US-Schluss: Verluste – Finanzsektor und dünner Handel drücken
«Der Aktien- und Anleihemarkt dürfte wegen des geringen Handelsvolumens übertriebene Reaktionen zeigen», sagte Sean Simko, Leiter der Abteilung für festverzinsliche Wertpapiere, bei SEI Investments. «Es gibt derzeit einfach zu viel Unsicherheit am Markt, die diese Schwankungen verursacht.» Die beginnende Ferienzeit verstärke diese Volatilität noch zusätzlich. «Die Ausschläge sind durch die geringen Volumina aufgebauscht», sagte Simko.
Der Leitindex Dow Jones verlor 2,08 Prozent auf 11.386,25 Zähler. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 1,96 Prozent auf 1.266,85 Punkte nach. An der NASDAQ ging der Composite-Index um 2,03 Prozent auf 2.365,59 Zähler zurück. Der NASDAQ 100 büsste 2,16 Prozent auf 1.889,72 Punkte ein.
Die Marktteilnehmer warteten ab, ob sich der jüngste Preisrückgang beim Öl fortsetze, sagten Händler. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) war am Freitag um rund sieben Dollar gesunken. Am Montag erholte sich der Ölmarkt allerdings etwas von den Verlusten. Auf dem US-Häusermarkt zudem war die Zahl der Verkäufe bestehender Häuser im Juli etwas stärker als erwartet gestiegen.
Sorgen über das Kredit-Rating der American International Group (AIG) drückten auf Titel der Finanzbranche, sagten Börsianer. Ein Analyst der Credit Suisse hatte sein Kursziel für die Titel gesenkt und die Ratingagentur Fitch hatte gewarnt, sie könnte ihr Rating für das Unternehmen senken. Die Aktien des Versicherungskonzerns büssten 5,49 Prozent auf 18,78 Dollar ein und waren damit der schwächste Wert im Index Dow Jones Industrial Average (DJIA) .
Aktien von Lehman Brothers Holdings verloren 6,66 Prozent auf 13,45 Dollar. Händler verwiesen auf Spekulationen um die Zukunft des Chefs der Investmentbank und die Unabhängigkeit des viertgrössten Institutes seiner Art in den USA. Die Aktie hatte am vergangenen Freitag kräftige Gewinne verbucht, nachdem es am Markt geheissen hatte, die staatliche Korea Development Bank sei an Lehman interessiert. Presseberichten zufolge hat die koreanische Finanzaufsicht die Korea Development Bank jedoch zur Vorsicht vor jeglichen Zukäufen ausländischer Institute aufgerufen.
Papiere der krisengeschüttelten grössten US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac konnten indes zulegen. Freddie Mac hat erfolgreich ein Anleihenpaket in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar am Markt platziert. Zudem bedeute ein Rettungseingriff des Staates laut Bradley Ball, Analyst der Citigroup, nicht zwangsläufig, dass alle Aktionäre leer ausgingen. «Wir glauben nicht, dass die Regierung kurzfristig einschreiten muss.» Fannie Mae gewannen 3,80 Prozent auf 5,19 Dollar, während Freddie Mac um 17,08 Prozent auf 3,29 Dollar nach oben sprangen.
Aktien der Infineon-Tochter Qimonda und des Speicherchip-Unternehmens Micron Technology zeigten sich angesichts von Übernahmespekulationen bewegt. Das «Wall Street Journal» hatte berichtet, Micron befinde sich in Gesprächen mit Infineon über den kompletten oder teilweisen Kauf von deren 77,5-Prozent-Paket an Qimonda. Infineon will seinen Anteil bis zur Hauptversammlung im Frühjahr auf unter 50 Prozent senken. «Spekulationen kommentieren wir nicht», sagte ein Infineon-Sprecher am Montag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Aktien von Qimonda sprangen um 9,92 Prozent auf 1,44 Dollar. Micron Technology hingegen verloren 4,26 Prozent auf 4,49 Dollar.
Titel von Broadcom stehen mit der Bekanntgabe einer Übernahme im Fokus. Broadcom will das Geschäft mit digitalem Fernsehen des Chipproduzenten Advanced Micro Devices (AMD) für 192,8 Millionen US-Dollar in bar kaufen. Bei Abschluss des Geschäfts könnte eine einmalige Aufwandsverbuchung nötig sein, hatte der AMD-Konkurrent mitgeteilt. Aktien von Broadcom büssten 4,56 Prozent auf 26,17 Dollar ein. AMD-Titel hingegen gewannen 2,07 Prozent auf 5,93 Dollar, nachdem sie im vorbörslichen US-Handel schon sehr fest waren.
Titel von Autobauern wurden von einem Pressebericht bewegt. Dem «Wall Street Journal» (Montag) zufolge wollen die verlustträchtigen Unternehmen General Motors (GM) , minus 2,97 Prozent auf 10,13 Dollar, Ford, minus 1,32 Prozent auf 4,41 Dollar, und Chrysler staatliche Hilfen in Milliardenhöhe haben. Die Kredite sollen die schnellere Entwicklung neuer sparsamerer Autos finanzieren. (awp/mc/pg/01)