US-Schluss: Talfahrt verlangsamt – Bush-Aussagen helfen nicht

Spätere Aussagen von US-Präsident George W. Bush, er wolle angesichts von Rezessionsängsten der weltgrössten Volkswirtschaft mit einem Konjunkturprogramm von 140 bis 150 Milliarden Dollar unter die Arme greifen, beeindruckten die Märkte nicht. Die Grösse des Programms habe enttäuscht, sagte Kim Caughey, Aktienanalyst bei Fort Pitt Capital Group in Pittsburgh. «Ehrlich gesagt glaube ich, die institutionellen Anleger wissen um die begrenzten Möglichkeiten der Regierung, eine wirtschaftliche Wende anzuordnen.»


Der Leitindex Dow Jones beendete den letzten Handelstag der Woche mit einem Minus von 0,49 Prozent bei 12.099,30 Zählern. Seit vergangenem Freitag hat das Börsenbarometer damit 4,02 Prozent verloren. Der marktbreite S&P-500-Index schloss 0,60 Prozent niedriger bei 1.325,23 Zählern. Der NASDAQ Composite verlor 0,29 Prozent auf 2.340,02 Zähler. Lediglich der NASDAQ 100 konnte ein Tagesplus von 0,11 Prozent auf 1.844,09 Punkte behaupten.


Die Aktien von General Electric (GE) waren nach Quartalszahlen mit plus 3,31 Prozent auf 34,31 US-Dollar Spitzenreiter im Dow. Der US-Mischkonzern ist trotz der US-Konjunkturschwäche auf Rekordkurs. Besonders der Infrastrukturbereich und das weltweite Geschäft sorgten 2007 für Wachstum. GE bekräftigte die bisherige Prognose von gut zehn Prozent Gewinnplus im laufenden Jahr.


Der IT-Konzern IBM , der bereits am Montag eine vorläufige Jahresbilanz vorgelegt hatte, machte ungeachtet der Konjunkturabschwächung zuversichtliche Aussagen über das laufende Jahr. Das Management rechnet 2008 mit einem Gewinnzuwachs von 15 bis 16 Prozent. Die Aktie legte um 2,27 Prozent auf 103,40 Dollar zu.


Für Advanced Micro Devices (AMD) ging es um deutliche 11,51 Prozent auf 7,07 Dollar nach oben. Der Chiphersteller bringt sein Geschäft allmählich wieder in Gang, wenn auch der überteuerte Kauf des Grafikchip-Spezialisten ATI ihm ein Milliarden-Loch in die Bilanz gerissen hat. Im vierten Quartal erlitt AMD einen Verlust von 1,77 Milliarden Dollar, etwa dreimal soviel wie ein Jahr zuvor. Allerdings waren die operativen Verluste überschaubar und das Kerngeschäft mit PC- Prozessoren schaffte nach einem Rekordabsatz wieder schwarze Zahlen. Analysten bewerteten die Zahlen positiv.


Eine Übernahme liess NYSE-Euronext um 2,25 Prozent auf 72,67 Dollar steigen. Der weltgrösste Börsenbetreiber übernimmt den deutlich kleineren Wettbewerber American Stock Exchange und baut damit den Optionshandel deutlich aus. Der Kaufpreis von 260 Millionen Dollar (178 Mio Euro) wird mit Aktien bezahlt. Research In Motion (RIM) gewannen 1,98 Prozent auf 88,59 Dollar, nachdem Oppenheimer das Papier des Blackberry-Herstellers auf «Outperform» hochgestuft hatte. Das von 150 auf 120 Dollar gesenkte Kursziel lag immer noch deutlich über dem derzeitigen Niveau.


Dagegen stürzten Sprint Nextel um 24,81 Prozent auf 8,70 Dollar ab. Der US-Mobilfunkkonzern streicht 4.000 Stellen und schliesst zahlreiche seiner Geschäfte. Der neue Chef Daniel Hesse will damit bis zu 800 Millionen Dollar pro Jahr sparen. Das Unternehmen erwartet auch weitere Umsatzrückgänge und schliesst eine Sonderabschreibung für das abgelaufene vierte Quartal nicht aus.


Schlumberger verloren in Reaktion auf die Bilanzvorlage 3,62 Prozent auf 79,52 Dollar. Händler verwiesen auf die vorsichtigen Zukunftsaussagen des Ölfeldausrüsters. Ausserdem hätten niedrigere Preise im US-Geschäft und Probleme mit dem Wetter im vierten Quartal auf die Margen gedrückt. Der Gewinn stieg schwächer als von Branchenexperten erwartet.


Pharmaunternehmen standen nach negativen Nachrichten im Fokus. Merck & Co und Schering-Plough sehen sich in den USA einer möglichen Sammelklage wegen des Bluttfettsenkers Vytorin gegenüber. Die Anwaltskanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro habe eine Klage gegen die beiden Firmen eingereicht, worin den Firmen die Verletzung von Patientenrechten in Bezug auf den Verkauf und die Vermarktung der Mittel Zetia und Vytorin vorgeworfen wird. Merck & Co verloren 2,82 Prozent auf 53,32 Dollar, Schering-Plough gaben um 1,48 Prozent auf 21,30 Dollar nach.


Ein US-Berufungsgericht bestätigte das Urteil über einen Patentverstoss des Pharmakonzerns Abbott Laboratories – deren Aktie fiel leicht um 0,54 Prozent auf 59,43 Dollar. Das Gericht bestätigte die Ansicht eines Bezirksgerichts, dass Abbott gegen das Patent von Innogenetics für seine Hepatitis C Virus Genotyping-Technologie verstossen hat. Deren Aktie kletterte 2,07 Prozent auf 4,44 Dollar. (awp/mc/ab)

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