finanzwerte, die schon zuvor unter der Krise am Kreditmarkt zu leiden hatten, gerieten auch am Donnerstag wieder unter Druck. Offensichtlich seien die Anleger in den USA darüber besorgt, dass mit der französischen Bank BNP Paribas das erste grosse Finanzinstitut ausserhalb der USA so negativ von der Immobilienkrise beeinflusst wurde, sagte ein Händler.
Aktien von Bear Stearns Companies verloren 5,84 Prozent auf 114,05 Dollar. Merrill Lynch sanken um 4,46 Prozent auf 74,68 Dollar. Titel von Goldman Sachs gaben 5,72 Prozent auf 182,25 Dollar ab. Papiere von Lehman Brothers Holdings fielen um 7,15 Prozent auf 60,15 Dollar und Morgan-Stanley-Papiere verloren 5,47 Prozent auf 61,81 Dollar. Im Leitindex gaben Citigroup 5,23 Prozent auf 46,90 Dollar ab, JPMorgan fielen um 5,03 Prozent auf 44,17 Dollar.
Titel der Federal National Mortgage Association (Fannie Mae) und der Federal Home Loan Mortgage (Freddie Mac) bewegten sich innerhalb des Marktrends. Fannie Mae verloren 1,23 Prozent auf 65,93 Dollar. Freddie Mac gaben 1,55 Prozent auf 61,67 Dollar nach. US-Präsident Bush sagte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, die beiden staatlich unterstützten Institute sollten reformiert werden, um sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Dazu gehöre der Kauf und die Verbriefung von Hypothekenkrediten. Erst danach sollte ihnen erlaubt werden, Investitionen in mit Hypotheken besicherte Wertpapiere auszubauen.
Titel aus dem Einzelhandel standen nach mässigen Juni-Verkaufszahlen im Minus. Das zeige, dass der Kollaps im Immobliensektor sich auch im Konsumentenverhalten niederschlage, sagten Händler. Wal-Mart Stores verloren 4,07 Prozent auf 46,45 Dollar. Die Einzelhandelskette hatte zwar mit einem Umsatzwachstum bei vergleichbaren Flächen von 1,9 Prozent über den Erwartungen von Analysten gelegen. Die Gewinnmargen seien aber zurückgegangen. Ausserdem dürften sich nach Angaben des Unternehmens die rückläufigen Zahlen im Bekleidungs- und Einrichtungsbereich im nächsten Quartal fortsetzen. Die Aktien von Pacific Sunware American brachen nach einem überraschenden Umsatzrückgang um 11,03 Prozent auf 15,33 Dollar ein. Titel von Eagle Outfitter und Limited Brands gaben ebenfalls nach.
Aktien von Home Depot verloren 5,32 Prozent auf 35,79 Dollar. Die Baumarktkette hatte angekündigt, sie werde möglicherweise die Bedingungen des Verkaufs seiner HD-Supply-Sparte ändern. Möglicherweise werde der Preis von 10,33 Milliarden Dollar gesenkt. Im Juni hatte Home Depot angekündigt, die Sparte an eine Gruppe von Finanzinvestoren verkaufen zu wollen.
American International Group teilte am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit, die Krise am Immobilienmarkt müsste Ausmasse der Grossen Depression annehmen, bevor der Versicherer durch sein Engagement in Hypothekenkrediten Schaden nehmen würde. Die Aktie verlor dennoch 3,28 Prozent auf 64,30 Euro. (awp/mc/ab)