US-Schluss: Uneinheitlich – Zukunft von Lehman im Fokus
Marktteilnehmer sprachen einerseits von vorsichtigen Optimismus, dass damit ein weiteres Problem der Finanzkrise beseitigt würde. Andererseits herrsche jedoch weiter hohe Unsicherheit, nicht nur darüber, was am Ende wirklich mit Lehman passieren werde. Schwachen Finanztiteln standen vor allem Rohstofftitel als Gewinner gegenüber.
Der Dow Jones Industrial gab nach Schwankungen zwischen 11’280 und 11’459 letztlich um 0,10% auf 11’421,99 Zähler nach. Im Wochenvergleich erreichte er einen Kursgewinn von 1,79%. Der marktbreite S&P-500-Index legte um 0,21% auf 1’251,70 Zähler zu. An der NASDAQ ging es für den Composite-Index um 0,14% auf 2’261,30 Punkte nach oben – im Wochenvergleich ein Zuwachs von 0,23%. Der NASDAQ 100 sank um 0,37% auf 1’767,13 Punkte.
Die vor Handelsbeginn veröffentlichten Einzelhandelsumsätze waren im August überraschend gefallen. Das von der Universität von Michigan erhobene Konsumklima hellte sich im September Kreisen zufolge allerdings stärker als erwartet auf. Die Lagerbestände wiederum stiegen im Juli deutlich stärker als erwartet. Die Kern-Erzeugerpreise trafen mit einem Anstieg um 0,2% genau die Erwartungen.
Aktien von Lehman Brothers rutschten um weitere 13,5% auf 3,65 USD ab. Ihr Tief fanden die Titel bei 3,17 USD und verloren damit binnen Wochenfrist in der Spitze gut 80%. Die US-Regierung und die Notenbank Fed schalteten sich aus Sorge um neue Schockwellen für die Finanzmärkte in die mit Hochdruck laufende Suche nach einem Käufer ein. Angesichts eines Rekordverlustes und des drastischen Kursverfalls der viertgrössten US-Investmentbank solle eine Übernahme noch am Wochenende unter Dach und Fach gebracht werden, berichteten mehrere amerikanische Medien übereinstimmend. Zu den potenziellen Käufern zählten die Bank of America und die britische Barclays, so das «Wall Street Journal Online». Bank of Amerika legten als Ausnahme im Finanzsektor um 2,06% auf 33,74 USD zu.
American International Group (AIG) brachen am Ende des Leitindex um weitere 30,83% auf 12,14 USD ein. Mit 11,49 USD rutschten die Papiere des Versicherers zeitweise auf den tiefsten Stand seit November 1992 und mussten die Allianz als nach Marktkapitalisierung weltweit schwersten Branchenvertreter vorbeiziehen lassen. Börsianer verwiesen auf anhaltende Sorgen um das Engagement im Hypothekenmarkt. Seit Wochenbeginn ging es für AIG-Aktien um rund 46% nach unten. Auch für Washington Mutual ging es um weitere 3,53% auf 2,73 USD nach unten, obwohl die grösste US-Sparkasse am Vorabend mit der Aussage, über ausreichend Liquidität zu verfügen, an den Markt getreten war. Goldman Sachs hatte seine Einstufung aktuell von «Sell» auf «Neutral» angehoben. Börsianern zufolge senkte allerdings die Ratingagentur Moody’s ihre Einstufung auf unterhalb des für Investments empfohlenen Niveaus (investment grade). Merrill Lynch verloren 12,25% auf 17,05 USD.
Bester Dow-Wert waren die Papiere des Aluminiumkonzerns Alcoa mit plus 3,80% auf 28,67 USD. Ebenfalls sehr fest tendierten die Ölwerte, obwohl der WTI-Rohölpreis nach kurzzeitiger Stabilisierung wieder den Rückwärtsgang einlegte und erstmals seit April vorübergehend unter 100 USD zurückfiel. ExxonMobil stiegen aber um 2,57% auf 77,50 USD und Chevron Corp. legten 1,74% auf 84,24 USD zu.
Lockheed Martin legten mit einem neuen Rüstungsvertrag mit einem Umfang von 5,6 Mrd USD 1,89% auf 117,27 USD zu. Ein Analyst von Jefferies & Co. rechnet, damit, dass das Geschäft einige hundert Millionen Dollar jährlich zum Umsatz beitragen könnte. Die Rüstungsfirma könne damit ihre Marktanteile um ein gutes Stück steigern. (awp/mc/ps/35)