US-Schluss: Kursverluste – Sorgen über Inflation und Lehman

Dies verlautete aus Händlerkreisen. Die Gerüchte wurden allerdings von der Bank dementiert. Zuvor hatten bereits Medienberichte über eine mögliche Kapitalerhöhung von Lehman Brothers die Stimmung für die Finanzwerte belastet. Händlern zufolge waren die Anleger ausserdem nach einer Rede von US-Notenbankchef Ben Bernanke in Barcelona hin und her gerissen zwischen Inflationsängsten und möglichen Anzeichen für eine Erholung der US-Wirtschaft.


Der Dow Jones Industrial (DJIA) schloss mit einem Minus von 0,81 Prozent auf 12.402,85 Zählern, nachdem er im Handelsverlauf bis auf 12.342,12 Punkte gefallen war. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 0,58 Prozent auf 1.377,65 Punkte. An der Technologiebörse NASDAQ gab der Composite-Index 0,44 Prozent auf 2.480,48 Zähler ab. Der NASDAQ 100 fiel um 0,50 Prozent auf 1.996,79 Zähler.


US-Notenbankchef Ben Bernanke kündigte auf der Konferenz in Barcelona an, die Auswirkungen der Dollar-Schwäche genau beobachten zu wollen. Der Abwärtsdruck auf den Dollar habe zu einem unwillkommenen Anstieg der Einfuhr- und Verbraucherpreise geführt, sagte Bernanke. Der oberste Währungshüter wies allerdings auch erneut darauf hin, dass sich in der zweiten Jahreshälfte die Bedingungen für das Wirtschaftswachstum etwas verbessern könnten. Kurz nach Handelsbeginn hatte der überraschende Anstieg des Auftragseingangs in der Industrie zunächst für Auftrieb an den Aktienmärkten gesorgt. Auch die Entspannung am Ölmarkt hatte die Aktienkurse etwas gestützt.


Finanzwerte waren nach Berichten über eine Kapitalerhöhung von Lehman Brothers Holdings unter den grössten Verlierern. Börsianern zufolge machten Gerüchte die Runde, dass die Investmentbank sich Geld über das Diskontfenster der US-Notenbank besorgt habe. Diese wurden allerdings von der Bank dementiert. Zuvor hatte das «Wall Street Journal» unter Berufung auf informierte Kreise über eine geplante Kapitalerhöhung berichtet. «Es heisst, die Bank sei überschuldet», sagte ein Aktienhändler. Der Markt sei sehr nervös und die Gerüchte erinnerten die Anleger an den Beinahe-Zusammenbruch von Bear Stearns. Die Titel rutschten um 9,52 Prozent auf 30,61 Dollar ab, zeitweise waren sie bis auf 29,02 Dollar gefallen. Auch die Aktien anderer Investmentbanken schlossen mit Verlusten.


Autowerte standen nach Veröffentlichung der US-Absatzzahlen im Fokus der Anleger. Die Aktien des weltgrössten Autobauers General Motors (GM) drehten nach einem Absatzeinbruch im Mai zeitweise ins Minus, schlossen dann aber mit einem Plus von 0,80 Prozent auf 17,58 Dollar. Börsianern zufolge überwog die Nachricht, dass der grösste US-Autobauer seine Probleme angehen und im Rahmen seines geplanten Konzernumbaus vier Pickup-Werke in Nordamerika schliessen will. Ford Motor gewannen 0,60 Prozent auf 6,68 Dollar, obwohl der US-Autobauer im Mai auf dem US-Heimatmarkt erneut weniger Autos verkauft hat.


Aktien von US-Fluggesellschaft profitierten von der Entspannung am Ölmarkt. US Airways stiegen um 7,98 Prozent auf 4,06 Dollar. Aktien der United Airlines-Mutter UAL gewannen 8,25 Prozent auf 8,53 Dollar. Der Ölpreis hatten nach den jüngsten Äusserungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke deutlich nachgegeben und war auf unter 124 Dollar gefallen. Ölwerte gerieten unterdessen unter Druck ExxonMobil verloren 2,39 Prozent auf 85,71 Dollar. Chevron Corp. gaben 1,52 Prozent auf 97,86 Dollar ab.


Aktien von Wal-Mart Stores gewannen nach einem positiven Analystenkommentar an der Spitze des Dow Jones 1,00 Prozent auf 57,77 US-Dollar. Morgan Keegan hatte den Titel von «Market Perform» auf «Outperform» angehoben. Die Analysten rechnen für das zweite Halbjahr mit einer Beschleunigung des Wachstums des weltgrössten Einzelhändler. An der NASDAQ stiegen die Papiere von Dell 2,98 Prozent auf 23,47 Dollar. Der Computerhersteller will den Absatz von Billig-PCs in China aufgrund der dort starken Nachfrage im weiteren Jahresverlauf ausweiten. Ausserdem sorgten Aussagen des taiwanesischen Konkurrenten Acer für Auftrieb. Acer-Chef Gianfranco Lanc sagte auf Fragen von Journalisten, er sehe keinen Nachfragerückgang auf dem PC-Markt. (awp/mc/ps)

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