Allerdings reduzierten die meisten Indizes ihre Verluste im Tagesverlauf, der Leitindex Dow Jones (DJIA) drehte sogar ins Plus und schloss gut behauptet, nachdem Händlern zufolge wieder Schnäppchenjäger unterwegs gewesen seien. Die überwiegend schwachen Konjunkturdaten fanden kaum Beachtung.
Der DJIA ging vor der am Dienstag anstehenden Leitzinsentscheidung der Notenbank Fed mit einem Plus von 0,18 Prozent auf 11.972,25 Punkte aus dem Handel. Die Schwankungsbreite im Tagesverlauf betrug rund 314 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 0,90 Prozent auf 1.276,60 Zähler. An der Technologiebörse fiel der NASDAQ 100 um 1,55 Prozent auf 1.687,19 Punkte. Der NASDAQ-Composite-Index sank um 1,60 Prozent auf 2.177,01 Zähler.
Dass es nicht zu richtigen Panikverkäufen gekommen sei und der Dow sogar zum Handelsende wieder zugelegt habe, könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Bodenbildung kurz bevorstehe, sagten Händler am Markt. Schnäppchenjäger hätten rund eine Stunde vor Handelsschluss zugegriffen. Gekauft wurden vor allem Pharmawerte, aber auch Technologie- und Telekomaktien im Leitindex.
Bereits vor dem Wochenende hatte die Nachricht über den Zustand von Bear Stearns und deren möglicher Pleite deutlich belastet. Die Bear-Stearns-Titel, die am Freitag bereits rund die Hälfte ihres Wertes eingebüsst hatten, verloren weitere 84,54 Prozent auf 4,77 Dollar, als bekannt wurde, dass JPMorgan die Bank für 0,05473 eigene Aktien übernehmen will.
Andere Finanztitel mit Ausnahme von JPMorgan gaben ebenfalls nach: Citigroup verloren 6,01 Prozent auf 18,62 Dollar, American International Group (AIG) sanken um 3,52 Prozent auf 39,73 Dollar. Lehman Brothers brachen um 19,13 Prozent auf 31,75 Dollar ein. Die Bank wird am Dienstag Zahlen zum ersten Quartal vorlegen. Morgan Stanley büssten 8,02 Prozent auf 36,38 Dollar ein und Merrill Lynch 5,36 auf 41,18 Dollar.
Die drittgrösste US-Bank JPMorgan profitierte kräftig von der Übernahme von Bear Stearns: Das Papier sprang im Dow Jones um 10,32 Prozent auf 40,31 Dollar nach oben. Analysten schätzten den Kauf zu einem «Spottpreis» von gut 2 US-Dollar je Aktie als langfristig positiv für JPMorgan ein. Dadurch könne die US-Bank ihr Geschäft strategisch vorteilhaft zu einem geringen Preis erweitern und ausbauen, hiess es.
General Motors (GM) verloren als Schlusslicht im Dow Jones 7,23 Prozent auf 17,83 Dollar. S&P erwägt eine Abstufung der Kreditwürdigkeit des Autobauers, da bei der Zulieferfirma American Axle weiterhin gestreikt wird. Dadurch musste GM bereits Werke stilllegen.
Die führende US-Derivatebörse CME will den weltgrössten Energiehandelsplatz, die New York Mercantile Exchange (NYMEX) , für 9,48 Milliarden Dollar (6,15 Mrd Euro) übernehmen. Ein entsprechender Vertrag wurde an diesem Tag von beiden Seiten unterzeichnet. Infolge der Finanzmarktturbulenzen fand dies keine Beachtung. CME sanken um 7,58 Prozent auf 449,20 Dollar und die NYMEX-Titel gaben um 11,26 Prozent auf 84,30 Dollar nach. Beide Börsen hatten betont, dass die Finanzlage ihrer Clearing-Mitglieder, inklusive Bear Stearns, gut sei.
An der NASDAQ stiegen die Titel von Microsoft um 1,32 Prozent auf 28,30 Dollar. Sie waren die am meisten gehandelten Aktien im NASDAQ 100 an diesem Tag. Es folgten nach Handelsvolumen Intel, die um 0,92 Prozent auf 20,85 Dollar zulegten und dann Cisco Systems, die um 0,12 Prozent auf 24,29 Dollar nachgaben. (awp/mc/pg)