US-Schluss: Schwach – Konjunkturdaten, Medienberichte belasten
Ein Bericht des Fernsehsenders CNBC, die US-Regierung könnte die Pläne für eine «Bad Bank» vorerst auf Eis legen, sorgte Händlern zufolge für zusätzliche Unsicherheit. «Das Bankensystem ist nach wie vor im Krisen-Modus», sagte Dean Barber, Chef der Investmentfirma Barber Financial Group in Kansas City. «Das Kursfeuerwerk, das wir Anfang der Woche bei Bankaktien sahen, war eher symbolisch als substantiell. Es war noch nicht entschieden und es gab keine Klarheit darüber wer wieviel bekommt.»
Der Dow Jones ging um 1,82 Prozent leichter bei 8.000,86 Zählern ins Wochenende. Zuvor war der Index zeitweise unter die Marke von 8.000 Punkten gefallen. Auf Wochensicht summiert sich damit der Verlust auf 0,95 Prozent. Der marktbreite S&P-500-Index fiel um 2,28 Prozent auf 825,88 Punkte. An der NASDAQ sackte der Composite-Index um 2,08 Prozent auf 1.476,42 Zähler ab. Der NASDAQ 100 verlor 1,96 Prozent auf 1.180,25 Zähler.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war auf das Jahr hoch gerechnet um 3,8 Prozent gesunken. Volkswirte hatten ein Minus von 5,4 Prozent erwartet. Gleichwohl befindet sich die US-Wirtschaft damit nach zwei aufeinander folgenden Quartalen mit negativen Wachstumsraten nunmehr auch offiziell in einer Rezession. Das Konsumklima der Universität Michigan hatte sich zudem im Januar Kreisen zufolge nicht ganz so kräftig aufgehellt wie erwartet und ursprünglich gemeldet.
Darüber hinaus hatte sich in der Region Chicago die Stimmung der Einkaufsmanager im Januar überraschend deutlich eingetrübt. Bei den BIP-Zahlen «waren die Überschriften auf jeden Fall besser als Marktteilnehmer befürchtet hatten», sagte Nigel Gault, Chef-Ökonom USA bei Global Insight in Massachusetts. «Allerdings sehen die Details dahinter nicht gesund aus und sie zeigen uns, dass die Unternehmen nicht im gleichen Tempo die Produktion zurückfahren, wie ihre Umsätze schrumpfen. Und das ist ein schlechtes Zeichen für das, was im ersten Quartal passieren wird: Sie müssen dann nämlich ihre Lagerbestände abarbeiten.»
Die Papiere der Citigroup führten Verluste bei Finanztiteln an und gaben 8,97 Prozent auf 3,55 US-Dollar nach. Titel der Bank of America sackten um 2,95 Prozent auf 6,58 Dollar ab. Der Fernsehsender «CNBC» hatte zuvor berichtet, die Pläne für eine Bad Bank in den USA, könnten vorerst auf Eis gelegt sein.
Darüber hinaus sorgten die Quartalszahlen zahlreicher Branchengrössen erneut für ausreichend Gesprächsstoff: Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) hatte dank des Verkaufs seiner Kaffee-Marke «Folgers» einen deutlich Gewinnanstieg im zweiten Geschäftsquartal verbucht. P&G-Chef A.G. Lafley sprach jedoch von einem «besonders herausfordernden» Quartal. Das Umfeld werde weiterhin schwierig und sehr schwankungsanfällig bleiben. Die Aktie gab um 6,39 Prozent auf 54,50 Dollar nach.
Der Mischkonzern Honeywell International hatte trotz eines Umsatzrückgangs im Schlussquartal 2008 etwas mehr als ein Jahr zuvor verdient. Für das laufende Jahr bestätigte der Konzern seine im Dezember aktualisierte Prognose. «2009 wird ein schwierigeres Jahr werden», warnte Konzernchef David Cote allerdings. Die Papiere kletterten um 0,43 Prozent auf 32,81 Dollar.
Die beiden Ölwerte ExxonMobil und Chevron gehörten nach ihren jüngsten Quartalszahlen für den grössten Teil des Handelstages ebenfalls zu den Gewinnern. Im späten Handel gaben sie dann jedoch ihre Gewinne im allgemein schwachen Markt ab und Exxon schlossen 0,42 Prozent tiefer bei 76,48 Dollar. Chevron büssten 0,14 Prozent auf 70,52 Dollar ein. Exxon Mobil hatte im vierten Quartal wegen des gesunkenen Ölpreises zwar weniger verdient, konnte aber dennoch die Analystenerwartungen beim Gewinn je Aktie übertreffen. Chevron hatte im vierten Quartal mehr als im Vorjahr verdient. «Die Ergebnisse sprechen für sich», sagte Fred Burke, Chef bei Johnston Lemon Asset Management in Washington.
Am Vorabend hatte Amazon.com mit einem Gewinnsprung überrascht. Die Titel sprangen um 17,64 Prozent auf 58,82 Dollar in die Höhe. Der weltgrösste Online-Einzelhändler hatte durch ein Rekord-Weihnachtsgeschäft trotz der Konjunkturkrise einen kräftigen Gewinnsprung erzielt und sich insgesamt weit besser geschlagen als der grosse Rest der Branche.
In den Pharmasektor kommt ebenfalls Bewegung: Der Schweizer Pharmakonzern Roche hatte sein öffentliches Kaufangebot zur Übernahme aller ausstehenden Aktien der US-Tochtergesellschaft Genentech auf 86,50 US-Dollar je Aktie gesenkt. Die Aktien von Genentech fielen um 3,39 Prozent auf 81,24 Dollar zurück.
Caterpillar gaben ebenfalls nach und schlossen um 3,14 Prozent leichter bei 30,85 Dollar. Der weltgrösste Baumaschinen-Hersteller mutet seiner Belegschaft weitere harte Einschnitte zu. Zusätzlich zu den 20.000 am Montag verkündeten Entlassungen sollen jetzt weitere 2.110 Mitarbeiter gehen, wie Caterpillar mitteilte. (awp/mc/ps/34)