Nachdem die Indizes im frühen Handel überwiegend kaum verändert tendiert hatten, wurden im Verlauf verstärkt Gewinne mitgenommen. Daran habe auch die gute Quartalsbilanz von Morgan Stanley nichts ändern können, hiess es am Markt. Besonders starke Verluste habe der «aufgeblähte Rohstoffsektor» verbucht, sagte ein Händler. Der Leitindex Dow Jones (DJIA) büsste 2,36 Prozent auf 12.099,66 Zähler ein und schloss damit nur ganz knapp über seinem Tagestief. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 2,43 Prozent auf 1.298,42 Zähler. An der Technologiebörse sank der NASDAQ 100 um 2,58 Prozent auf 1.715,59 Punkte. Der NASDAQ-Composite-Index gab um 2,57 Prozent auf 2.210,00 Zähler nach.
Rezessionssorgen belasteten die Stimmung wieder deutlich, so dass auch der Ölpreis trotz überraschend schwacher US-Öllagerbestände kräftig fiel. Auch der Goldpreis und die Metallpreise gaben deutlich nach. Alcoa büssten als grösster Verlierer im Dow Jones 7,72 Prozent auf 35,62 Dollar ein. Chevron gaben um 4,91 Prozent auf 81,89 Dollar nach und ExxonMobil sanken um 4,51 Prozent auf 84,48 Dollar. Einziger Dow-Wert im Plus waren die Aktien von Coca Cola mit einem Aufschlag von 0,93 Prozent auf 59,96 Dollar.
Unter den Banken legte nach Goldman Sachs und Lehman Brothers nun auch die Investmentbank Morgan Stanley besser als erwartete Zahlen für das erste Quartal vor. Der Gewinn je Aktie (EPS) ging zwar um 42 Prozent auf 1,45 Dollar zurück und die Erträge schmolzen um 17 Prozent auf 8,322 Milliarden Dollar. Von Thomson Financial befragte Analysten hatten im Schnitt aber nur mit einem EPS von 1,03 Dollar gerechnet und die Erträge auf 7,187 Milliarden Dollar schrumpfen sehen. Aktien von Morgan Stanley stiegen um 1,38 Prozent auf 43,45 Dollar.
Die anderen grossen Bankenwerte zeigten sich uneinheitlich: Lehman Brothers gaben um 9,16 Prozent auf 42,23 Dollar nach. Bank of America sanken im Dow Jones um 0,95 Prozent auf 38,56 Dollar und Citigroup fielen um 1,45 Prozent auf 20,41 Dollar. Merrill Lynch büssten sogar 11,11 Prozent auf 41,45 Dollar ein. Sie litten vor allem unter Sorgen, dass die Investmentbank von weiteren Abschreibungen wegen der Finanzmarktkrise betroffen sein könnte. Auslöser für diese Sorgen ist eine Klage, die Merrill Lynch gegen Bondversicherer XL Capital Assurance eingereicht hat. Wachovia hatte die Titel von Merrill Lynch tags zuvor als die riskantesten unter den verbliebenen reinen Investmentbanken eingestuft.
Grosse Kursgewinne fuhren dagegen Fannie Mae und Freddie Mac ein. Die US-Regierung will die Regeln für staatlich beaufsichtigte Hypothekenaufkäufer lockern, damit auf den notleidenden Immobilienmarkt frisches Kapital kommt. Die beiden führenden Spezialanbieter dürfen künftig mehr Geld in Hypothekenpapiere investieren, teilte die zuständige US-Aufsichtsbehörde (OFHEO) am Mittwoch in Washington mit. Der Plan soll insgesamt bis zu 200 Milliarden Dollar (128 Mrd Euro) für den schwächelnden Markt mobilisieren. Fannie Mae stiegen um 8,82 Prozent auf 30,71 Dollar und Freddy Mac gewannen 14,91 Prozent auf 29,90 Dollar.
Der Start der Aktien von Visa an der Börse hingegen war trotz des wegen der Finanzmarktkrise ungünstigen Zeitpunkts fulminant. Der erste Kurs betrug 59,50 Dollar. Bei 56,50 Dollar gingen die Aktien aus dem Handel. Beim bisher grössten Börsengang in den USA sammelte der Kreditkartenanbieter 17,9 Milliarden Dollar frisches Kapital ein. 406 Millionen neue Aktien waren zu je 44 Dollar platziert worden. Die angekündigten Spanne lag zwischen 37 bis 42 Dollar.
Adobe Systems waren nach Zahlen Favorit im NASDAQ 100 und stiegen dort um 9,00 Prozent auf 34,75 Dollar. Das Software-Unternehmen hatte am Dienstag nach Handelsschluss Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt. Die Analysten von RBC Capital Markets sagten, dass die Zahlen über den Prognosen gelegen hätten, während die Zielvorgaben die Erwartungen erfüllt hätten. Dennoch senkten sie das Kursziel für die Aktie von 50 auf 43 Dollar, um die inzwischen insgesamt schwächere Sektor-Bewertung zu reflektieren. Das Anlageurteil lautet aber unverändert «Outperform». (awp/mc/ps)