Schwache Häusermarktdaten liessen die Wall Street hingegen kalt. Analysten warnten, ebenso wie das montägliche Rekordplus beim Dow übertrieben ausgefallen sei, gebe es wenig Grund zur Annahme, dass die aktuellen Gewinne nachhaltig seien.
Der Dow Jones ging nach einer Schlussrally mit Kursgewinnen von 4,68 Prozent bei 8.979,26 Punkten aus dem Handel – zwischenzeitlich war er noch um gut viereinhalb Prozent gefallen. Der marktbreite S&P-500-Index kletterte um 4,25 Prozent auf 946,43 Punkte. Beim NASDAQ Composite-Index zeigte die Kurstafel zum Handelsende ein Plus von 5,49 Prozent auf 1.717,71 Zähler. Der NASDAQ 100 stieg um 5,52 Prozent auf 1.312,97 Zähler.
Wieder entfachte Übernahmefantasien liessen die Yahoo!-Aktie um 10,55 Prozent auf 12,99 Dollar in die Höhe schnellen. Microsoft-Chef Steve Ballmer hatte mit Äusserungen über den Internet-Konzern für neue Spekulationen gesorgt. Ein Geschäft mit Yahoo! könne für die Aktionäre beider Seiten wirtschaftlich weiter sinnvoll sein, sagte Ballmer US-Medien zufolge. Derzeit gebe es aber keine Gespräche zwischen beiden Seiten. Der Softwareriese betonte allerdings in einer eigens verbreiteten Stellungnahme, dass er kein Interesse an einem Kauf von Yahoo! habe. Die Microsoft-Aktie stieg um 6,75 Prozent auf 24,19 Dollar.
Ansonsten sorgten vor allem Zahlen für Kursausschläge. Ein hoher Verlust liess Citigroup um 2,03 Prozent auf 15,90 US-Dollar fallen, was der Aktie den zweitletzten Platz im Dow einbrachte. Der von der Kreditkrise hart getroffene US- Finanzkonzern kommt nicht aus seinen tiefroten Zahlen und erlitt im dritten Quartal mit einem Minus von 2,8 Milliarden Dollar den vierten Verlust in Folge. Analysten hatten allerdings zum Teil ein noch tieferes Milliardenloch befürchtet.
Der fünfte Quartalsverlust nacheinander erlaubte den Papieren des Konkurrenten Merrill Lynch nur ein moderates Plus von 0,60 Prozent auf 18,35 Dollar. Das vor der Übernahme durch die Bank of America stehende Institut verlor 5,2 Milliarden Dollar und zählt damit zu den weltweit grössten Opfern der Finanzmarkt-Turbulenzen. Titel von Bank of America gewannen 1,81 Prozent auf 24,25 Dollar.
Eine Gewinnwarnung sorgte bei eBay für Abschläge von 1,32 Prozent auf 14,97 Dollar. Die US-Internet-Verkaufsplattform rechnet wegen ihrer Neuausrichtung in diesem Jahr mit weniger Gewinn und Umsatz als bisher geplant. In der vergangenen Woche hatte der Konzern zudem den Abbau von weltweit rund zehn Prozent seiner Stellen angekündigt. Die Kosten dafür belasten das Ergebnis. Eine Reihe von Banken korrigierte ihre Kursziele für das Papier nach unten. So senkte die Deutsche Bank ihr Ziel von 16 auf 13 Dollar und blieb beim Anlagevotum «Sell». JPMorgan nahm das Votum von «Overweight» auf «Neutral» zurück.
United Technologies stiegen um 7,37 Prozent auf 52,88 Dollar, nachdem der Mischkonzern im dritten Quartal die Erwartungen weitgehend erfüllt hatte und sich optimistisch für das Gesamtjahr zeigte. Während der Umsatz etwas hinter den Markterwartungen zurückgeblieben war, überraschte der Gewinn je Aktie (EPS) positiv.
Aktien von Fluggesellschaften entwickelten sich trotz schwacher Zahlen sehr freundlich, da die Ölpreise fielen und die noch schlechteren Erwartungen an der Wall Street sich nicht erfüllten. So ging es für Southwest Airlines um 8,04 Prozent auf 12,49 Dollar nach oben, obwohl die US-Billigfluggesellschaft im dritten Quartal zum ersten Mal seit 17 Jahren einen Verlust eingeflogen hatte. Dem Unternehmen wurde seine vorausschauende Kerosinpreis-Politik zum Verhängnis. Southwest hatte mit steigenden Treibstoffpreisen gerechnet, statt dessen fielen sie jedoch wieder. Daher wurden auf die Sicherungsgeschäfte Abschreibungen von 247 Millionen Dollar notwendig. Unter den steigenden Treibstoffpreisen hatte Southwest zuvor hingegen kaum gelitten. Ohne diese Sonderkosten verdiente Southwest im dritten Quartal 69 Millionen Dollar, 56 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Auch Continental Airlines sprangen ungeachtet des dritten Verlustquartals in Folge um 22,66 Prozent auf 15,75 Dollar hoch. Das Umsatzplus von knapp neun Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar konnte nach Angaben der Gesellschaft die stark gestiegenen Treibstoffkosten nicht wettmachen. (awp/mc/gh/01)