«Wir sehen eine Sektorrotation weg von Bankentiteln, die zuletzt so deutlich zugelegt haben», sagte David Bellantonio, Händler bei Instinet in New York. «Technologiewerte führen den Markt an, sobald es zu einem Wirtschaftsumschwung kommt.» Andere Börsianer sahen Aussagen des deutschen Softwareherstellers SAP über einen «Hoffnungsschimmer» für die Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr als Kurstreiber für die Tech-Branche.
Der Leitindex Dow Jones schloss 1,82 Prozent tiefer bei 8.418,77 Punkten. Beim marktbreiten S&P-500-Index zeigte die Kurstafel zum Handelsende Verluste von 2,15 Prozent auf 909,24 Zähler an. Der NASDAQ Composite-Index verlor indes nur 0,45 Prozent auf 1.731,24 Zähler, und der Auswahlindex NASDAQ 100 behauptete ein kleines Plus von 0,12 Prozent auf 1.395,79 Punkte.
Aktien von General Motors (GM) rutschten mit minus 10,56 Prozent auf 1,44 US-Dollar ans Dow-Ende. Der Chef des angeschlagenen Autobauers, Fritz Henderson, hält eine Insolvenz des Unternehmens für zunehmend wahrscheinlicher und braucht dringend Kapital für das Europa-Geschäft rund um Opel. Für den schwedischen Autohersteller Saab, der ebenfalls zu GM gehört und zum Verkauf steht, gibt es noch zwei oder drei Kaufinteressenten, so Insolvenzverwalter Guy Lofalk in einem Interview mit der Stockholmer Nachrichtenagentur TT. Bisher hatte Saab stets von «zehn seriösen Kaufinteressenten» gesprochen. Auch die in der Presse berichteten GM-Pläne, Teile seiner für den Heimatmarkt bestimmten Produktion aus Europa in billigere Länder in Asien und Lateinamerika zu verlagern, gaben der Aktie keine positiven Impulse.
Finanztitel gehörten nach einem negativ aufgenommenen Pressebericht ebenfalls zu den Verlierern. Die 19 führenden US-Institute brauchen nach Informationen des «Wall Street Journal» («WSJ») in Wahrheit noch mehr frisches Kapital als die laut Stresstest verlangten 75 Milliarden Dollar. Die US-Notenbank (Fed) habe bei der Prüfung ursprünglich weitaus grössere Kapitallücken festgestellt, als schliesslich bekannt gegeben worden sei, berichtete das Blatt am Samstag. Die Ergebnisse des jüngsten Belastbarkeitstests der grössten US-Banken beruhten danach angeblich nicht auf soliden Berechnungen, sondern auf Geschachere und Gemauschel zwischen den Finanzinstituten und Regierungsbeamten.
Für JPMorgan ging es um 7,99 Prozent auf 35,83 Dollar nach unten. Bank of America verloren 8,68 Prozent auf 12,94 Dollar. Bei Morgan Stanley verpuffte im Sog der Branchenschwäche ein positiver Analystenkommentar: Die Titel verloren 7,55 Prozent auf 26,07 Dollar, obwohl Konkurrent Merrill Lynch diese mit Verweis auf die Bewertung und die langfristigen Gewinnperspektiven von «Neutral» auf «Buy» angehoben und das Kursziel von 28 auf 31 Dollar angehoben hatte. BB&T verzeichneten Verluste von 7,56 Prozent auf 24,34 Dollar. Die Regionalbank hatte mitgeteilt, 1,5 Milliarden Aktien verkaufen und die Dividende um 68 Prozent kürzen zu wollen. Für Capital One Financial ging es nach der Ankündigung, 56 Millionen Stammaktien zu je 27,75 Dollar anzubieten, um 13,53 Prozent auf 27,10 Dollar bergab.
Die zu den führenden US-Finanzkonzernen zählende Grossbank Wells Fargo besorgte sich bereits frisches Geld am Kapitalmarkt. Wie die Bank am Freitagabend bekannt gegeben hatte, wurden 341 Millionen Stammaktien im Wert von 8,6 Milliarden Dollar angeboten und eine «deutliche Überzeichnung» der Kapitalerhöhung festgestellt. Der «Stress-Test» hatte bei Wells Fargo eine Kapitallücke von knapp 14 Milliarden Dollar ergeben. Die Papiere fielen um 5,86 Prozent auf 26,53 Dollar.
Beim angeschlagenen US-Finanzkonzern American International Group (AIG) wird die Sanierung laut einem Bericht des WSJ viel länger dauern als erwartet. Ein internes Schreiben zeige, dass der Versicherer von einem mehrere Jahre andauernden Prozess ausgehe. Bislang war von einer schnellen Wende ausgegangen worden. Der Umbauplan trage den Namen «Projekt Schicksal» und sei in einer E-Mail von Konzernchef Edward Liddy an seine Mitarbeiter beschrieben, berichtete die Zeitung. Möglicherweise komme das Projekt auch bei einer Kongressanhörung am Mittwoch zur Sprache. Die Aktie quittierte diese Nachrichten mit Kursverlusten von 5,47 Prozent auf 1,90 Dollar.
Auch von Titeln der Ölkonzerne liessen die Anleger angesichts der zuletzt rückläufigen Preisentwicklung bei dem wichtigen Rohstoff die Finger. Entsprechend gaben Chevron um 3,38 Prozent auf 68,00 Dollar nach und ExxonMobil verloren 1,58 Prozent auf 69,27 Dollar.
Im Technologiesektor legten Oracle-Aktien um 1,31 Prozent auf 18,56 Dollar zu. Papiere von Apple verteuerten sich um moderate 0,29 Prozent auf 129,57 Dollar. Intel-Titel legten vor der für Mittwoch erwarteten EU-Entscheidung über eine Klage von Advanced Micro Devices (AMD) um 0,52 Prozent auf 15,37 Dollar zu. Der Chiphersteller wirft dem Konkurrenten und Weltmarktführer vor, er wolle ihn aus dem Markt drängen. Gerüchten zufolge wird Intel mit einer Strafe belegt werden. Für AMD ging es um satte 7,38 Prozent auf 4,22 Dollar hoch. (awp/mc/ps/34)