US-Schluss: Sehr schwach – Konjunkturdaten belasten
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war in der abgelaufenen Woche etwas stärker als befürchtet gestiegen und die Auftragseingänge für langlebige Güter sanken im Dezember stärker als erwartet. Zudem fiel die Zahl der Verkäufe neuer Häuser im vergangenen Monat auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1963. «Die Daten sind durch die Bank sehr schwach», sagte Michael Darda, Chefvolkswirt bei MKM Partners LLC in Connecticut. «Alle Daten aus dem Dezember spiegeln die Kredit-Klemme im Herbst wider und sie sind indikativ für eine Wirtschaft, die sich sehr schnell zusammenzieht.»
Der Dow Jones sackte um 2,70 Prozent auf 8.149,01 Zähler ab, der erste Verlust in vier Tagen. Von den 30 Werten, die in dem Leitindex enthalten sind, konnten lediglich drei Papiere zulegen. Der marktbreite S&P-500-Index fiel um 3,31 Prozent auf 845,14 Punkte. An der NASDAQ sackte der Composite-Index um 3,24 Prozent auf 1.507,84 Zähler ab. Der NASDAQ 100 verlor 2,59 Prozent auf 1.203,85 Zähler.
Die US-Konjunkturdaten haben nach Einschätzung der Helaba sowohl für die Ausrüstungsinvestitionen als auch für den Arbeitsmarktbericht negative Signale geliefert. Der Auftragsrückgang für langlebige Wirtschaftsgüter sei im Dezember deutlich stärker als erwartet ausgefallen, hiess es in einer Studie. Damit sei die Indikation für die Ausrüstungsinvestitionen im vierten Quartal 2008 «sehr negativ». Auch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hätten für den US-Arbeitsmarktbericht, der Ende nächster Woche zur Veröffentlichung ansteht, eine negative Indikation geliefert.
Vor allem Schwergewichte wie die Papiere von Boeing und ExxonMobil sowie Finanztitel standen auf den Verkaufslisten der Anleger. Boeing sackten um 5,85 Prozent auf 40,70 US-Dollar ab, nachdem die russische Fluggesellschaft S7 einen Auftrag über den Kauf von 15 Flugzeugen der Marke «787 Dreamliner» zurückgezogen hatte. Exxon gaben um 3,09 Prozent auf 76,80 Zähler nach. Goldman Sachs hatte zuvor die Papiere von «Buy» auf «Neutral» abgestuft und den Titel von der «Americas Buy List» genommen. Gleichzeitig wurde das Kursziel von 75 auf 70 Dollar gekürzt. Der Ölpreis war zudem rückläufig und sorgte für zusätzlichen Druck im Energiesektor. Die Papiere von Chevron Corp. und ConocoPhillips gaben ebenfalls nach.
Bankentitel gaben einen Teil ihrer Vortagesgewinne wieder ab und sorgten damit für zusätzlichen Druck. Citigroup etwa büssten 7,14 Prozent auf 3,90 Dollar ein. Am Vortag hatte die Hoffnung auf die Gründung einer «Bad Bank» Finanztitel beflügelt. Die Aktien des grössten US-Onlinbrokers Charles Schwab (CSC) sackten um 14,92 Prozent auf 13,63 Dollar ab. Das Unternehmen warnte, seine Umsätze könnten 2009 um bis zu 20 Prozent einbrechen. Ausserdem kündigte Schwab an zwischen 500 und 600 Stellenden im laufenden Quartal streichen zu wollen.
Der notleidende Autobauer Ford stürzt angesichts der weltweiten Branchenkrise immer tiefer in die roten Zahlen. Im Schlussquartal 2008 hatte sich das Minus mit fast 5,9 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt. Die Aktie verlor 3,94 Prozent auf 1,95 Dollar. Der Fotokonzern Eastman Kodak streicht nach einem Quartalsverlust weltweit bis zu 4.500 Stellen. Im laufenden Jahr sollen wegen der Wirtschaftskrise bis zu 18 Prozent aller Jobs im Konzern wegfallen. Die Papiere stürzten um 29,42 Prozent auf 5,59 Dollar ab. Steil abwärts ging es nach Zahlen auch für die Titel von Black&Decker, die sich um 20,88 Prozent auf 30,65 Dollar verbilligten.
Die Bilanz des Zahnpflege- und Kosmetikkonzern Colgate-Palmolive glänzt unterdessen auch in der Wirtschaftskrise: Der Überschuss im vierten Quartal war im Vergleich zum Vorjahreszeittraum um 19,8 Prozent auf 497 Millionen Dollar (gut 375 Mio. Euro) gestiegen, die Aktie legte um 2,15 Prozent auf 65,22 Dollar zu. Der Mischkonzern 3M senkte vor Börsenstart die Jahresziele für 2009. Ab dem dritten Quartal rechnet der Konzern allerdings dann bereits wieder mit Wachstum. Die Aktien kletterten um 2,04 Prozent auf 56,55 Dollar.
Mit Continental Airlines Holding, JetBlue Airways und US Airways legten noch die letzten Vertreter der Fluggesellschaftsbranche ihre Quartalszahlen vor. Sie standen allesamt mit deutlichen Verlusten im Zeichen der hohen Treibstoffkosten im vergangenen Jahr. Die Papiere konnten ihre früheren Gewinne nicht halten verabschiedeten sich mit Verlusten zwischen 2,74 und 11,37 Prozent aus dem Handel.
Am Vorabend hatten sich nach Börsenschluss unter anderem Starbucks und Dell zu Wort gemeldet. Die weltgrösste Kaffeehauskette gerät immer tiefer in die Krise und streicht nochmals fast 7.000 Stellen. Der Gewinn war im vergangenen Quartal wegen des Konzernumbaus und der Wirtschaftskrise um fast 70 Prozent eingebrochen. Die Papiere schlossen unverändert bei 9,65 Dollar. Die Zukunftsaussichten des Computerkonzerns Dell sind ebenfalls eingetrübt: Er rechnet im vierten Geschäftsquartal mit einer ausserordentlichen Belastung von 280 Millionen Dollar vor Steuern. Die Titel gaben um 8,55 Prozent auf 9,95 Dollar nach. (awp/mc/pg/36)