US-Schluss: Kursverluste – Lage auf Kreditmärkten belastet
Die Sentinel Management Group hatte am Vortag bekannt gegeben, bei einem 1,5-Milliarden-US-Dollar schweren Fonds weder neue Investments noch Rücknahmen zuzulassen. Auch das habe die Kurse belastet. Eine neue Liquiditätsspritze der US-Notenbank und der deutliche Anstieg der Ölpreise hätten die Märkte ebenfalls in Atem gehalten, sagten Börsianer. Die US-Notenbank hatte dem US-Geldmarkt am späten Nachmittag erneut sieben Milliarden Dollar zugeteilt, nachdem sie zuerst ein für 15.30 Uhr angekündigtes Offenmarktgeschäft annulliert hatte.
Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) schloss zum ersten Mal seit Ende April unter der Marke von 13.000 Punkten und verlor 1,29 Prozent auf 12.861,47 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index gab 1,39 Prozent auf 1.406,70 Punkte ab. An der NASDAQ sank der Composite-Index um 1,61 Prozent auf 2.458,83 Zähler. Der Auswahlindex NASDAQ 100 verlor 1,91 Prozent auf 1.864,92 Punkte.
Die Krise im Immobiliensektor schlug sich auch im Häusmarktindex der National Association of Homebuilders (NAHB) nieder. Das Stimmungsbarometer der Organisation für die nächsten sechs Monate ist im August stärker als erwartet gefallen. Die Hausbauer hätten realisiert, dass Hyothekenkredite teurer und schwieriger zu bekommen sein, sagte NAHB-Präsident Brian Catalde. Dies habe mögliche Hauskäufer vom Markt fern gehalten oder zu einer Verschiebung des Hauskaufs geführt.
Andere Konjunkturdaten hatten nach Einschätzung von Händlern kaum Einfluss auf den Markt. Die US-Verbraucherpreise hatten sich im Monat Juli wie erwartet entwickelt. Finanztitel zogen erneut die Aufmerksamkeit von Anlegern auf sich. Die KKR-Tochter KKR Financial Holdings hatte ihren Bestand an Immobilienkrediten mit Verlust halbiert. Der Verkauf von Darlehen über etwa 5,1 Milliarden US-Dollar führe zu einem Minus von 40 Millionen Dollar, teilte das Unternehmen am Mittwoch in San Francisco mit. Nach der Veräusserung habe KKR Financial noch einen Bestand von 5,8 Milliarden Dollar. Weitere Verluste in diesem Zusammenhang von 250 Millionen Dollar seien möglich. Der Titel brach um 31,11 Prozent auf 10,52 Dollar ein.
Aktien von Countrywide Financial gaben 12,96 Prozent auf 21,29 Dollar ab. Merrill Lynch hatte die Titel des Immobilienfinanzieres von «Buy» auf «Sell» gesenkt. Als Grund nannten die Analysten die Bedenken über die Liquidität in der Branche angesichts der jüngsten Unruhen am Kreditmarkt. Papiere von Accredited Home Lenders sprangen um 10,91 Prozent auf 6,10 Dollar hoch. Der US-Finanzinvestor Lone Star, der noch am Dienstag die vereinbarte Übernahme der angeschlagenen Hypothekenkredit-Firma in Frage gestellt hatte, wird nach eigenen Angaben die Annahmefrist für seine Offerte verlängern. Aktien der amerikanischen Hypothekenfirma Thornburg Mortgage erholten sich von ihren Kursverlusten am Vortag und gewannen 38,76 Prozent auf 10,56 Dollar. Das Unternehmen hatte die Zahlung seiner Quartalsdividende von 68 Cent je Aktie vom 15. August auf den 17. September verschoben.
Mehrere Werte standen nach Zahlen im Blick: Applied Materials gaben um 4,14 Prozent auf 20,36 Dollar nach. Der Hersteller von Halbleiterprodukten hatte schwache Auftragseingänge für das dritte Geschäftsquartal gemeldet und erwartet weiterhin schwierige Geschäftsbedingungen, da sich die Kunden zurückhaltend verhielten. Aktien von Agilent Technologies brachen nach Zahlen um 10,85 Prozent auf 32,39 Dollar ein. Der US-Hersteller von Mess- und Testtechnik hatte am Dienstag nach Börsenschluss seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt und dabei die Gewinnprognose für das vierte Quartal unter die Markterwartungen gesenkt.
Macy’s verloren 1,99 Prozent auf 31,10 Dollar. Die Kaufhauskette hatte ihre Prognose für die zweite Jahreshälfte gesenkt. Mit den Ergebnissen für das zweite Quartal hatte Macy’s die Erwartungen von Analysten übertroffen. Die Aktien von H.J. Heinz gewannen an der Spitze des S&P-100-Index 2,77 Prozent auf 43,75 Dollar. Der Lebensmittel- und Sossenhersteller hatte mitgeteilt, er rechne mit «starken» Quartalszahlen und werde im Gesamtjahr mit seinem Gewinn das obere Ende seiner Ausblicksspanne erreichen. Die Zahlen werden am 24. August bekannt gegeben. Titel von Deere & Co. legten um 3,00 Prozent auf 120,60 Dollar zu. Der Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen hatte im dritten Geschäftsquartal vor allem dank starker Auslandsgeschäfte seinen Gewinn stärker gesteigert als von Analysten erwartet.
(awp/mc/hfu)