US-Wirtschaft wächst kräftig – Warnung vor Euphorie
Im Gesamtjahr 2009 schrumpfte die Wirtschaft indes rezessionsbedingt um 2,4 Prozent – so stark wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Obwohl das Wachstum im Schlussquartal den Daten zufolge auf einer recht breiten Basis stand, warnten Volkswirte vor Euphorie. Grund: Den mit Abstand stärksten Wachstumsbeitrag lieferte die Lagerkomponente der Unternehmen. Allein auf die drastisch verminderte Geschwindigkeit des Lagerabbaus sind rund 3,4 Prozentpunkte oder rund sechzig Prozent des Gesamtwachstums zurückzuführen. Ohne diesen Effekt wäre die US-Wirtschaft im vierten Quartal um nur 2,2 Prozent gewachsen, also weniger als halb so stark wie ausgewiesen.
Ökonomen dämpfen zu hohe Erwartungen
Da es sich bei dem Lagereffekt um ein zeitlich begrenztes Phänomen handeln dürfte, rechnen Ökonomen nicht mit einer Fortsetzung des starken Wachstums. Die Postbank sprach von einem «Ausreisser nach oben». Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sieht das Wachstum durch Sonderfaktoren überzeichnet. Auch die Commerzbank dämpfte zu starke Erwartungen: Vor allem der private Konsum dürfte sich in den kommenden Monaten schwächer als in vergangenen Aufschwüngen erholen, sagte USA-Experte Bernd Weidensteiner.
Haupttreiber des robusten Wachstums zu Jahresende waren neben der Lagerkomponente die Konsumausgaben und die Ausrüstungsinvestitionen. Vor allem die Zunahme der wichtigen Investitionen weckte bei Experten Hoffnungen, dass die schwere Krise auf dem Arbeitsmarkt auslaufen wird. Und mit einer Beschäftigungswende dürften sich auch die Aussichten für den privaten Konsum aufhellen, wenngleich ein Konsumboom nicht zu erwarten sei, kommentierte die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
Reaktion an den Märkten
An den Finanzmärkten fielen die Reaktionen erwartungsgemäss aus: So geriet der Euro nach den Zahlen unter Druck, während die Aktienmärkte Kursgewinne verbuchten. Die Staatsanleihen als «sicherer Anlagehafen» mussten Kursabschläge hinnehmen.
Chicago-Einkaufsmanagerindex steigt überraschend
Positive Daten kamen auch aus der Region Chicago, wo der Einkaufsmanagerindex im Januar überraschend gestiegen ist. Der Index sei von 58,7 Punkten im Vormonat auf 61,5 Punkte geklettert, teilte die regionale Einkaufsmanagervereinigung von Chicago am Freitag mit. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 57,5 Punkte erwartet. Indexstände von über 50 Punkten signalisieren eine wirtschaftliche Belebung, während Werte darunter auf einen Rückgang hinweisen. Der Chicago-Index gilt als Indikator für den nationalen Einkaufsmanagerindex ISM, der am Montag veröffentlicht wird.
Michigan-Konsumklima hellt sich stärker als erwartet auf
Und auch das von der Uni Michigan erhobene Konsumklima hellte sich im Januar stärker als erwartet auf. Der entsprechende Index sei von 72,5 Punkten im Vormonat auf 74,4 Zähler gestiegen, teilte die Universität Michigan in einer zweiten Schätzung mit. Damit wurden vorläufige Daten um 1,6 Punkte nach oben revidiert. Volkswirte hatten nur mit 73,0 Punkten gerechnet. Der Index der Universität Michigan gilt als Stimmungsbarometer für das Kaufverhalten der US-Verbraucher. Der private Konsum wird wegen der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise derzeit besonders stark beachtet. In den vergangenen Jahren war der Konsum die wichtigste Konjunkturstütze der weltweit grössten Volkswirtschaft. (awp/mc/pg/21)