Unterstützung für die Aktienmärkte kam nach den überraschend guten Quartalszahlen der Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers vor allem von der Fed. Die Notenbank der weltweit bedeutendsten Volkswirtschaft hatte am Abend den Leitzins um 0,75 Punkte auf 2,25 Prozent reduziert. Dies war die sechste Zinssenkung hintereinander seit Ausbruch der Kreditkrise, insgesamt wurde der Zins seither um 3,00 Punkte zurückgenommen.
Der Leitindex Dow Jones (DJIA) baute seine Tagesgewinne bis Handelsschluss weiter aus und ging mit plus 3,51 Prozent (420,41 Punkte) auf 12.392,66 Punkte aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index gewann 4,23 Prozent auf 1.330,65 Zähler. An der Technologiebörse rückte der NASDAQ 100 um 4,38 Prozent auf 1.761,05 Punkte vor. Der NASDAQ-Composite-Index legte um 4,19 Prozent auf 2.268,26 Zähler zu.
Die Indizes hatten nach der Fed-Entscheidung zeitweise einen Teil ihrer Gewinne abgegeben. Händler hatten die bröckelnden Kurse damit begründet, dass einige Marktteilnehmer auf einen noch kräftigeren Zinsschritt um 100 oder gar 125 Basispunkte spekuliert hatten. Im Fokus standen vor allem die Finanzwerte. Am Montag hatte noch die Nachricht schockiert, dass die US-Investmentbank Bear Stearns schwer angeschlagen ist und zum Schleuderpreis von JPMorgan übernommen werden soll. Am Dienstag sorgten nun vor allem besser als erwartet ausgefallene Quartalsbilanzen der US-Banken Goldman Sachs und Lehman Brothers für Kurserholungen in diesem Sektor.
Die Kreditkrise traf die Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers im ersten Quartal weniger stark als am Markt befürchtet worden war. Der Gewinn bei Goldman Sachs halbierte sich zwar im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal, doch die meisten Analysten hatten einen noch drastischeren Rückgang erwartet. Auch die erwirtschafteten Erträge lagen deutlich über den Markterwartungen. Die Aktie, die tags zuvor um rund vier Prozent gefallen war, legte um 16,27 Prozent auf 175,59 US-Dollar zu.
Auch Lehman Brothers schloss das abgelaufene erste Geschäftsquartal trotz massiver Rückgänge bei Erträgen und Gewinn besser ab als erwartet. Die Aktie sprang um 46,43 Prozent auf 46,49 Dollar nach oben, hatte aber tags zuvor fast 20 Prozent verloren und am vergangenen Freitag knapp 15 Prozent. Im Gefolge legten auch weitere Banken-Titel zu: Morgan Stanley, die am Mittwoch über ihr Quartal berichten, gewannen 17,81 Prozent auf 42,86 Dollar. Bank of America stiegen im Dow Jones um 8,26 Prozent auf 38,93 Dollar und Citigroup gewannen an der Dow-Spitze 11,22 Prozent auf 20,71 Dollar. Merrill Lynch rückten um 13,23 Prozent auf 46,63 Dollar vor. Nach Ansicht von Wachovia ist Merrill Lynch allerdings die riskanteste der verbliebenen reinen Investmentbanken.
Die Aktien von Bear Stearns stiegen zeitweise wieder bis auf 8,50 Dollar. Sie schlossen schliesslich 22,87 Prozent höher bei 5,91 Dollar. Zeitungsberichten zufolge regt sich Widerstand unter Grossaktionären gegen den extrem niedrigen Verkaufspreis. Auf Basis des Schlusskurses an der New Yorker Wall Street (42,71 Dollar, plus 5,95%) bietet JPMorgan 2,34 Dollar pro Bear-Stearns-Papier.
Fannie Mae sprangen um 27,06 Prozent auf 28,22 Dollar nach oben und Freddie Mac gewannen 26,19 Prozent auf 26,02 Dollar. Presseberichten zufolge will die US-Regierung den beiden Hypothekenfinanzierern weiter unter die Arme greifen und noch mehr Eigenheim-Hypotheken kaufen und garantieren. Eine Ankündigung dazu könnte noch in dieser Woche erfolgen. International Paper litten unter einer Abstufung durch JPMorgan und gaben um 2,38 Prozent auf 28,77 Dollar. Die Analysten hatten den Titel auf «Neutral» gesenkt.
Die Aktien von Yahoo! zählten im NASDAQ 100 zu den begehrtesten Titeln. Sie stiegen um 7,20 Prozent auf 27,72 Dollar. Der Internet-Konzern bestätigte den Ausblick für das erste Quartal und das laufende Gesamtjahr und stemmt sich weiter gegen die Übernahme durch den Software-Konzern Microsoft . Die Offerte von Microsoft liege deutlich unter dem Wert von Yahoo, teilte die Gesellschaft erneut mit. Microsoft, die tags zuvor bereits um etwas mehr als ein Prozent gestiegen waren, gewannen zusätzliche 3,99 Prozent auf 29,43 Dollar.
Amgen büssten 4,36 Prozent auf 41,20 Dollar ein. Die Ratingagentur Moody’s erwägt eine Abstufung der Kreditwürdigkeit des weltgrössten Biotechnologie-Unternehmens, wie am Montag nach US-Börsenschluss bekannt wurde. Adobe Systems stiegen kurz vor Veröffentlichung ihrer Zahlen zum ersten Quartal um 3,48 Prozent auf 31,86 Dollar. (awp/mc/ps)