US-Schluss: Uneinheitlich – Citigroup hebt Dow, Techwerte schwach
Nachdem noch bis zur Wochenmitte alles schlecht gewesen sei, hätten nun einige positiv aufgenommene Bilanzen und Nachrichten den angeschlagenen Bankensektor zum Zugpferd der Börsen werden lassen, sagte ein Aktienhändler in New York. Auf der anderen Seite hätten Technologiewerte den versöhnlichen Wochenausklang mit schlechten Zahlen etwas getrübt. Im Fokus bleibe auch der Ölpreis, der mit einigen Abwärtsschüben die Börse diese Woche gestützt habe.
Der Der Dow Jones Industrial ging mit plus 0,44 Prozent bei 11.496,57 Zählern ins Wochenende. Im Wochenvergleich kletterte der weltweit bekannteste Aktienindex damit um 3,57 Prozent nach oben. Noch am Dienstag war der Dow bei 10.828 Punkten auf den tiefsten Stand seit Juli 2006 gefallen. Der S&P-500-Index gewann aktuell 0,03 Prozent auf 1.260,68 Punkte. An der technologielastigen NASDAQ-Börse gab der Composite-Index dagegen 1,28 Prozent auf 2.282,78 Zähler ab. Im Vergleich zum vergangenen Freitag stand der breit gefasste Index damit aber noch um 1,92 Prozent höher. Der NASDAQ 100 verlor 1,63 Prozent auf 1.823,23 Punkte.
Eine wahre Zahlenflut seit dem Börsenschluss am Vorabend bestimmte laut Händlern das Börsengeschehen. Finanzwerte knüpften an ihre deutlichen Kursgewinne der Vortage an. Triebfeder seien diesmal überraschend gute Ergebnisse der Citigroup gewesen, sagten Händler. Die Citigroup-Aktien legten an der Dow-Spitze 7,68 Prozent auf 19,35 Dollar zu. Der von der Kreditkrise weltweit mit am schwersten getroffene US-Finanzkonzern erlitt zwar nach nochmals hohen Abschreibungen den dritten Milliardenverlust in Folge. Das Minus war aber nicht so ganz gross wie von Experten befürchtet.
Mit Enttäuschung wurden dagegen die Zahlen von Merrill Lynch aufgenommen. Die drittgrösste US-Investmentbank wies einen Verlust von 4,97 Dollar je Aktie aus – Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 1,91 Dollar Verlust gerechnet. Die Titel legten dennoch im Kielwasser des festen Bankensektors 0,59 Prozent auf 30,91 Dollar zu. Auch die Aktien der angeschlagenen Hypothekenfinanzierer bewegten sich am Freitag wie schon die Tage zuvor extrem stark: Titel von Fannie Mae verteuerten sich zum Wochenende um 22,60 Prozent auf 13,40 Dollar, Freddie Mac gewannen 10,20 Prozent auf 9,18 Dollar. Laut dem «Wall Street Journal» erwägt Freddie Mac eine Kapitalerhöhung um bis zu 10 Milliarden Dollar.
Im Technologiesektor überwog unterdessen die Enttäuschung. Microsoft gaben am Dow-Ende 6,03 Prozent auf 25,86 Dollar ab. Der weltgrösste Software-Hersteller verfehlte in seinem Schlussquartal wegen hoher Verluste im Online-Geschäft die Gewinnprognose des Marktes. Auch der Ausblick lag Börsianern zufolge unter den Erwartungen der Anleger. Dagegen hatte IBM laut Händlern gute Zahlen vorgelegt. Der Computer- und IT-Konzern übertraf im zweiten Geschäftsquartal dank eines starken internationalen Geschäfts bei Umsatz und Gewinn die durchschnittlichen Analystenerwartungen. Die Papiere von «Big Blue» legten 2,66 Prozent auf 129,89 Dollar zu.
Google sorgte aber für die grössere Enttäuschung bei den Anlegern. Die Aktien des Suchmaschinen-Betreibers rutschten als zweischwächster Wert im NASDAQ 100 um 9,77 Prozent auf 481,32 Dollar ab. Börsianern zeigten sich enttäuscht vom abflauenden Wachstum des Konzerns, der die hochgesteckten Erwartungen des Marktes im zweiten Quartal verfehlt hatte. Analysten von UBS bemängelten die Margenentwicklung. Die Empfehlung bleibt aber «Buy». Schwächer als Google notierten lediglich die Papiere des Biotechnologie- und Pharmaunternehmens Gilead Sciences, die ebenfalls nach Zahlen um 10,60 Prozent auf 49,53 Dollar absackten. (awp/mc/ps/01)