US-Schluss: Ölpreis-Rekord drückt Dow auf Tief seit August 2006
In der Spitze kletterte der Ölpreis sogar bis auf 144,15 Dollar. «Es ist auch die typische Zurückhaltung vor dem langen Wochenende zu spüren – viele bringen ihre Schäfchen bereits ins Trockene», ergänzte ein Händler. Bereits am morgigen Donnerstag vor dem folgenden Feiertag findet nur ein verkürzter Handel statt. Der Dow Jones Industrial verlor zum Handelsschluss 1,46 Prozent auf 11.215,51 Zähler und schloss damit auf dem tiefsten Stand seit August 2006. Seit seinem Hoch im Oktober 2007 hat der weltweit bekannteste Aktienindex damit mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Der S&P-500-Index verlor 1,82 Prozent auf 1.261,52 Punkte. An der Technologiebörse NASDAQ rutschte der Composite-Index um 2,32 Prozent auf 2.251,46 Zähler ab. Der NASDAQ 100 büsste 2,50 Prozent auf 1.816,15 Zähler ein.
General Motors litten unter negativen Analystenstudien und brachen um 15,06 Prozent auf 9,98 Dollar ein – damit fielen die Titel das erste Mal seit der Präsidentschaft von Dwight Eisenhower (1953-1961) unter 10 US-Dollar. So hatte Merrill Lynch die Titel des Autobauers von «Buy» auf «Underperform» abgestuft und das Kursziel von 28 auf 7 Dollar eingestampft. Die Analysten warnten sogar davor, dass General Motors die Insolvenz drohe, sollte sich der US-Automarkt weiterhin so schwach entwickeln. Zudem habe der Konzern nicht bedacht, wie schwierig die Aufnahme frischen Kapitals in den aktuell begrenzten Kreditmärkten ist. Auch die Citigroup senkte ihr Kursziel für General Motors von 21 auf 14 Dollar. Für Ford kappten sie das Ziel von 7,0 auf 6,0 Dollar – die Aktien verloren 7,43 Prozent auf 4,36 Dollar.
Auch Merrill Lynch gaben nach kritischen Analystenkommentaren deutlich nach und verloren 3,41 Prozent auf 31,15 Dollar. Die UBS hatte das Kursziel von 47,00 auf 35,00 US-Dollar gesenkt und die Einstufung auf «Neutral» belassen. Das Brokerhaus werde weitere Abschreibungen auf Immobilienanlagen vornehmen müssen, schrieb Analyst Glenn Schorr. Unterdessen kappte auch Oppenheimer die Gewinnschätzungen und rechnet für das zweite Quartal mit Abschreibungen in Höhe von 5,8 Milliarden Dollar.
Andere Investmentbanken zeigten sich hiervon wenig beeindruckt. Unter anderem legten Lehman Brothers nach den zuletzt herben Verlusten um 6,68 Prozent auf 22,36 Dollar zu, JPMorgan stiegen an der Dow-Spitze um 1,70 Prozent auf 34,60 Dollar. Börsianern zufolge halfen hier die positiven Nachrichten aus Europa von der Deutsche Bank und der UBS. Der deutsche Branchenprimus sieht keinen Bedarf für eine Kapitalerhöhung und auch die UBS ist nach eigenen Angaben aus dem Gröbsten heraus.
Für Kursgewinne bei Yahoo! von 3,37 Prozent auf 20,88 Dollar sorgte unterdessen die Beharrlichkeit von Microsoft. Der Softwarekonzern gibt auch fast ein halbes Jahr nach seinem ersten Übernahmeangebot für den Portal- und Suchmaschinenbetreiber nicht auf. In den vergangenen Tagen habe Microsoft weitere Gespräche unter anderem mit den Medienunternehmen News Corp. und Time Warner über einen möglichen gemeinsamen Kauf geführt, berichtete am Mittwoch das «Wall Street Journal». Für Yahoo-Aktien ging es daraufhin um 7,67 Prozent auf 21,75 Dollar nach oben. Microsoft-Titel verloren dagegen 3,68 Prozent auf 25,88 Dollar.
Unterdessen schlossen Industriewerte und Maschinenbauer wegen der unaufhaltsam steigenden Energiekosten im Minus. Alcoa büssten 6,77 Prozent auf 32,11 Dollar ein, für Caterpillar ging es um 4,95 Prozent auf 70,42 Dollar nach unten. Hier machten sich Händlern zufolge zudem die schwachen Daten zu den Auftragseingängen der Industrie bemerkbar. Fluggesellschaften litten einerseits unter einer negativen Branchenstudie von Goldman Sachs, andererseits drückte auch hier der hohe Ölpreis weiter auf das Gemüt der Anleger. So verloren UAL, die zudem von der «Americas Buy List» gestrichen wurden, 12,83 Prozent auf 4,01 Dollar. JetBlue Airways und AMR rutschten ebenfalls kräftig ins Minus. (awp/mc/ps/01)